AboAbonnieren

Anwohner wütendKirchen in Keyenberg und Nachbarorten trotz großer Proteste entwidmet

Lesezeit 2 Minuten

Der Protestmarsch mit dem gelben Kreuz wirkte wie eine Prozession.

Rhein-Erft-Kreis/Keyenberg – „Wir sind einzigartig, weil wir das scheinbar Unmögliche für möglich hielten. Wir sind einzigartig, weil wir schon immer wussten, um was es geht. Um unser aller Zukunft.“ Diese Zeilen hatte Barbara Ziemann-Oberherr auf ein Schild geschrieben, das sie vor sich her trug, um gegen die Entwidmung der Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg zu protestieren.

Der Protest der Demonstranten, die sich dort am Samstag versammelten, richtete sich vor allem dagegen, dass die Kirchen in den Dörfern am Tagebaurand entwidmet werden, obwohl die Orte, die den Braunkohlebaggern weichen sollten, nach den Vereinbarungen der Ampel-Koalition nun wahrscheinlich doch erhalten bleiben.

Keyenberg: Bewohner werden von Entwidmungen ausgeschlossen

Die Teilnehmer der Protestaktion prangerten darüber hinaus an, dass sich die Verantwortlichen der Kirche gegen den Willen der Menschen in den Dörfern entschieden hätten, die Kirchen in Keyenberg und Kuckum sowie die Kapelle in Berverath zu entwidmen, und zwar unter Ausschluss der jeweiligen Dorfbevölkerung.

Barbara Ziemann-Oberherr trug ihr Protestschild vor sich her.

In der Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg fielen sich die Menschen weinend in die Arme oder hielten stumm inne, um die prächtige Ausstattung ihrer Kirche ein letztes Mal zu verinnerlichen. Es herrschte eine beklemmende Atmosphäre, verstärkt durch die Präsenz von Sicherheitspersonal.

Dr. Anselm Meyer-Antz, ehrenamtlicher Sprecher der Initiative „Kirche im Dorf lassen“ und Indien-Referent bei Misereor, fasste die Situation so zusammen: „Die Kirche ist ein zentraler Fluchtpunkt des Dorflebens. Es ist schon ein tragikomischer Moment: Die Dörfer dürfen nun bleiben, die Kirchen werden entwidmet.“

Aktivisten bleiben in Kirchen sitzen

Es wirkte weniger wie ein Demonstrationszug als vielmehr wie eine Prozession, als die Menschen am Samstag von Keyenberg zu den Kirchen in Berverath und Kuckum zogen. Für die Teilnehmer war das ein letzter förmlicher Akt, damit die Menschen von den Gotteshäusern Abschied nehmen konnten. Still verharrten sie zunächst um 13 Uhr vor der Kirche in Keyenberg und sangen dann mit, als Liedermacher Gerd Schinkel seine Gitarre nahm und ein Lied von Dietrich Bonhoeffer anstimmte: „Von guten Mächten wunderbar geborgen.“

Einige der Demonstranten sangen draußen mit Liedermacher Gerd Schinkel.

Dann zogen viele von ihnen hinter dem gelben Kreuz her, dem Sinnbild für ihren Widerstand. Während die einen der stillen Prozession folgten, waren einige Aktivisten auch nach dem Ende der angekündigten Öffnungszeiten in den drei Gotteshäusern sitzengeblieben.

Nach anfänglichen Rangeleien und lautstarken Diskussionen fand man in Keyenberg und in Kuckum, auch mit Hilfe der Polizei, nach Stunden zu einvernehmlichen Lösungen und einem gemeinsamen Gebet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vor dem Verlöschen des ewigen Lichtes zündeten viele daran Kerzen an, die sie zu ihren Orten trugen. „Niemand hätte einen solchen Ausgang erwartet“, sagte Meyer-Antz.