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„Unser Wasser“Wie Aqua-Jogging in Kerpen die Gesundheit fördert

Lesezeit 3 Minuten
Senioren im Schwimmbad.

Mit verschiedenen Übungen wird das Training abwechslungsreich gestaltet.

Das gelenkschonende Training im Wasser ist gut für den Kreislauf, die Muskeln und die Stimmung. Ein Gürtel sorgt für aufrechte Haltung

Wenn wir mit unseren Gürteln aus PE-Schaumstoff im Schul- und Vereinsbad in Kerpen ins tiefe Wasser steigen, vermuten andere Badegäste schon mal, wir könnten nicht schwimmen. Dabei handelt sich es sich bei diesen um die Hüfte getragen Gurten keineswegs um eine Schwimmhilfe.

Der Gürtel ist vielmehr das entscheidende Gerät für eine Sportart, die zwar ebenfalls im Wasser betrieben wird, aber sich in einem entscheidenden Punkt diametral vom Schwimmen unterscheidet: Während nämlich der Schwimmer versucht, möglichst flach fast auf dem Wasser zu liegen, um den Wasserwiderstand so gering wie möglich zu halten, bewegt sich der Aqua-Jogger aufrecht ohne Bodenkontakt fort, um gegen einen möglichst hohen Wasserwiderstand anzuarbeiten.

Im Wasser müssen die Gelenke nur ein Viertel des Gewichts tragen

Der Aqua-Jogging-Gürtel hebt seinen Körperschwerpunkt leicht an, damit die aufrechte Position entspannt gehalten werden kann und ihm das Wasser nur bis Schulterhöhe reicht. Er verleiht das Gefühl, gehalten zu werden und sich dem Wasser anvertrauen zu können.

Die Grundbewegung, die der Aqua-Jogger ausführt, ähnelt der eines Läufers, nur, dass er sich nicht vom Boden abstößt, sondern das Wasser in der Laufbewegung mit Armen und Beinen nach hinten drückt, um voranzukommen. Er arbeitet also permanent gegen den Wasserwiderstand an. Das Verblüffende dabei: Den Körper bei dieser Anstrengung gegen und mit dem Wasser zu spüren, bereitet Spaß und Freude und bewirkt zugleich einen umfassenden Trainingseffekt, ganz unabhängig vom Fitnesszustand.

Zwei Senioren mit einem Aqua-Jogging-Gürtel.

Keine Schwimmhilfe, sondern ein Sportgerät: Der Aqua-Jogging-Gürtel.

Aqua-Joggen schont die Gelenke, weil sie im Wasser etwa 75 Prozent weniger Gewicht als in der Luft tragen müssen. Es eignet sich daher zum Beispiel auch für Menschen mit Gelenkarthrose. Außerdem: Man kann sich wie beim Joggen an der frischen Luft bei geringerer Trainingsintensität in der Gruppe gut miteinander unterhalten. Oder alleine trainieren, je nach sozialem Bedürfnis. Dieser Sport ist auch nicht auf das Schwimmbad beschränkt. So ist es ein herrliches Gefühl, am frühen Morgen in einem See zu joggen, während um einen herum die Natur erwacht und die Sonne aufgeht.

Laufstile wie Kniehebelauf und Robo-Jogg machen das Training abwechslungsreich

Wir, die vermeintlichen Nichtschwimmer, sind eine Gruppe von fünf Frauen und Männern, die das Aqua-Joggen vor rund 20 Jahren bei Volker Sollin, Schwimmtrainer mit B-Lizenz und Aqua-Fitness-Instruktor, noch im alten Kerpener Hallenbad am Jahnstadion gelernt haben. Dazu gehört nicht nur die Grundschrittart, bei der es vor allem darauf ankommt, den Körper aufrecht zu halten.

Es gibt weitere Laufstile wie Kniehebelauf und den Robo-Jogg, bei dem Arme und Beine mit gerade durchgedrückten Gelenken bewegt werden. Steigerungs- und Intervallläufe erhöhen die Intensität. Zirkeltraining mit verschiedenen Übungen wie Frosch- und Strecksprüngen, Hampelmann oder Drehungen um die Körperlängsachse beanspruchen weitere Muskeln.

Aqua-Joggen ist zum einen ein Herz-Kreislauf- beziehungsweise Ausdauertraining, zum anderen ein Kraftsport zum Muskelaufbau. Es stärkt fast alle Muskeln im Körper, kräftigt zum Beispiel Bauch- und Rückenmuskulatur. Daher eignet es sich zur Prophylaxe gegen Rückenbeschwerden für Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit. Drittens übt Aqua-Joggen die Koordination. Daneben gibt es weitere positive Effekte.

Das Wasser kühlt den Körper angenehm, auch bei intensivem Training. Der Puls sinkt automatisch, wenn man ins Wasser steigt. Die Atmung wird einfacher, weil der Wasserdruck die Atemfunktion unterstützt. Und: Die Bewegungen im Wasser haben einen Massageeffekt bis hin zu einer automatischen Lymphdrainage. Sie zeigt sich darin, dass nach der Übungsstunde die Toiletten stark frequentiert werden. Aqua-Joggen hat darüber hinaus einen meditativen Effekt: Der Kopf wird während des Trainings frei und die Muskeln entspannen sich. Wer es zum ersten Mal ausprobiert, wird die Erfahrung machen, dass ihn nach dem Training das Bedürfnis zu schlafen übermannt.

Wir in der Gruppe können übrigens alle schwimmen. Aber wenn wir die Wahl haben, ziehen wir Aqua-Joggen vor. Denn das macht uns einfach mehr Spaß.