Die Sängerin aus Frechen löst den Vorjahresgewinner des ELC (Erftkreis-Lied-Contest) aus Bedburg ab.
Musik-Wettbewerb in ElsdorfGloria Massamba aus Frechen gewinnt den ELC
Twelve Points for Germany: Das kommt in den letzten Jahren beim „großen“ ESC nicht mehr vor. Woran liegt's? Vielleicht an der Qualität. Vielleicht auch an der Beliebtheitsrangliste der europäischen Länder und Deutschland darin eher im unteren Bereich – wer weiß.
Der „kleine“ Song Contest am Tagebaurand in Elsdorf, der Erftkreis Lied Contest (ELC), hat einige Zutaten des großen Events übernommen: gemischtes Voting mit Jury und Publikum, twelve points für den Lieblings-Act, Video-Vorstellung der Künstler mit hymnischen Liebesbekundungen für ihre Heimat.
Fans aus Pulheim dominierten mit Lautstärke und Originalität
Aber die große Frage lautete: Gibt es hier abgekartete Voting-Koalitionen? Wenn das so wäre, hätte Pulheim gewinnen müssen. Jede Stadt des Rhein-Erftkreises schickte einen Act ins Rennen. Die Pulheimer Fans aber dominierten mit Lautstärke und Originalität. Auf jede Frage der Moderatoren (Sascha Kollarz, Sina Siedentop, Martin Krake), zum Beispiel „In welcher Stadt des Kreises gibt es die meisten Schlösser?“ ertönte der Ruf: Pulheim!
Aber: The Winner is … Frechen! Die 22-jährige Gloria Massamba bewegte das Publikum mit ihren beiden Songs. „Teardrops“ heißt ihr Opener, eine selbstgeschriebene Ballade über Liebe Verletzung, Verlassenwerden. Schon da flogen ihr die Herzen zu. Und als sie dann ihre Nähe zum Karneval outete, gab es kein Halten mehr: „Stääne“, das Lied von den Klüngelköpp, rührt jede kölsche Seele.
Gloria Massamba hatte die undankbare Startnummer 1 gezogen, aber man ahnte schon: Da könnte etwas gehen. Aber die Konkurrenz war hart. Die fünfköpfige Wesselinger Band „To Mess“ spielte 80er-Jahre-Stadionrock, darunter den CCR/Tina Turner-Hit „Proud Mary“. Die Bergheimer „Heiopeis“ brachten Elsdorf mit deutschsprachigem Punkrock zum Glühen.
Ganz anders Ralle Rap aus Erftstadt: Sein nachdenklicher Song „Privilegiert“ lieferte ein Plädoyer für queeres Leben, der Sänger betonte, wie privilegiert er sich als Hetero fühlt. Petra Nova aus Kerpen hätte mit ihren Retro-Songs „Theater“ (eine Hommage an Katja Ebstein) und „Ich bin zu jung um alt zu sein“ das Zeug zur Kult-Diva.
Die erstaunlichste Performance bot die Band „Nonni“ aus Hürth. Benannt nach einer Romanfigur des isländischen Autors Jon Sveinsson, brachte sie zwei Songs in isländischer Sprache und mit einer gewaltigen Dynamik, wie man sie von nordeuropäischen Bands beim ESC fast schon erwartet. „The RockClassix“ aus Elsdorf schoben das über die Bühne, was ihr Name verspricht: Rock-Klassiker, z.B. „Nutbush city limits“ von Tina Turner.
Extrem hohen Energie-Level lieferte „Penetration Derby“ aus Bedburg. Die Pulheimer „Aluis“ krönten sich zu Meistern der Publikums-Animation: Wer da noch nicht aus dem Tisch stand, dem konnte nicht mehr geholfen werden. „Die Enterbten“ aus Brühl brachten punkigen, funkigen Rock mit deutschen Texten und lieferten den besten Eigenwerbe-Spruch: „Wer zu Lebzeiten noch etwas übrig hat, sollte in diese Band investieren!“
Und dann sang sogar der Moderator
Moderator Sascha Kollarz nutzte die Auszählungspause, indem er mit Bandleader Dieter Kirchenbauer mal eben „Let me entertain you“ von Robbie Williams ins jubelnde Publikum schleuderte.
„Das war heute eine großartige Show! Der Contest verdeutlicht die musikalische Vielfalt im Rhein-Erft-Kreis und das gute kulturelle Miteinander der Städte“, betonte Robert Wassenberg, Ideengeber des ELC, aus der Elsdorfer Kulturabteilung.