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Stabwechsel mit VerspätungNeuer Chef am Kerpener Amtsgericht

Lesezeit 3 Minuten

Arndt Lorenz (l.) löst Joachim Rau als Direktor des Amtsgerichts in Kerpen ab. Rau war in der Kolpingstadt insgesamt fast 30 Jahre lang als Richter tätig.

Kerpen – Die Mühlen der Justiz mahlen zwar sprichwörtlich langsam, doch nicht ihnen, sondern der Corona-Pandemie ist es anzulasten, dass am gestrigen Vormittag mit Verspätung gefeiert wurde – dafür aber umso größer und herzlicher. Nachdem er offiziell bereits vor fast einem Jahr in den Ruhestand gegangen war, wurde Amtsgerichtdirektor Joachim Rau nun gebührend verabschiedet. Nicht minder freundlich begrüßte die Festgesellschaft seinen Nachfolger Dr. Arndt Lorenz. Es war viel los im Foyer von Alcatraz, wie das Gerichtsgebäude am Nordring wegen seiner eigenwilligen, weil intensiv mit Gefängnis-Elementen spielenden Innenarchitektur gern genannt wird

Hochrangige Repräsentanten

Landgerichtspräsident Roland Ketterle hieß zahlreiche hochrangige Repräsentanten der Justizverwaltung, Gerichtsbarkeit, Anwaltschaft und gesellschaftlichen Lebens willkommen. Durch die Festansprachen von Oberlandesgerichtspräsident Dr. Bernd Scheiff, Kerpens Vize-Bürgermeister Addy Muckes, Personalratsvertreterin Klaudia Schmitz sowie die für die Kerpener Rechtsanwälte und Richter sprechenden Juristen Hans-Toni Ravenstein und Wolfram Witzel zog sich wie ein roter Faden der Verweis auf Joachim Raus herausragende persönlichen Stärken. Als Amtsrichter wie als Behördenleiter habe er stets offen, ehrlich, kommunikationsfreudig, unkompliziert und den Menschen zugewandt agiert – und dies fast drei Jahrzehnte lang.Joachim Raus juristische Karriere begann 1988 am Kölner Landgericht.

30 Jahre Richter in Kerpen

Schon Anfang 1992 kam er nach Kerpen, wo er als Richter fast alle zivilgerichtlichen Abteilungen kennenlernte und im Dezember 2015 schließlich zum Amtsgerichtsdirektor aufstieg. Die späten Jahre hielten mit den teils in Kerpen unter großen Sicherheitsvorkehrungen verhandelten Prozessen gegen Aktivisten aus dem Hambacher Forst und der Corona-Pandemie noch einige besondere Herausforderungen bereit. Auch dies war „typisch Rau“. Weil ihm die im Handel erhältlichen Corona-Trennwände zu teuer erschienen, bastelte er die Dinger fürs gesamte Gerichtsgebäude im Hobbykeller selber. Die 80-köpfige Belegschaft hält sie bis heute in Ehren.

Leichte Einarbeitung

Rau selbst bezeichnete seine drei Jahrzehnte in Kerpen als „wirklich gute Zeit“, stellte aber auch fest, dass der eklatante Personmalmangel im Justizwesen und die Pandemie das kollegiale Miteinander in jüngerer Vergangenheit spürbar erschwert hätten. Inzwischen ist der 65-Jährige nach Osnabrück in die Heimat seiner Ehefrau umgezogen und arbeitet dort freiberuflich als Rechtsanwalt.

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Seinem Nachfolger Lorenz dürfte die Einarbeitung nicht allzu schwer gefallen sein, denn er ist nach längerem Dienst am Bergheimer Amtsgericht auch schon seit 2016 in Kerpen tätig. 2020 stieg er zum ständigen Vertreter des Amtsgerichtsdirektors auf, und kurz nach Raus Ausscheiden wurde er schließlich neuer Direktor der Justizbehörde. Allerdings ist auch der 60-Jährige aktuell mit speziellen Herausforderungen konfrontiert. Die Umstellung auf die elektronische Aktenführung läuft gerade auf Hochtouren. Für die Mitarbeiter bringe das erhebliche Mehrbelastungen durch Schulungen mit sich. „Noch läuft in einigen Teilbereichen nicht alles ganz rund“, gab Lorenz zu.