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KerpenKritik an Ablehnung von Dominik Laufs – „Mit unserer Vorgeschichte ist das peinlich“

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Kerpener Rathauses. (Symbolbild)

Im Rathaus in Kerpen herrscht Unmut. (Symbolbild)

Die Ratsfraktionen in Kerpen üben Kritik an der Kölner Bezirksregierung, die den gewählten Beigeordneten Laufs ablehnte.

Die Entscheidung der Bezirksregierung, die Wahl Dominik Laufs zum Ersten Beigeordneten abzulehnen, trifft bei den Kerpener Kommunalpolitikern auf Unverständnis. Die Fraktionschefs fühlen sich überrumpelt. Fast alle stehen hinter Bürgermeister Dieter Spürck und sprechen sich für Laufs aus. Noch ist die Wahl des Beigeordneten nicht endgültig gescheitert, einige Unterlagen werden noch geprüft.

Keine überprüfbaren Kriterien der Bezirksregierung

Erst durch im Zuge der Recherchen dieser Zeitung erfuhren einige Fraktionschefs am Dienstag von der Entscheidung der Bezirksregierung. Zu ihnen gehört Klaus Ripp von der CDU. „Es kann nicht sein, dass wir Stellen ausschreiben, und eine übergeordnete Behörde die Bewerber wieder kassiert“, sagt der Christdemokrat.

Wenn Bezirksregierung, Kreis oder Innenministerium unzufrieden seien, müssten sie überprüfbare Kriterien aufstellen, fordert er. „In unserem Fall hätten sie zum Beispiel klar formulieren müssen, was Führungserfahrung bedeutet“, so Ripp. Weder in der Gemeindeordnung noch in einem internen Papier der Bezirksregierung, das der Redaktion vorliegt, sei klar definiert, was als Führungserfahrung gelte.

Der SPD-Vorsitzende Andreas Lipp steht voll und ganz hinter Bürgermeister Spürck. Der Kritik des Bürgermeisters könne er nicht viel hinzufügen, sagt Lipp. „Für mich ist es verwunderlich, mit welch zweierlei Maß die Bezirksregierung die Beigeordnetenwahl in Kerpen bewertet. Welche Grundlage gibt es für ihre Einschätzung?“ Er verstehe nicht, wieso der Rhein-Erft-Kreis und auch die Stadt Königswinter Laufs Kompetenzen anerkennen und die Bezirksregierung nicht. Laufs war zum technischen Beigeordneten in Königswinter gewählt worden, bevor er die Stelle in Kerpen annahm.

„Für eine Stadt mit unserer Vorgeschichte ist das peinlich“

„Eine Sachbearbeiterin aus Köln entscheidet über ein Amt in Kerpen – ich war entsetzt, als ich das gehört habe“, sagt Peter Abels von den Grünen. Auch er kann nicht nachvollziehen, dass Laufs in Königswinter als Beigeordneter zugelassen wurde, aber ihm für Kerpen die Führungserfahrung fehlen soll. „Trotzdem hätte ich mir mehr Engagement von unserem Bürgermeister für Laufs gewünscht.“

Von einer regelrechten Katastrophe spricht David Held, Vorsitzender der Fraktion Bürger-Bündnis-Kerpen (BBK). „Für eine Stadt mit unserer Vorgeschichte ist das peinlich“, sagt er. „Es hinterlässt ein negatives Bild von Kerpen und schreckt potenzielle Bewerber ab. Wer mit gesundem Menschenverstand bewirbt sich noch bei uns als Beigeordneter?“

Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Oliver Niederjohann sieht die Probleme um diese Beigeordnetenwahl vor allem als übles Signal für die Personalgewinnung der Kolpingstadt. Zweifel an der Wahl gab es bei den Liberalen aber schon vorher.

Fachkräftemangel auch in den Kommunen spürbar

Seine Fraktion habe in den Auswahlgesprächen darauf hingewiesen, dass nur ein Kandidat Führungserfahrung habe, erläutert Niederjohann. „Sollte es wirklich an der Führungserfahrung scheitern, dann kommt nur der Kandidat in Frage, der ohnehin unser Favorit war.“ Das sei ein Armutszeugnis für das Personalamt, sagt Niederjohann.

Seine Fraktionskollegin Alessa Flohe von der Piratenpartei spricht sich deutlich dagegen aus, die Stelle weitere zwei Jahre unbesetzt zu lassen. „Auch eine weitere Ausschreibung der Stelle ist keine Option.“ Der Fachkräftemangel mache auch vor den Kommunen nicht Halt, sagt Flohe. Dominik Laufs nicht zu ernennen wäre ein fatales Signal, auch über die Stadtgrenzen hinaus, glaubt sie.