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Alte ArrestzelleInschrift an Pulheimer Wand zeugt von bitterer Not

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Nach und nach werden nun alle Wände und, aber auch Türen unter die Lupe genommen. 

Pulheim-Brauweiler – Mit bloßem Auge sind sie nur mühsam zu erkennen. Schaut man sehr genau hin, zeichnen sich die feinen Buchstaben ab. Eine noch anonyme Insassin hat ein Gedicht mit anscheinend zitternder Hand in die Wand einer Arrestzelle im Keller des ehemaligen Frauenhauses geritzt. „Zum Trost“ für andere Frauen, die wie sie einsame Nächte hinter Eisengittern in der heutigen Gedenkstätte des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) verbringen mussten.

Anfang Mai ist die Inschrift, die vermutlich aus den 1940er- oder 50er-Jahren stammt, entdeckt worden. Am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 11. September, wird sie in vier Führungen vorgestellt.

Inschrift fiel bei einer Begehung auf

Aufgefallen sei die Inschrift in der Sammelzelle bei einer Begehung, da vor dem geplanten Umbau alles in der Gedenkstätte genau untersucht werde, sagt Dr. Markus Thulin, wissenschaftlicher Referent für Gedenkstättenpädagogik, bei einem Ortstermin. Die Ausstellungsfläche in der Gedenkstätte wird verdoppelt und die Dauerausstellung inhaltlich verändert. Unter einem speziellen Licht seien an Wänden und Türen weitere Spuren der Insassinnen aufgetaucht.

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„Zum Trost“ hat die Insassin der Arrestzelle ihr Gedicht überschrieben, das jetzt an der Wand entdeckt wurde. 

Zumeist handele es sich um Selbstzeugnisse aus dem späten 19. Jahrhundert bis zum Ende der 1950er-Jahre. „Die Mädchen und Frauen haben Gedichte, Grußbotschaften und unzählige Herzen und andere Symbole hinterlassen.“ Zwischen 17 und 21 Jahre waren die Insassinnen alt, schildert Markus Thulin. Die Fürsorgezöglinge (schwer erziehbare Jugendliche) seien Wochen, Monate, teilweise Jahre im Frauenhaus gewesen, dann wieder in Erziehungsheimen. Ab 1933 seien die weiblichen Gefangenen von SA, SS und Gestapo hinzugekommen.

Das Forschungsteam – neben Markus Thulin Sigrun Heinen vom LVR-Amt für Denkmalpflege – wird die Zeugnisse, die mit hochauflösenden Kameras abgelichtet wurden, nun genau untersuchen. „Wir sind erst am Anfang, das ist eine Menge, das ist Arbeit für Monate und Jahre.“

Neue Dauersaustellung ist geplant

Die markantesten Inschriften sollen ab 2024 in der neuen Dauerausstellung gezeigt werden. „Die detaillierte Erforschung des inhaltlichen Kontextes erfolgt anschließend.“ In engem Austausch mit dem Archiv des LVR, da es dort für einige Inhaftierte Akten gebe. „Somit besteht erstmals die Möglichkeit, konkrete Angaben zu den Lebens- und Arbeitsverhältnissen im Frauenhaus zu machen.“

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Am 11. September stellt Markus Thulin die Zeugnisse vor. Vier jeweils 60 Minuten lange kostenfreie Führungen sind im Keller des LVR-Bürohauses an der Von-Werth-Straße in Brauweiler geplant. Sie finden um 10, 12, 14 und 16 Uhr statt. Anmeldung per E-Mail.