Pulheimer RevolverheldenDas Ehepaar Kautz und die etwas andere Sportart
Pulheim – Das Ehepaar Bettina und Peter Kautz betreibt einen ungewöhnlichen Sport. Die Disziplin heißt Westernschießen „und diese Sportart ist ein Ausgleich zum Beruf, bei dem der Sport dazu geführt hat, dass sich neben den Wettkampferfolgen auch gute Freundschaften entwickelt haben“, wie der 61-jährige Peter Kautz beschreibt.
Denn die Gemeinschaft unter den Westernschützen sei „einzigartig, vielleicht auch, weil die Freude an diesem Sport alle Teilnehmenden auf nationalen und internationalen Wettkämpfen miteinander verbindet“, schiebt Diplom-Pädagogin und Ehefrau Bettina Kautz hinterher.
Deshalb investieren die Pulheimer gerne mehrfach in der Woche Zeit für „Trockentraining“, wie sie es nennen, um auf der Anlage der Cologne County Western Shootists das Westernschießen in Bonn-Tannenbusch, zu üben. Auch wenn beide mehrere Meistertitel in Deutschland errungen haben, sind sie nicht reich geworden, da es in dieser Sportart keine Sponsoren gibt.
Historischer Aspekt
Jeder kennt sportliches Schießen vom Biathlon bei den Olympischen Winterspielen oder vom Schießen im Schützenverein. Beim Westernschießen im Sinne des Bundes Deutscher Sportschützen (BDS) treffen geschichtliche Waffenarten auf modernes Schießen. Das Westernschießen ist weit mehr, als das eigentliche Wettkampfschießen. Hier geht es um Teamarbeit und die gemeinsame Ausübung des Sportes in Wettkampfform, obwohl die Leistung eines jeden Schützen in seiner Kategorie einzeln gewertet wird. „Das BDS-Westernschießen ist die einzige Kategorie im Schießsport, bei der es nach dem Wettkampf eine Siegerehrung gibt“, erklärt Peter Kautz.
Wer jetzt denkt, dass Schießen etwas mit Gewalt zu tun hat, der irrt. „Beim Schießen“, erläutert Kautz, „geht es um Körperbeherrschung, Präzision und den Einklang von Körper und Geist. Wenn Sie schon einmal im Internet entsprechende Videos gesehen haben, entsteht vielleicht der Eindruck, dass es sich um wildes Rumballern handelt.“
Passende Kleidung ist Pflicht
Außerdem sieht es, wie bei vielen anderen Sportarten, zunächst einmal einfach aus. Tatsächlich sind ein umfangreiches und kontinuierliches Training notwendig, um am Wettkampftag eine gute Leistung abrufen zu können. Am Ende entscheiden oft hundertstel Sekunden darüber, welche Platzierung der Schütze belegt. Um sich ein genaueres Bild zu machen, ist es wichtig zu wissen, dass zu dieser Art des Schießens mehr gehört als Treffsicherheit. Fester Bestandteil des Trainings ist das Einüben von optimierten Bewegungsabläufen und das Handling der Waffen. Geschossen wird, je nach Kategorie, mit drei unterschiedlichen an die Historie angelehnte Waffen. Entsprechend der Kategorie trägt der Schütze Kleidung aus dieser Epoche. Diese Kleidung hat nicht nur etwas mit dem Reglement zu tun, sondern erfüllt auch praktische Aspekte.
Neben der standardisierten Schutzausrüstung aus Schießbrille und Gehörschutz, trägt die Kleidung dazu bei, dass während des Schießens das entsprechende Equipment bestmöglich genutzt werden kann. So stellt eine Korsage sicher, dass die Schrothülsen aus dem entsprechenden Gurt gut zu greifen sind. Ein Hut mit Krempe schützt vor umherfliegenden, ausgeworfenen Hülsen.
Die Waffenarten erklärt der Kfz- und Zweiradmechaniker-Ausbilder Peter Kautz: „Es werden zwei Revolver, ein Unterhebelrepetierer und ein Vorderschaftrepetierer oder eine Doppeltflinte geschossen. Mit diesen drei Waffenarten werden unterschiedliche „Stages“ mit unterschiedlichen Abläufen beschossen. Das bedeutet, dass der Schütze sich auf jeder Stage einen anderen Ablauf merken muss und auch überlegt, wie er die Bewegungsabläufe mit der Waffe so abstimmt, dass es einen zeitsparenden und fließenden Übergang in den einzelnen Schießpositionen gibt.
Sicherheit zuerst
„Das Wichtigste ist hier die Regel »safety first«, denn eine nicht sichere Waffenhandhabung führt zur sofortigen Disqualifikation“, so Kautz. Geschossen wird auf Stahlziele und jedes nicht getroffene Ziel oder ein falscher Ablauf wird entsprechend mit Strafsekunden gewertet. Für die Sicherheit sind auf jeder Stage drei Range Officer verantwortlich, die den Schützen sicher begleiten. Kautz: „Diese Regeln und Abläufe wirken sicherlich zunächst einmal verwirrend und umfassend, jedoch stellen sie sicher, dass die Freude an dieser Sportart in einem sicheren Umfeld stattfinden kann.“
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Derzeit ruhen die Waffen im Verein des CCWS aufgrund der Corona-Verordnungen, da die Anlage geschlossen bleiben muss. Sobald sie geöffnet wird, werden Bettina und Peter Kautz sich wieder nach Bonn-Tannenbusch zum Training aufmachen. Beide würden gerne in diesem Jahr wieder auf Titeljagd bei den internationalen und nationalen Meisterschaften gehen, falls es vertretbar sein sollte.