Nach Pfingsten soll die Begegnungsstätte in Sindorf für alle Bürger öffnen. Die Vereine sind mit den Mietbedingungen aber nicht zufrieden.
Miete zu hoch?Was aus der neuen Begegnungsstätte in Kerpen-Sindorf wird
Im Juli 2023 hatte Werner Nolden genug. Der Vorsitzende der Sindorfer Arbeiterwohlfahrt (Awo) verfasste einen Brandbrief an die Stadt, weil die Begegnungsstätte immer noch nicht offen war. Unter anderem fehlten Möbel. „Vieles erinnert mich an Schilda. Nur dass dies hier Realität ist“, schrieb Nolden. Mittlerweile sind 14 Monate seit dem geplanten Eröffnungstermin vergangen. Und noch immer sind keine Vereine in die Begegnungsstätte gezogen. Der Grund: Den Vereinen ist die Miete zu hoch.
„Früher haben wir nicht solche Summen bezahlt“, sagt Nolden. „Miete und Nebenkosten sind einfach zu hoch für einen gemeinnützigen Verein.“ Der Mietvertrag, der der Awo vorliegt, ist laut Nolden eigentlich für Gewerbetreibende - ein falscher Vertrag also. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Sindorfer Heimatverein haben vergleichbare Verträge erhalten. In diesen ist die Rede davon, dass die Vereine etwa 450 Euro im Monat für eigenes Büro und Lager zahlen sollen.
Nun soll ein neues Mietangebot vorliegen. Das kenne er noch nicht, sagt Nolden. „Nach meinen Informationen zahlt aber beispielsweise der Kerpener Awo-Ortsverein null Euro für die Miete der Begegnungsstätte in Kerpen.“ Von ihren ursprünglichen Ansprüchen seien sie schon abgerückt. Die drei Vereine wollen sich mittlerweile ein einziges Büro teilen - auch wenn dadurch die Gefahr bestehe, dass sie nicht mehr handlungsfähig seien.
Awo-Regionalverband fordert gleiche Bedingungen wie früher
Der Ärger ist im Awo-Regionalverband Rhein-Erft und Euskirchen groß. Deren Geschäftsführer Andreas Houska fordert zumindest gleiche Bedingungen wie zuvor. „Zumindest sollten die Sindorfer nicht deutlich schlechter gestellt werden“, sagt Houska. „Wir stehen hinter dem Verein.“ Die Awo sei nicht dafür verantwortlich, dass ihr altes Gebäude einsturzgefährdet sei.
Die Awo war ursprünglich in einem Gebäude gegenüber der neuen Begegnungsstätte untergebracht. Weil das aber einsturzgefährdet ist, musste der Verein das Gebäude verlassen. Nach Angaben von Nolden hat die Stadt der Awo damals die Miete erlassen. Allerdings hat sich der Verein auch um die Verwaltung des Gebäudes gekümmert. Das Angebot steht auch jetzt für die Begegnungsstätte im Raum.
SPD Sindorf zeigt Verständnis für Ärger
Traditionell steht die Awo der Sindorfer SPD nah. Auch dort gibt es Verständnis für die Wut auf den Mietvertrag. Laut des Sindorfer SPD-Vorsitzenden Branko Appelmann gab es ursprünglich eine Vereinbarung mit der Stadt, dass sich die Vertragsbedingungen nach dem Umzug weder für die Awo noch für das DRK ändern. Die alten Konditionen will die Stadt nicht mehr umsetzen. In einer Antwort auf eine Anfrage von Appelmann begründet die Stadt das mit den „sehr unterschiedlichen“ Vertragskonditionen, die beide Vereine in der Vergangenheit hatten. Beide wolle sie nun gleich behandeln.
Wie Sabine Schüller mitteilt, gab es diese Vereinbarung zwischen Awo und Stadt nicht. „Bürgermeister Dieter Spürck ist vielmehr erfreut, dass der Awo jetzt neben dem bereits gewährten Abstellraum auch noch ein Büroraum angeboten werden kann“, sagt die persönliche Referentin des Bürgermeisters. Bei einem Ortstermin sei eine „einvernehmliche und allseits interessengerechte Lösung“ gefunden werden.
Die Begegnungsstätte steht zwar noch nicht allen Sindorfern offen. Ungenutzt ist sie trotzdem nicht. Einzelne Räume werden unter anderem von politischen Parteien genutzt, im Schultrakt sind bereits Kinder. Es fehlt nur noch ein wenig Technik, ein Beamer und die Küche. Voraussichtlich stehe das Gebäude allen Sindorfern in der Woche nach Pfingsten zur Verfügung, teilt Claudia Seidenpfennig vom Bürgermeisterbüro mit.
Und obwohl die Räume der Vereine noch leer stehen - auf dem Briefkasten der Begegnungsstätte sind Awo und DRK bereits verewigt. Der dritte Mieter, das Bürgerbüro, zieht wahrscheinlich niemals in die Begegnungsstätte. Von Seiten der Stadt heißt es, dass das Jugendamt an diesen Räumen interessiert sei. „Nach finaler Entscheidung von Awo, DRK und Heimatverein, ob auf die ursprünglich vorgesehene Nutzung der Awo verzichtet wird, kann die Belegung erfolgen.“