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Kommentar

Kommentar zu den Beigeordneten
Wenn in Brühl und Kerpen die Hängepartie zu einer Nervenprobe wird

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Lesezeit 3 Minuten
Dominik Laufs (links) ist vom Rat Kerpens zum Ersten Beigeordneten ernannt worden.

Eigentlich sollte Dominik Laufs (links) seine Stelle als Erster Beigeordneter zum 1. April antreten – aber die Bezirksregierung legte ihr Veto ein.

Die Hängepartie wird zu einer Nervenprobe: Unser Autor Jörn Tüffers über die Probleme mit den Beigeordneten in Kerpen und Brühl.

Eigentlich hätten Kerstin Richter und Dominik Laufs zum 1. April ihre neue Stelle angetreten. Er als Erster Beigeordneter im Kerpener Rathaus, sie als Beigeordnete für Soziales, Kinder, Jugendpflege, Familie und Demografie in Brühl.

Beide sind in einem Alter, in dem bei vielen nach Studium und erfolgreichen ersten Jahren im Berufsleben der nächste Karriereschritt ansteht. Beide sind Mitte 30. Dass sie seit Jugendjahren politisch aktiv sind, sollte ihnen bei dem Sprung aus ihren jeweiligen Stellen in NRW-Ministerien nicht hinderlich sein.

Bezirksregierung Köln legte Veto ein – wegen fehlender Führungserfahrung

Beide gehören der SPD an. Bei beiden Stellenbesetzungen hatten die Sozialdemokraten in Kerpen beziehungsweise Brühl das Vorschlagsrecht. Führungspositionen in Rathäusern werden so besetzt, dass sich die Parteien, die aktuell im Rat den Ton angeben, im Verwaltungsvorstand wiederfinden. Manchmal gelingt es auch kleineren Koalitionspartnern nach Wahlen, lukrative Stellen für ihr Klientel rauszuschlagen. Die Grünen verstehen dies vor allem auf Kreisebene bestens.

Bei beiden hatte es vor ihrer Wahl Kritik gegeben. Laufs hatte sich Ende 2022 in Königswinter zum Beigeordneten wählen lassen, sagte dort aber zugunsten von Kerpen ab. An Richters Qualifikation hatten CDU und Pirat Harry Hupp Zweifel angemeldet. Gewählt wurden beide, Laufs sogar einstimmig.

Weder Richter noch Laufs haben ihre Stellen angetreten. Bei beiden hat die Bezirksregierung Köln ihr Veto eingelegt. Beiden Politikern fehlt die erforderliche Führungserfahrung. Bei dem 36-jährigen Leichlinger ist die Entscheidung schon vor Wochen gefallen, im Fall der Brühlerin prüft die Behörde in Köln immer noch unverdrossen. Ende offen.

Personalämter der Rathäuser mussten Bewerbungen auf Qualifikationen überprüfen

Beide (und auch die Politiker, die sie gewählt haben) mussten darauf vertrauen, dass die Personalämter in den Rathäusern Brühl und Kerpen ihre Bewerbungen auf die geforderten Qualifikationen geprüft haben.

Und dies nicht nur auf Basis der Ausschreibung, sondern auch auf der Grundlage des Leitfadens der Bezirksregierung zur Wahl von Beigeordneten. Dieselbe Bezirksregierung haben die Bürgermeister Dieter Spürck (Kerpen) und Dieter Freytag (Brühl) kritisiert, weil die Behörde die Wahlen beanstandet hatte.

Nun hat das Dilemma, das die Städte Brühl und Kerpen, die üblicherweise nicht viel gemein haben, schicksalhaft vereint, aber auch eine menschliche Komponente. Diese wird sichtbar, wenn man parteipolitisches Kalkül und Karrieren auf Grundlage von Parteizugehörigkeit einfach mal ausblendet.

Laufs hat Gewissheit, Richter wird auf eine Geduldsprobe gestellt

Laufs wie auch Richter muss das Nein beziehungsweise die drohende Ablehnung aus Köln zusetzen. Gerade für die 36-Jährige wird die nun über Wochen dauernde Hängepartie zu einer Nervenprobe. Ihr wie auch Laufs ist zu wünschen, dass dies ohne Folgen für die jeweilige Person bleibt.

Der Leichlinger ist ein Stück weiter. Er hat Gewissheit, Erster Beigeordneter wird er in Kerpen nicht. Stattdessen soll er sich nun auf einen neu zugeschnittenen kleineren Aufgabenbereich bewerben. Und er bekräftigt, dass er nach wie vor unbedingt in die Kolpingstadt möchte.

Vermutlich auch, weil nach Königswinter und Kerpen die Alternativen erst einmal nicht so reich gesät sein werden. Denn – und auch das verbindet ihn mit Kerstin Richter: Irgendwas bleibt immer hängen.