„Siri, wie lange lebt ein Regenwurm?“Biogartenmesse in Kerpen lockt viele Besucher
Kerpen-Türnich – „Siri, wie lange lebt ein Regenwurm?“ Siri zeigt sich zunächst irritiert, und führt zuerst die Wahrscheinlichkeit von Regengüssen über dem Schlosspark ins Feld, und die ist am Samstagnachmittag hoch. Noch einmal befragt Severin Graf Hoensbroech während der Biogartenmesse sein Mobiltelefon, denn es geht immerhin um harte Fakten zu den Weichtieren. „Völlig unterschätzte Bodenbewohner“, die überdies ausgesprochen langlebig sind, nämlich zwischen „drei und acht Jahren“, antwortet Siri jetzt. Und der Titel dieser Biogartenmesse „Der Boden der Tatsachen – Wertvolles zu Garten und Ackerboden“ lenkt den Blick auf Wesentliches.
Der Regenwurm sei ein Anzeiger für guten Boden und als Humusproduzent unbedingt erwünscht, so Hoensbroech. Und, gelänge es, auf allen Feldern dieser Erde die Humusschicht um nur sieben Promille der jetzigen Dicke wachsen zu lassen, binde das alles überschüssige Kohlendioxid und heile so das Weltklima, greift Hoensbroech im Gespräch am Samstagnachmittag auf sein sonntägliches Vortragsthema vor: „Planetare Belastungsgrenzen“. Denn Humus binde Kohlendioxid. Leider bleibe das Wachstum der Humusschicht Fiktion. Vielmehr vernichte die kommerzielle Landwirtschaft durch Verdichtung des Bodens mit großen Maschinen und Anwendung von Giften und Düngern die Humusschicht.
Im eigenen Garten dagegen könne man vieles für gesunden Humus tun, vielleicht sogar einen eigenen Kompost anlegen, in dem sich mit etwas Know-how von der Gartenmesse gar die erwünschten Regenwürmer ansiedeln ließen, empfiehlt der Gastgeber der Biogartenmesse rund um das Schloss. Für eine sorgfältige Einschätzung des Bodens empfiehlt die Veranstalterin der Biogartenmesse, Batya-Barbara Simon, jedenfalls eine professionelle Bodenanalyse. Ohne Bodenanalyse gärtnerten auch Biogärtner mit gut gemeinten Bodenverbesserungsmaßnahmen oftmals im Finstern.
60 Händler zeigen Nutz- und Zierpflanzen
Nicht selten laute die Empfehlung des Labors, bei der Übernahme eines Gartens auf jegliche Düngung für drei bis fünf Jahre komplett zu verzichten, wegen bereits erfolgter Überdüngung. Selbst mit dem eigenen Kompost solle man da besser mal aussetzen. Zu viel Löwenzahn könnte auf zu hohe Stickstoffanteile hinweisen, erfuhren Zuhörer im Vortrag über Zeigerpflanzen. Das sind Wildpflanzen, deren Anwesenheit Auskunft über Nährstoffangebot, Wasserversorgung und andere Gartenfaktoren gibt.
In der Rentei informiert auch Jasper Holler über die 2015 gegründete Bio-Boden-Genossenschaft zur „Landsicherung“ für die ökologische Landwirtschaft mit Hilfe von Mitgliedsanteilen.
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Für alles, was in und auf den Boden von Biogärtnern passt, sorgten auf der Messe wieder etwa 60 Händler aus ganz Deutschland. Sie präsentierten Zier- und Nutzpflanzen aus zertifizierter biologischer Aufzucht und Produkte aus ethisch unbedenklichen Produktionsverhältnissen. Auch Gartengeräte aus geschmiedetem Stahl und Trockensteinmauern von Andreas Arnemann und Benedikt Brockmann aus Bad Münstereifel gehörten zu den ausgestellten Produkten. „Beißen Sie rein“, forderte Herbert Vincken zum Verkosten seiner milden Rauke mit deutlichem Geschmack nach Erdnussbutter auf. 120 verschiedene Pflanzen hat er mitgebracht. Die Kerpenerin Sabine Bresser kann den Rucola des Biogärtners nur empfehlen. Der habe überwintert und sich an anderer Stelle selbst ausgesät.