Neubau-Pläne in KierbergBrühler Kleingärtner wollen sich gegen Stadt wehren
- Zwischen Talstraße und Bahnlinie soll in Brühl-Kierberg ein neues Baugebiet entstehen.
- Einigen Kleingärtnern wurde deshalb bereits gekündigt.
- Doch sie wollen sich nicht geschlagen geben und alles tun, um die Bebauung doch noch zu stoppen.
Brühl-Kierberg – Es ist eine unscheinbare, mit groben Steinen gepflasterte Einfahrt, die zu den zwischen Talstraße und Bahnlinie gelegenen Kleingärten führt. Für die Pächter der Gärten ist es der Weg zu ihrer kleinen Oase. Das sagt jedenfalls einer der langjährigen Mieter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Die Bäume sind durchaus stattlich, die Rasenflächen frisch gemäht, auf den von Lavendel und Rosen eingerahmten Beeten wachsen Tomaten, Gurken und Salat. Igel, Eichhörnchen, Molche und Blindschleichen sehe er regelmäßig in seinem Garten, sagt der Pächter.
Platz für 75 Wohneinheiten
Doch von dieser Vielfalt dürfte nicht viel bleiben, wenn die Pläne der Stadt Wirklichkeit werden. Das Areal, das großenteils Gärten umfasst und unter Landschaftsschutz steht, soll bebaut werden. Drei der Schrebergärten befinden sich bereits seit längerer Zeit im Besitz der Stadt, weitere erwarb die Verwaltung 2013 von der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW (BEG). Man strebe gemeinsam mit einem Investor die Entwicklung dieser Fläche zu einem Wohnstandort an, teilte die Verwaltung mit. Entstehen solle „ein bis zu vier Nutzungsebenen hoher Riegel entlang der Bahn und eine ergänzenden Einzelhausbebauung mit bis zu drei Nutzungsebenen sowie einem vorgelagerten Parkdeck“. Insgesamt sollen rund 75 Wohneinheiten Platz finden.
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Weil der bisherige Bebauungsplan laut Verwaltung private Grünflächen und gärtnerische Nutzung und Straßenverkehrsfläche vorsieht, muss ein neuer her. Der Aufstellungsbeschluss für diesen künftigen Bebauungsplan Westliche Talstraße wurde bereits im Frühjahr in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung gefasst. Nun werde ein Verfahren mit frühzeitiger Bürgerbeteiligung und öffentlicher Auslegung sowie der Erstellung eines Umweltberichts durchgeführt. „Derzeit werden die für die Weiterführung des Verfahrens notwendigen Unterlagen und Gutachten erstellt. Die Durchführung des Bebauungsplanverfahrens wird rund ein Jahr beanspruchen“, teilte die Veraltung mit.
Fläche darf zunächst weiter genutzt werden
Drei der Kleingärtner erhielten bereits im Mai eine zum 31. Oktober gültige Kündigung. Der städtische Beigeordnete Gerd Schiffer versicherte jedoch, dass diese die Flächen solange nutzen dürften, bis diese tatsächlich für die Realisierung des Projektes benötigt würden.
Vor einigen Tagen wurden dann auch die Pachtverträge für die weiteren fünf Gärten gekündigt, die zwar der Stadt Brühl gehören, aber über die Bahnlandwirtschaft verwaltet werden. Die meisten der Pächter dort sind schon seit Jahren dabei. Und entsprechend traurig angesichts der Pläne.
„Eine grüne Oase wird geopfert“
„Wir alle fragen uns, warum ausgerechnet hier gebaut werden muss“, sagt einer Betroffenen. Es würde eine grüne Oase geopfert, obwohl alle Welt von Artenschutz und der großen Bedeutung von Bäumen sprächen.
Außerdem würden die künftigen Eigentümer und Mieter sich auch noch an den Lärm der Bahn gewöhnen müssen. Obwohl man sich bislang vergebens um Unterstützung seitens der Brühler Politik bemüht habe, wolle man alles tun, um die Bebauung doch noch zu stoppen. Auch die Gründung einer Bürgerinitiative zum Erhalt der Gästen schloss der Pächter nicht aus.