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Rohstoffe aus GetränkekartonsAcht Millionen Euro für Recycling-Anlage

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Mit dem symbolischen ersten Spatenstich begannen die Bauarbeiten für die neue Wiederverwertungsanlage für Getränkekartons im Werksteil Hürth des Chemieparks Knapsack.

Hürth-Knapsack – Auf dem Knapsacker Hügel werden künftig Reste von ausgedienten Getränkekartons wiederverwertet. Das Unternehmen Palurec baut im Chemiepark Knapsack für acht Millionen Euro eine Recycling-Anlage, in der Kunststoffe und Aluminium aus den Rückständen der Verbundverpackungen zurückgewonnen werden, so dass sie als Rohstoffe für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden können. Mit dem ersten Spatenstich begannen am Freitag im Werksteil Hürth die Bauarbeiten, im Frühjahr 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen.

Rund 170 000 Tonnen Getränkeverpackungen werden nach Angaben von Michael Kleene, Geschäftsführer des Fachverbands Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel, jährlich für den deutschen Markt produziert. 75 Prozent davon werden nach Gebrauch über die gelbe Wertstofftonne entsorgt und in bundesweit drei Papierfabriken recycelt. Denn die Kartons bestehen zu etwa 70 Prozent aus Papierfasern, die zurückgewonnen und zum Beispiel zu Verpackungspapieren weiterverarbeitet werden können.

Besseres Image für Getränkekartons

Übrig bleiben beim Recycling in der Papierfabrik Folienreste aus dem Kunststoff Polyethylen und Aluminium sowie Kunststoffverschlüsse. Bislang wurden diese Reststoffe überwiegend in Zementfabriken verbrannt. Nun wollen die drei großen Hersteller Elopak (Speyer), SIG Combibloc (Linnich) und Tetra Pak (Hochheim am Main) die Verbundreststoffe in Eigenregie zurückgewinnen.

Dafür haben die Getränkekartonproduzenten im Dezember 2017 über ihren Fachverband die Firma Palurec gegründet, die die Recycling-Anlage in Knapsack errichten wird. Verbandsgeschäftsführer Kleene verspricht sich von der höheren Wiederverwertungsquote einen Gewinn für das ökologische Image der Getränkekartons.

Kritiker hätten den Herstellern vorgehalten, das nur die Papierfasern wiederverwertet würden, künftig würden auch die übrigen Verbundstoffe zurückgewonnen. Zudem lohne sich das Recycling wirtschaftlich. „Die thermische Resteverwertung ist teuer“, erklärt Kleene. Für die Verbrennung der Reststoffe müssten hohe Zuzahlungen geleistet werden.

Anlagekonzept in der Form einzigartig

In der Hürther Anlage sollen in einer ersten Ausbaustufe rund 18 000 Tonnen Verbundreststoffe pro Jahr wiederverwertet werden, die aus der Papierfabrik Niederauer Mühle im Kreis Düren stammen. Dort werden jährlich 60 000 Tonnen Getränkekartons recycelt. Mit der Recycling-Anlage im Chemiepark Knapsack wollen die Getränkekartonhersteller zunächst Erfahrungen sammeln. „Es handelt sich um ein Anlagenkonzept, das in dieser Form einzigartig ist, wobei wir auf Trennaggregate setzen, die in der Praxis erprobt sind“, sagt Palurec-Geschäftsführer Michael Brandl.

Die von der Papierfabrik gelieferten Reststoffe werden in der Anlage zerkleinert und mit physikalischen Verfahren getrennt. Restfasern von Papier werden ausgewaschen, Aluminium in einer Zentrifuge abgeschieden, verschiedene Kunststoffe im Luftstrom aussortiert. Die Anlage soll rund um die Uhr gefahren werden, 25 Mitarbeiter wird Palurec damit beschäftigen.

Zwei Lastwagenfuhren pro Tag

Viel zusätzlichen Zulieferverkehr soll die Anlage nicht erzeugen. Geschäftsführer Brandl spricht von zwei Lastwagenfuhren pro Tag. Wenn sich die Technik bewährt, soll eine zweite baugleiche Anlage neben die erste gesetzt werden, kündigt Verbandsgeschäftsführer Kleene an.

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Beim Chemieparkbetreiber Yncoris (früher Infraserv Knapsack) freut man sich über den Neuzugang. „Mit einem weiteren Recycling-Unternehmen am Standort baut der Chemiepark Knapsack die Themen Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz weiter aus und stellt einmal mehr die Weichen für die Zukunft“, sagt Dr. Clemens Mittelviefhaus von der Yncoris-Geschäftsleitung.