Unter den Top 5Kerpenerin gewinnt Preis für ihren Vorgarten
Kerpen-Brüggen – Zu viel Wildwuchs, zu viel Durcheinander und trotzdem bestimmt sehr arbeitsintensiv: Nicht alle fänden Gefallen an ihrem kleinen grünen Refugium direkt neben der Haustür, gibt Jeannine Delleré-Fischer zu. „Aber ich liebe diesen Ort. Und was noch wichtiger ist: Viele Vögel und Insekten lieben ihn auch.“
Kerpener Preisträgerin hofft auf Nachahmungseffekte
Den Skeptikern kann die Naturfreundin vom Brüggener Dahlienweg nun eine Urkunde aus der Fachwelt entgegenhalten. Delleré-Fischer gehört zu den Gewinnerinnen des Wettbewerbs „Rettet den Vorgarten“.
Im Mai hatten der Landesverband der Gartenbauvereine, der Verband Wohneigentum NRW und der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hauseigentümer aufgerufen, Fotos von ihren Vorgärten einzureichen. Kürzlich wurden die Top Fünf gekürt, und Delleré-Fischer gehört dazu. „Über die Anerkennung für meine Art der Vorgartengestaltung habe ich mich riesig gefreut. Ich hoffe auch auf Nachahmungseffekte.“
Vorzeige-Garten entstand in den vergangenen 15 Jahren
Gesucht wurden Vorgärten, die nicht nur schön, sondern mit Blick auf Artenvielfalt und Klimaschutz gestaltet sein sollten. Und da konnte die Bilderbuch-Autorin tüchtig punkten. Auf dem nur drei Meter breiten und etwa 15 Meter langen Streifen zwischen der Hausfront und der Grenzhecke am Gehweg wächst, gedeiht, blüht, kreucht und fleucht es vielfältig.
Das war nicht immer so. „Als wir das Haus vor 15 Jahren gekauft haben, bestand der Vorgarten nur aus Rasen und Rhododendron. Das war mir zu langweilig. So habe ich nach und nach kleine Beete mit heimischen Kräutern, Stauden, Sträuchern, Bodendeckern und Blühpflanzen angelegt“, erzählt Delleré-Fischer, „manches schlug prima an, anderes ist eingegangen. Ich hatte anfangs ja nicht viel Ahnung, aber je mehr ich mich damit befasst habe, umso besser klappte es.“ Inzwischen ist aus dem einst öden Vorgarten eine verwunschen wirkende Oase geworden. „Weil ich eben nicht gleich jedes kleine Unkräutchen sofort wegjäte, sondern der Natur auch mal ihren Lauf lasse, macht der Garten gar nicht so viel Arbeit. Mir gefällt dieser romantisch-wilde Stil, weil da ganz viel Leben drinsteckt.“
Schottergärten sind für Brüggenerin ein Trauerspiel
Umso mehr betrübt die Brüggenerin, dass auch in ihrem Ort ein Trend zu leblosen, im Hochsommer überhitzten Schottervorgärten zu beobachten sei. Für Delleré-Fischer ein Trauerspiel: „Und es sind nicht nur alte, gebrechliche Menschen, die sich diese vermeintlich pflegeleichten Wüsten anlegen, sondern auch junge Familien.“
Um ein Gegengewicht zu setzen, ist der Naturschutz ein Hauptthema in Delleré-Fischers Kinderbüchern geworden. Und sie hält Vorträge in Kindergärten und Schulen: „Man muss bei den ganz kleinen Menschen ansetzen, um einen Bewusstseinswandel in Gang zu bringen.“
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Dabei sieht sie sich keineswegs als verbohrte Öko-Gärtnerin. „Wer es streng nimmt, wird auch in meinem Vorgarten noch Verbesserungsmöglichkeiten finden“, sagt Jeannine Delleré-Fischer und deutet auf ihre mächtige Kirschlorbeerhecke. „Die haben wir von den Vorbesitzern geerbt. Inzwischen weiß ich, dass diese nichtheimische Art für unsere hiesige Natur gar nicht so gut ist. Den gewonnenen 1000-Euro-Gutschein für eine Gartenbaudienstleistung will ich nutzen, um etwas Besseres zu planen.“