Sport und Bildung verband eine Reise nach Oswiecim: Junge Basketballer des TV Blatzheim informierten sich über die Schrecken des Holocausts.
Sport und BildungKerpener U14-Basketballer reisten in die Partnerstadt Oswiecim
„Das ist genau das, was wir in diesen Zeiten brauchen: Junge Leute über den Sport zusammenbringen und ihnen auch die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte zeigen, zum Beispiel im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz!“ Julia Weingarten, langjähriges Mitglied des TV Blatzheim, brachte die Intention der Reise zur Kerpener Partnerstadt Oswiecim, dem ehemaligen Auschwitz, auf den Punkt.
Polnische Partner organisierten internationales Turnier
Die Reisegruppe traf sich an Allerseelen zu einer Nachbesprechung im Kunibertushaus in Blatzheim. Auch Ortsvorsteher Klaus Ripp, nebenbei Schriftführer des TV Blatzheim, war dabei. Die polnischen Partner hatten ein internationales Basketball-Turnier für U14-Spieler angesetzt, und es kamen Teams aus der Ukraine, Frankreich, Italien, Deutschland und Polen.
Die Kulisse in der modernen Sporthalle war für die Blatzheimer sensationell: Einzug mit Nationalflaggen, Tanz der Cheerleader und Singen der Europahymne – die Atmosphäre war beeindruckend.
Auf den Besuch im ehemaligen Konzentrationslager hatte Susanne Harke-Schmidt, die Partnerschaftsbeauftragte der Stadt Kerpen, die Sportler schon zu Hause intensiv vorbereitet: Man ging zum jüdischen Friedhof in Kerpen, am Ort der ehemaligen Synagoge und an Häusern mit Stolpersteinen vorbei, und Harke-Schmidt berichtete vom Antisemitismus der Nazis und dem Holocaust.
Das war auch nötig, denn einige junge Mitreisende bekannten, eigentlich so gut wie nichts über diese dunkle Zeit zu wissen. „Wir hatten nur sehr wenig vorher davon gehört, da war es schon gut, vor dem Besuch im KZ etwas zu erfahren,“ meinten die Basketballer Neo, Frederik und Louis.
Was sie am meisten beeindruckt hat: „Die riesigen Dimensionen des Lagers, dass man die Räume und Gegenstände im Original gesehen hat!“ Dabei hatte man einige der schrecklichen Seiten des Lagers gar nicht gezeigt bekommen, man hörte aber von unmenschlichen Experimenten von Ärzten und war froh, damit nicht konfrontiert zu werden.
Sportlich durchwachsen, menschlich überragend
Sportlich brauchten die U14-Tigers einen gewissen Anlauf; nach vier verlorenen Spielen gewann man dann das letzte Spiel mit 72:44 gegen Breisach. Aber alle betonen, dass der Kontakt mit den internationalen Jugendlichen das eigentliche Erlebnis des Aufenthalts war. Man spielte nicht nur Basketball, sondern ging auf die Bowlingbahn, sang „Major Tom“ beim Karaoke und mit allen „We are the Champions“.
Parallel zum Turnier gab es für die Begleitpersonen ein ebenso beeindruckendes Programm mit dem Besuch der Gerhard-Richter-Galerie Birkenau, dem Anzünden von Gedenkkerzen an der Todesmauer und dem „Block 27“, von Yad Vashem in Jerusalem gestaltet. Dieser Block ist nur für besondere Besucherinnen und Besucher zugänglich und widmet sich speziell den mehr als 1.200.000 von den Nazis ermordeten Kindern. Danach fiel es allen schwer, sich wieder den Ereignissen in den Sporthallen zu widmen.
Josef Weingarten, Vorsitzender des TV Blatzheim, dankte den Organisatorinnen der Reise, Brigitte Fischenich, Abteilungsleiterin Sport, Bäder und Kultur der Stadt Kerpen, ihrer Mitarbeiterin Alexandra Krüll und Susanne Harke Schmidt, sowie Trainer Frank Steenbuck und Betreuer René Berkhauer für ihr großes Engagement. „Als sie aus Oswiecim zurückgekommen waren, schwärmten sie vom Verhalten der jungen Leute, die die Kolpingstadt Kerpen und den Turnverein Blatzheim in Polen eindrucksvoll vertreten haben,“ so Weingarten. Ein Rückbesuch in Kerpen ist geplant, erste Ideen haben die engagierten Veranstalter im Kopf, man sucht Unterstützung.