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Anwohner sind schockiertAm Tag nach dem tödlichen Unfall wird in Pulheim wieder gerast

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Noch sind die Markierungen auf der Straße deutlich zu sehen, die das Unfallaufnahmeteam auf den Asphalt gesprüht hat, um  den Unfallhergang genauestens zu rekonstruieren.

Noch sind die Markierungen auf der Straße deutlich zu sehen, die das Unfallaufnahmeteam auf den Asphalt gesprüht hat, um den Unfallhergang genauestens zu rekonstruieren.

Auf der Mathildenstraße gilt erst Tempo 50, dann Tempo 30. Überhöhte Geschwindigkeit war wohl der Grund für den Tod eines Fußgängers.

Es wird wieder gerast auf der Mathildenstraße. Nur wenige Autofahrer haben am Montagvormittag (27. Mai) den Fuß ein bisschen vom Gaspedal genommen, als sie die Unfallstelle passierten, an der in der Nacht zu Sonntag ein 48-jähriger Fußgänger von einem wahrscheinlich unter Alkoholeinfluss gestandenen 24-jährigem BMW-Fahrer überfahren wurde und starb. Der 48-Jährige soll auf dem Heimweg gewesen und erst vor wenigen Monaten nach Pulheim-Brauweiler gezogen sein.

Der 24-Jährige war mit seinem BMW wahrscheinlich viel zu schnell Richtung Ortsmitte unterwegs. Aus bisher noch nicht geklärter Ursache hat er dann die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Er selbst und ein Beifahrer erlitten bei dem Unfall leichtere Verletzungen. Eine 24-jährige Mitfahrerin, die auf der Rückbank des Unfallwagens saß, wurde lebensgefährlich verletzt. Zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand hat die Staatsanwaltschaft Köln am Montag keine Angaben gemacht.

Menschen bleiben an der Unfallstelle stehen und schütteln den Kopf

Zu Fuß waren am Montag nur wenige Menschen auf der Mathildenstraße unterwegs. Einige schauten sehr betroffen und schüttelten auf Höhe der Unfallstelle ungläubig den Kopf. Auch Fahrradfahrer bremsten dort kurz ab – guckten – und traten dann wieder in die Pedale. Einige Anwohner gingen mit ihren Hunden eine Runde, und mehrere Kunden kamen gezielt zum Gemüsestand, um ein paar frische Erdbeeren und frischen Spargel zu kaufen. Dort sprachen die Menschen auch über den Unfall und teilten ihr Entsetzen und ihre Betroffenheit miteinander.

Die Trümmer des Mauerwerks liegen zusammengesammelt auf einem Haufen. Die Mauer soll nicht zum ersten Mal umgefahren worden sein.

Die Trümmer des Mauerwerks liegen zusammengesammelt auf einem Haufen. Die Mauer soll nicht zum ersten Mal umgefahren worden sein.

Überdeutlich stachen auch noch die Aufzeichnungen ins Auge, die die Beamten des Verkehrsunfall-Aufnahmeteams für die Unfallrekonstruktion dort bis weit in den Sonntagvormittag hinein mit grüner Neonfarbe auf den Asphalt gesprüht hatten.

Ein durch den Unfall zertrümmertes Mauerteil ist mit einem Absperrgitter abgesperrt. Die Trümmerteile einer zweiten Mauer lagen am Grundstücksrand zusammengetragen auf einem Stapel.

Ich wünsche mir hier eine Blitzanlage – auf beiden Seiten der Fahrbahn.
Serap Cakir

Die gesamte Unfallstrecke misst augenscheinlich sicherlich mehr als 100 Meter. Unmittelbar dahinter Richtung Brauweiler-Zentrum weist ein Verkehrsschild auf die Tempo-30-Zone hin. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Grundschule. Unmittelbar am Ortseingang, in der Tempo 50-Zone, liegt die weiterführende Schule. Dort auf Höhe der Ampel soll vor einigen Monaten ein Kind, das mit dem Fahrrad unterwegs war, angefahren worden sein – der Fahrer sei geflüchtet.

„Hier wird viel zu oft viel zu schnell gefahren“, berichtete Anwohnerin Serap Cakir. Seit 25 Jahren wohnt sie schon in Brauweiler an der Mathildenstraße. Und es war nicht der erste Unfall, den sie seitdem dort in den Ausläufern der Rechtskurve Richtung Ortsmitte miterleben musste. Nachts sei es am Schlimmsten. Da werde die Mathildenstraße zur Rennstrecke – stadteinwärts und stadtauswärts. „Wenn die Stadt Geld verdienen möchte, dann soll sie sich mit ihren mobilen Geschwindigkeitsmessgeräten abends und nachts einfach einmal an die Mathildenstraße stellen“, sagt sie.

Auf dem Foto ist das Autowrack zu sehen.

Ein Fußgänger ist gestorben, drei Insassen des BMW wurden verletzt. Ein Frau schwebt in Lebensgefahr.

Etwa drei Monate sei es her, da seien vor dem Haus, in dem sie wohnt, mehrere Blumenkübel, die dort auf dem Gehweg am Straßenrand standen, einfach umgefahren worden. „Die Trümmer lagen hier auf der gesamten Fahrbahn“, erinnert sie sich. Mehrfach seien auch schon die Fahrzeuge, die auf der markierten Parkfläche am Straßenrand standen, bei Unfällen so beschädigt worden, dass sich nicht einmal mehr eine Reparatur gerechnet hätte. „Die waren Totalschaden“, erklärte die Anwohnerin.

Auch die Litfaßsäule sei bei einigen Crashs schon mehrfach in Mitleidenschaft gezogen worden. „Es war jetzt auch nicht das erste Mal, dass die Mauer bei einem Unfall zertrümmert wurde“, merkt sie an. Nur gestorben sei bisher noch niemand. „Das ist ganz schrecklich“, sagt Cakir. Der Unfall habe sie und viele Menschen, die sie kennt, sehr schockiert. Die Bilder bekomme sie gar nicht aus dem Kopf. Sie sei durch die Rettungskräfte wach geworden und habe die Rettungsmaßnahmen vom Balkon direkt vor ihrer Türe gesehen.

„Ich wünsche mir hier eine Blitzanlage – auf beiden Seiten der Fahrbahn“, sagt sie. So wie es ist, könne es einfach nicht mehr weitergehen.