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EntwicklungshilfeWie ein Kameruner und ein Kerpener ein Bankennetzwerk aufgebaut haben

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt Justin Bomda und Roger Peltzer.

Der Kerpener Roger Peltzer (rechts) hat Justin Bomda beim Aufbau eines Genossenschaftsbankennetzwerks in Kamerun unterstützt.

Ein Netzwerk aus kleinen Banken verbessert das Leben vieler Kameruner. Unterstützung erhält das Netzwerk vor allem von einem Kerpener.

In Europa ist es kaum vorstellbar: Viele Menschen in Afrika können kein Geld zurücklegen. Die Armut in weiten Teilen des Kontinents ist nicht der einzige Grund dafür. Viel mehr fehlt es an Banken und an dem Wissen, wie man mit Geld umgehen kann, um es bewahren oder gar zu vermehren. Das Land Kamerun ist keine Ausnahme.

Doch die Lage bessert sich: Mit der Unterstützung eines Kerpeners gelang es, ein Netzwerk von kleinen Genossenschaftsbanken in Kamerun aufzubauen. 1992 gab es zwei davon in dem zentralafrikanischen Land. Heute sind es 120.

Wenn der Kameruner Finanzexperte Dr. Justin Bomda Deutschland besucht, macht er regelmäßig Halt in Kerpen. Dort lebt Roger Peltzer. Die beiden kennen sich schon fast 30 Jahre. Peltzer war bis zu seiner Rente Abteilungsleiter bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) in Köln. Bomda ist Geschäftsführer der Union des Mutuelles Financieres de Developpement (MUFID), eines Netzwerks aus Genossenschaftsbanken in Kamerun.

Ein System wie die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken

„Ich entdeckte in den 90ern die Pläne, dieses Netzwerk aus kleinen Banken in Kamerun aufzubauen. Das hat mich sofort überzeugt“, erläutert Peltzer. „Das System war den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ähnlich. Ich dachte, dabei können wir mit unserer Erfahrung helfen.“

Bomda promovierte damals an der Universität Hohenheim in Baden-Württemberg. Die beiden trafen sich, Peltzer vermittelte Kontakte zur DEG und zu Misereor.

Gerade die kleinen Bauern abseits der großen Städte waren ganz vom Finanzsystem abgeschnitten.
Justin Bomda

Ohne die Hilfe von Nicht-Regierungsorganisationen sei es schwer gewesen, das Netzwerk in der Finanzwelt bekannter zu machen, sagt Bomda. In den 90ern war für viele Kameruner die Lage prekär. „Gerade die kleinen Bauern abseits der großen Städte waren ganz vom Finanzsystem abgeschnitten.“ Viele Großbanken zogen sich aus dem ländlichen Raum zurück, weil das Geschäft nicht profitabel war. In diese Nische stießen Bomda und das MUFID-Netzwerk.

In Kamerun fehlt an vielen Orten der sichere Platz für das Geld

„Menschen können sparen, auch wenn sie arm sind“, erläutert Bomda. „Sie brauchen nur einen sicheren Platz für ihr Geld. Den Kamerunern fehlte früher ein System, um ihre Ressourcen zu managen.“ Viele Bauern etwa hätten den finanziellen Ertrag ihrer Ernten gleich wieder ausgegeben, zum Beispiel um zu feiern.

„Wenn sie aber finanziell gebildet sind, passiert das nicht“, sagt Bomda. „Hier trifft das Sprichwort zu: Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre ihn zu fischen und du ernährst ihn sein Leben lang.“

Die Genossenschaftsbanken bieten Mikrokredite an, etwa für Bauern, die sich davon dann Dünger oder Saatgut kaufen können. Sie machen aber auch Investitionen in kleine Unternehmen möglich und stützen so die Wirtschaft vor Ort. Mittlerweile arbeiten laut Bomda etwa 300.000 Kameruner mit den Genossenschaftsbanken zusammen.

Kredite für Solaranlagen und Dünger

Doch indirekt seien noch weitaus mehr Menschen betroffen: Eineinhalb Millionen Menschen profitieren von den angebotenen Finanzdienstleistungen – ein Zwanzigstel der Bevölkerung Kameruns. Und das Netzwerk wächst weiter.

Die von Peltzer unterstützte Bankenunion verbessert die Lebensbedingungen der Menschen in vielerlei Hinsicht. Das hat der Kerpener während seiner Besuche in Kamerun selbst erlebt. Das Stromnetz sei an vielen Orten zu instabil, sagt Peltzer. „Manchmal bleibt eine Woche lang der Strom weg. Im Norden haben viele deshalb Generatoren zuhause.“ Doch sie bräuchten teures Kerosin. Mit Krediten aber könnten sie sich kleine Solaranlagen leisten und auf Dauer Geld sparen, weil sie kein Kerosin mehr kaufen müssen.

Mittlerweile ist Peltzer nicht mehr bei der DEG beschäftigt. „Persönlich bin ich aber als Mittelsmann noch immer im MUFID-Netzwerk involviert“, erläutert er. Aktuell sei er unter anderem mit Misereor in Kontakt. Das MUFID-Netzwerk hat nämlich ein neues Ziel ins Auge gefasst: ein Bankennetzwerk im Norden Kameruns aufzubauen.

Für die fernere Zukunft, wenn der Aufbau in Kamerun abgeschlossen ist, haben Peltzer und Bomda auch schon Ideen. Mit der bereits gewonnen Expertise könne MUFID etwa beim Aufbau ähnlicher Netzwerke auch in anderen afrikanischen Ländern helfen.