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Krieg in der UkraineHat eine Kerpener Firma trotz Sanktionen Teile für Raketen nach Russland geliefert?

Lesezeit 3 Minuten
Die Firma Smart Impex aus Kerpen soll Elektro-Teile für Raketen nach Russland geschickt haben. Das Firmengelände in Kerpen ist umzäunt.

Der Sitz der Smart Impex GmbH in Kerpen

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen drei Gesellschaften mit Sitz im Rhein-Erft-Kreis. Am Donnerstag wurden Wohnräume durchsucht.

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag die Geschäftsräume dreier Gesellschaften im Rhein-Erft-Kreis (Kerpen und Hürth) sowie die Wohnräume von drei Beschuldigten durchsucht. Das bestätigt die Kölner Staatsanwaltschaft gegenüber dem ARD-Magazin Monitor, das Hintergründe über den Fall bereits am Donnerstagmorgen veröffentlicht hat.

Gegenstand der seit Januar dieses Jahres laufenden Ermittlungen sind laut Kölner Staatsanwaltschaft Geschäftsbeziehungen (Verkauf, Ausfuhr und Lieferung von Waren aus dem IT- und Elektrobereich mit einem Volumen von 15,5 Millionen US-Dollar) einer Kerpener Gesellschaft mit einem Unternehmen mit Sitz in der Türkei, die den Verdacht der Umgehung von EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland begründen.

Kerpener Unternehmen mit Warenlieferungen im Wert von 15,5 Millionen US-Dollar

Bei dem Unternehmen handelt es sich nach Monitor-Informationen um die Kerpener Smart Impex GmbH, die im Verdacht steht, über eine Firma in der Türkei elektronische Bauteile nach Russland verkauft zu haben, die auch militärisch genutzt werden können. Solche Bauteile sind auch in Überresten von russischen Raketen gefunden worden, die in der Ukraine untersucht wurden.

Bei der russischen Empfängerfirma handelt es sich demnach um die „Fast Impex“ in Moskau. Deren Mitgründer Jaroslaw Z. ist zugleich einer der Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH.

Auf Nachfrage wollten sich die Verantwortlichen der Firma nicht zu den Vorwürfen und Ermittlungen äußern. Auch am Firmensitz des Unternehmens im Kerpener Industriegebiet an der B264 war niemand anzutreffen. Auf dem Parkplatz stand kein Auto, in der Lagerhalle brannte kein Licht. Auch auf telefonische Anfragen reagierte niemand. Dabei sagen die Öffnungszeiten deutlich: Montags bis freitags, 8 bis 17 Uhr.

Bauteile können auch in Waffensystemen eingesetzt werden

Bauteile, wie die von der deutschen Firma verkauften, die beispielsweise auch in Computern eingesetzt werden können, spielen für das russische Militär offenbar eine große Rolle. Solche elektronischen Bauteile „sind das Herzstück russischer Waffen“, sagt James Byrne vom britischen Think Tank RUSI (Royal United Services Institute). Das Forschungsinstitut ist auf Sicherheit und Verteidigung spezialisiert.

Nach Kriegsbeginn wurde der Verkauf dieser Bauteile von der deutschen Firma eingestellt, das Geschäft ging nach Monitor-Recherchen jedoch weiter. Die gleiche Ware kam nun allerdings aus der Türkei – von der AZU International, einer Firma mit Sitz in Istanbul.

Unternehmen nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn gegründet

Das Unternehmen wurde nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn laut der Monitor-Recherchen gegründet von Göktürk A., der zugleich Geschäftsführer und Gesellschafter der deutschen Smart Impex GmbH ist. Im vergangenen Jahr verkaufte das türkische Unternehmen elektronische Komponenten im Wert von über 20 Millionen Dollar nach Moskau.

Auf schriftliche Monitor-Anfrage schreibt die Smart Impex demnach: „Wir lassen derzeit die Vorwürfe [...] genauestens prüfen. [...] Die bisherigen Prüfungen belegen, dass unsere verkauften Güter nicht sanktioniert waren/sind.“ (pb/woi/maf)