Immer wieder unerwünschte BesucherLandwirt baut auf Kerpener Feld Hanf an
Kerpen-Blatzheim – Wer im Süden Blatzheims durch die Felder streift, kann sich stellenweise an das marokkanische Rif-Gebirge oder an Plantagen auf Jamaika erinnert fühlen. Denn wie in Nordafrika und in der Karibik gedeiht der Hanf auch in Blatzheim gut. Auf sechs Hektar haben Eva-Maria und Joachim Lüpschen vom Bio-Hof Gut Onnau die traditionsreiche Kulturpflanze gesetzt. Sie steht im Moment fast zwei Meter hoch, die Ernte dürfte gut werden.
Doch während die Pflanzen in Marokko und Jamaika mehr wegen ihres berauschenden Inhaltsstoffes Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) angebaut, verarbeitet und oft über illegale Wege weltweit als Cannabis, Marihuana oder Haschisch vertrieben werden, sind die Blatzheimer Pflanzen so gut wie THC-frei.
Kerpen: Hanf erlebt Renaissance
Es ist Nutzhanf, welcher in Deutschland und nun auch im Kreisgebiet verstärkt angepflanzt wird. Denn Hanf hat eine Reihe positiver medizinischer Inhaltsstoffe. Zudem kann er zu Kleidung, Papier oder Bio-Treibstoff verarbeitet werden. Die Pflanze, die 1929 in Deutschland für Jahrzehnte verboten wurde, erlebt hierzulande eine Renaissance.
Der Nutzhanf sieht dem im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes in Deutschland verbotenen THC-haltigen Hanf täuschend ähnlich. Deshalb entdecken die Lüpschens auf ihren Anbauflächen immer wieder unwillkommene Besucher. Cannabis-Liebhaber decken sich dort ein – im falschen Glauben, wirksamen Stoff ergattern zu können. „Erst gestern habe ich wieder zwei Jungs drin im Feld entdeckt“, berichtet Eva-Marie Lüpschen.
Kerpener Hanf berauscht nicht
Das Landwirtspaar – beide studierte Agraringenieure – hat deshalb ein Interesse daran, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass auf ihren Feldern nichts zu holen ist. „Davon können Sie soviel rauchen wie Sie wollen, es bringt aber nichts“, sagt Joachim Lüpschen.
Der auf Gut Onnau angebaute Nutzhanf der Sorte Finola wird zu Hanföl weiterverarbeitet. Dafür müssen die Pflanzen gedroschen und die Samen, sogenannte Hanfnüsse, getrocknet und gereinigt werden. Einen Teil des Öls stellen die Lüpschens selbst auf dem Hof her. „Das bieten wir dann in unseren Hofladen an.“ Der Liter Bio-Hanföl koste zwischen 45 und 50 Euro. Zum Vergleich: Herkömmliches Hanföl aus China koste auch etwa 35 Euro, sagt Joachim Lüpschen. „Da wissen Sie aber nicht, wie es hergestellt wurde.“
Gesundheit: Hanföl ist gesundes Speiseöl
Hanföl sei ein sehr gesundes Speiseöl. „Das Fettsäuremuster ist perfekt auf den menschlichen Körper abgestimmt.“ Da es nicht so preiswert wie andere Speiseöle sei, werde es eher „teelöffelweise“ verkostet. „Es ist cholesterinsenkend und entzündungshemmend.“
Der Anbau von Nutzhanf unterliegt einer strengen Reglementierung. Wie das landwirtschaftliche Nachrichtenportal „Agrarheute“ berichtet, greife hier das Betäubungsmittelgesetz, auch wenn die Hanfsorte keinen Rausch erzeuge. „Zunächst dürfen nur Sorten (derzeit 58) gesät werden, die einen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent haben. Und das auch nur von Landwirten, die Mitglied in der landwirtschaftlichen Sozialversicherung sind. Die Kultur muss der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angezeigt werden. Sie prüft den THC-Gehalt.
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Erst wenn der Hanf kontrolliert ist oder es ein Freigabeschreiben der BLE gibt, darf der Landwirt den Hanf ernten.“ Dabei versuchen die Behörden auch zu verhindern, dass unter die THC-freien Pflanzen THC-haltige gemischt werden, die normalerweise kaum auffallen würden. Lüpschen: „Dafür gibt es ein spezielles Infrarotverfahren, das aus der Luft angewendet wird.“