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TrockenheitsspurenStadt Kerpen entfernt Totholz

Lesezeit 3 Minuten
Ein Baumpilz hat sich an einem Stück Totholz etabliert.

Naturschützer argumentieren, dass Totholz Lebensräume für Pilze und Tiere biete, und wollen es im Wald belassen.

Die Stadt Kerpen entfernt Totholz und fällt Bäume, die Menschen gefährden. Die trockenen Sommer machen sich bemerkbar.

Die trockenen Sommer haben in den Kerpener Wäldern ihre Spuren hinterlassen. Manche Bäume in der Nähe von Parkplätzen oder Straßen drohen umzufallen, weil sie so stark beschädigt sind, und gefährden damit Menschenleben. Die Stadt lässt deshalb eine Reihe von Bäumen fällen und Totholz aus den städtischen Wäldern entfernen. Auch der Naturschutzverband BUND akzeptiert, dass die Bäume gefällt werden müssen, um Menschen zu schützen.

Geht es aber um das Totholz, sind Naturschützer und Förster anderer Meinung als die Stadtmitarbeiter. Beide Maßnahmen fallen unter den Begriff „Verkehrssicherung“ und sind aus Sicht der Stadt „zwingend erforderlich“. Betroffen sind Bäume im ganzen Stadtgebiet von Kerpen, besonders viele davon an der Schiefbahn in Horrem. „Es gibt dort sehr viele durch Trockenheit geschwächte Bäume. Einige hängen sogar schon über der Fahrbahn“, sagt Jutta Schnütgen-Weber vom BUND. „Unserer Meinung nach hat die Stadt alles sorgfältig geprüft. Es gibt keine Möglichkeit, die Bäume zu erhalten.“

Kerpener Baubetriebshof prüft den Baumbestand jährlich

Jährlich überprüft der städtische Baubetriebshof, ob beziehungsweise wo Bäume und Totholz eine Gefahr für Menschen darstellen. Dabei geht es vor allem um Bäume, die an Parkplätze oder Straßen grenzen. Aber die Mitarbeiter schauen sich auch Exemplare genauer an, die etwa in der Nähe von Sitzbänken stehen. Rund 20 000 Bäume haben sie im Stadtgebiet im Auge zu behalten. 18 Bäume hat die Stadt dieses Jahr bereits entfernt. Manchen fehlte die Standsicherheit, andere galten als krank. Zwei Bergahorne etwa waren mit dem Pilz Cryptostroma corticale infiziert.

Er verursacht die Rußrindenkrankheit. Die Sporen des Pilzes sind nicht nur für Bäume gefährlich. Menschen, die den Sporen lange ausgesetzt sind, drohen Lungenkrankheiten. Ein anderes Thema ist aus Sicht von Schnütgen-Weber das Totholz in den Wäldern. Sie will, dass es bleibt, wo es ist. „Totholz ist wichtig für die Artenvielfalt, für Pilze und Tiere. Aus ökologischer Sicht ist es essenziell“, erläutert die Naturschützerin. Dass Totholz die Gefahr von Waldbränden erhöhe, sei ein Mythos. „Das Gegenteil ist der Fall. Totholz speichert viel Wasser.“

Kerpener Baumschutzsatzung verbietet ohnehin die meisten Baumfällungen

Die Stadt begründet ihr Vorgehen damit, dass zu viel Totholz den Zugang zum Wald auf Dauer unmöglich mache. Es verhindere auch das Nachpflanzen junger Bäume. Laut Baumschutzsatzung der Stadt darf ein Großteil der Bäume in Kerpen gar nicht gefällt werden. Ausnahmen sind die Fälle, in denen ein Baum Menschen in Gefahr bringt – vorausgesetzt, die Gefahr kann nicht mit „zumutbarem Aufwand“ auf andere Art beseitigt werden.

Die Baumschutzsatzung erlaubt auch das Fällen von Bäumen, die Solaranlagen verdecken und diese so „nachweislich unwirtschaftlich“ machen. Bereits Anfang Dezember hat die Stadt damit begonnen, die geschädigten Bäume im Stadtgebiet zu fällen. Läuft alles nach Plan, dauern die Arbeiten bis Ende März nächsten Jahres.