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„Hätten wir das gewusst“Schatzsucher über lebensgefährlichen Einsatz in Pulheim

Lesezeit 5 Minuten
Abgesperrtes Gebiet, Kampfmittelfund in Pulheim. Schatzsucher Carsten Konze stieß auf Panzerfäuste und Minen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Der Schatzsucher Carsten Konze ahnte nicht, was er da eigentlich in den Händen hielt..

Der „German Treasure Hunter“ erzählt von seinem Einsatz bei Markus Wipperfürth, als es richtig gefährlich wurde.

Mehrere Münzen, eine rund 1700 Jahre alt, aber auch eine hunderte Jahre alte Schuhschnalle und das Schloss einer alten Truhe, hat der „German Treasure Hunter“ Carsten Konze in Bergheim gefunden. Mit etwas Glück und guter Vorbereitung seien solche Treffer schon möglich, aber immer noch selten.

Seinen bislang spektakulärsten Fund, eine römische Goldfibel, machte Konze ebenfalls vor den Toren Kölns. Das tausende Jahre alte Schmuckstück wird bald in einer Ausstellung zu sehen sein. Doch bei manchen Einsätzen kann es auch richtig gefährlich werden. Etwa, als der Schatzsucher bei einem Suchauftrag auf ein „Dump Hole“ mit 13 Panzerfäusten stieß.

Der bislang größte Schatz des „German Treasure Hunter“

Die römische Fibel sei der „absolute Knaller“ gewesen, so etwas wie ein Lifetime-Fund für jeden Schatzsucher, erklärt Carsten Konze im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wo genau er unterwegs war, das will der „German Treasure Hunter“ geheim halten, auch um eventuelle Nachahmer zu vermeiden.

Tatsächlich sei die Gefahr durch Sondengänger aus Sicht der wissenschaftlichen Archäologie sehr hoch, berichtet eine Archäologin gegenüber dieser Zeitung. Solche Hobby-Schatzsucher rissen archäologische Funde teils aus ihrem Kontext, wodurch die Fundzusammenhänge verfälscht würden. Zudem würden die Finderinnen und Finder oft fälschlich davon ausgehen, die Fundsachen würden ihnen gehören, so die Archäologin weiter.

Carsten Konzes römische Goldfibel wird in Ausstellung gezeigt – ordentliche Belohnung

Der „German Treasure Hunter“ meldet seine Suchgänge unterdessen im Vorfeld an und betont auch in seinen Videos auf Youtube immer wieder, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Behörden sei. Die Fundstücke lässt Konze zudem immer durch eine Archäologin begutachten. In vielen Fällen könne er sie dann aber wieder mitnehmen.

Je wertvoller, älter und seltener die Fundstücke sind, umso höher steigt aber natürlich das historische Interesse. Für seine römische Goldfibel habe er eine ordentliche Belohnung von der Bodendenkmalpflege erhalten, erklärt der 47-Jährige. Bald werde der außergewöhnliche Fund auch in einer archäologischen Ausstellung präsentiert.

In einem Video (ab Minute 10) ist zu sehen, wie der „German Treasure Hunter“ auf die Goldfibel stößt:

Schon in dem Augenblick, als Konze das Schmuckstück aus dem Acker klaubte, ahnte der erfahrene Schatzsucher, dass es sich um etwas Besonderes handelte. „Ach du heilige Scheiße“, jubelte er gleich mehrmals. „Ich glaub' es nicht, es ist eine goldene Fibel!“

Wie selten ein solcher Fund ist, bestätigte wenig später auch Archäologin Dr. Petra Tutlies, mit der Carsten Konze seit Jahren eng zusammenarbeitet. Die goldene Fibel ist nicht nur rund 2000 Jahre alt, mit ihr wird sich damals auch ein wichtiger Römer seinen Umhang festgesteckt haben, denn solch teure Schmuckstücke hatte nicht jeder.

Auftrag von Markus Wipperfürth nimmt heftige Wende

„Richtig heftig“ wurde es hingegen bei einem Auftrag von einem Privatmann, den der „German Treasure Hunter“ im November 2022 annahm. Der Auftrag kam von keinem Geringeren als Markus Wipperfürth. Wipperfürth ist ein bekannter Landwirt aus Pulheim im Rhein-Erft-Kreis, der spätestens durch seinen Hilfseinsatz bei der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 vielen ein Begriff ist.

Carsten Konze nimmt regelmäßig Aufträge von Privatpersonen an, die etwa ein Schmuckstück oder ähnliches verloren haben. Wipperfürth vermutete unterdessen irgendwo auf seinem Grundstück ein altes Gewehr. Aus Sicherheitsgründen wollte er die Waffe aufspüren lassen und die Gefahr beseitigen.

„German Treasure Hunter“ bekommt Bagger-Hilfe – dann wird es richtig gefährlich

Konze war da natürlich genau der Richtige für. Und tatsächlich: „Nach drei Suchtagen hatte ich dann ein passendes Signal, wo ich dachte, oh, das könnte was Großes sein, ist aber zu tief“, erinnert sich der 47-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Aufgrund der damaligen Trockenperiode sei der Boden „hart wie Beton“ gewesen damals.

Nach Rücksprache organisierte der Landwirt einen Mini-Bagger und fing an zu graben. Als Wipperfürth die gröbsten Schichten Erde freigelegt hatte und die ersten Metallgegenstände zum Vorschein kamen, glaubte Konze noch an eine Kiste. „Hätten wir gewusst, was da eigentlich im Boden lag, hätten wir aber schon zu diesem Zeitpunkt aufgehört und gesagt, dass das Graben hier zu gefährlich ist“, erklärt Konze im Nachhinein.

Carsten Konze zieht die Notbremse: „Wir müssen hier aufhören!“

Denn die Metallteile waren nicht etwa Teile einer Kiste, sondern einer Transporttruhe aus dem Zweiten Weltkrieg, in der man Stielhandgranaten aufbewahrte, fand der Schatzsucher später heraus.

Stattdessen grub der „German Treasure Hunter“ munter weiter. Als er dann jedoch wenig später auf zwei Patronenhülsen stieß, gingen bei dem 47-Jährigen endgültig die Alarmglocken an. Und tatsächlich legte er dann die Umrisse von etwas frei, dass er als Panzerfaust identifizierte. „Ok, alles klar, Ende!“, rief Konze und kam sofort aus dem Loch heraus. „Ende, wir müssen hier aufhören“, verkündete er.

Kampfmittelräumdienst entdeckt 12 S-Minen und 13 Panzerfäuste auf Grundstück von Markus Wipperfürth

Wenig später rückte der Kampfmittelräumdienst an und sperrte das ganze Areal weiträumig mit Flatterband ab. Die Experten entdeckten ein ganzes Waffenarsenal im Boden. Es handelte um ein sogenanntes „Dump Hole“, wo Soldaten nach zum Kriegsende gesammelt ihre Waffen vergraben haben.

Im Gefechtskopf einer solchen Panzerfaust stecken auch heute noch 1,6 Kilogramm Sprengstoff. Der Kampfmittelräumdienst grub gleich 13 Exemplare davon aus. Darüber hinaus kamen auch noch 12 sogenannte S-Minen zum Vorschein. Diese Minen enthalten 280 Gramm TNT und 360 Schrapnellkugeln.

Der Kampfmittelräumdienst fand auf dem Gelände sogar noch zwei weitere solcher Waffendepots. Alle Waffen wurden anschließend gesprengt. Carsten Konze wird den Tag wohl nie wieder vergessen und warnt. „Solltet Ihr irgendwann auch nur den Verdacht haben, auf ein Kampfmittel gestoßen zu sein, lasst sofort die Hände davon und alarmiert die Behörden!“