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RheinbraunEntschädigung für Schlossherrn

Lesezeit 2 Minuten

Godehard Graf von und zu Hoensbroech und Sohn Severin.

Kerpen-Türnich – Eines der bestgehüteten Geheimnisse, die sich ums Türnicher Schloss ranken, ist seit vorgestern keines mehr: Höchstpersönlich taten Godehard Graf von und zu Hoensbroech (77) und sein Sohn Severin (41) nach jahrelangem eisernen Schweigen kund, wie viel Geld die Familie in den späten 1990er Jahren von der RWE Power-Vorgängerin Rheinbraun als Ausgleich für die tagebaubedingten Bergschäden an dem barocken Schlosskomplex erhalten hat. „Es waren umgerechnet 3,5 Millionen Euro“, so Severin von Hoensbroech, „und wir können nachweisen, dass jeder einzelne Euro von 1997 bis 2003 zweckgebunden und ordnungsgemäß in die Sanierung des Schlosses investiert worden ist. Hoffentlich haben die aberwitzigen und rufschädigenden Gerüchte, die uns seit Jahren verfolgen, nun endlich ein Ende.“

Nur 3,5 Millionen Euro? Da werden einige Beobachter womöglich ein bisschen enttäuscht sein, aber blicken wir zunächst zurück: Um den Tagebau Frechen aufschließen zu können, hatte Rheinbraun den Grundwasserspiegel in dem Gebiet ab den 1950er Jahren weiträumig abgesenkt – und zwar so drastisch, dass das altehrwürdige Schloss buchstäblich in seinen Grundfesten erschüttert wurde und die gräfliche Familie das einsturzgefährdete und bis heute leerstehende Herrenhaus 1978 räumen musste. Zu dieser Zeit lief bereits ein Schadensersatzprozess, der sich über 27 Jahre hinziehen sollte, bis hinauf zum Bundesgerichtshof ging und mit einem Vergleich beendet wurde. Rheinbraun zahlt für Bergschäden, die Hoensbroechs stecken das Geld im Gegenzug in die Sanierung des Baudenkmals.

Klausel vereinbart

Allerdings wurde eine Stillschweigeklausel vereinbart. Beide Seiten verpflichteten sich, die Höhe der Entschädigungszahlung nicht öffentlich bekanntzumachen. Rheinbraun habe damit damals wohl verhindern wollen, dass weitere Begehrlichkeiten bei Dritten geweckt werden, vermutet Graf Godehard. Für die Familie hatte die Klausel allerdings ungeahnte Folgen: „Uns offenbar nicht wohlgesonnene Kreise streuten über viele Jahre hinweg immer wieder gezielt Gerüchte“, so Graf Severin, „von zehn, 20 und gar 30 Millionen war plötzlich die Rede – und von einer Pferde-Ranch in Südfrankreich, die wir von dem Geld gekauft hätten statt es, wie vereinbart, in die Sanierung des Schlosses zu stecken.“

2005 legten die Hoensbroechs dem Kerpener Stadtkämmerer alle Belege über die Verwendung des Geldes vor. Demnach haben die statische Sicherung des Herrenhauses und des Renteiflügels durch Ringzugverankerungen, die Räumung des Schlosses, die Sanierung der einsturzgefährdeten Außentreppe, die Erneuerung von Versorgungsleitungen, zahlreiche Verkehrssicherungsmaßnahmen und viele weitere Arbeiten das komplette Rheinbraun-Geld und weitere 500 000 Euro aus Privatvermögen verschlungen.