Die Stadt lässt neue Kanäle verlegen. Das Geschäft und die Nähschule der Pulheimerinnen sind dann nur noch zu Fuß zu erreichen.
GroßbaustellePulheimerinnen suchen Geschäftsraume für ihren Stoffladen und die Nähschule
Es läuft gut für Beatrice Englaender und Julia Ellmann. Mit ihrer Idee, einen Stoffladen an der Escher Straße 95 zu eröffnen, lagen sie genau richtig. Zehn Jahre ist das jetzt her. Auch ihre Nähschule, die im Sommer 2023 am Nordring 28 an den Start gegangen ist, ist sehr gefragt. „Es könnte nicht besser laufen. Wir haben ein gesundes Unternehmen, das wir durch zwei große Krisen geschaukelt haben“, sagt Beatrice Englaender über die Pandemie und die Energiekrise.
Und doch gibt es etwas, das den beiden Frauen große Sorgen macht. „Wir möchten nicht, aber wir müssen umziehen, weil wir eine Großbaustelle vor die Tür bekommen“, sagt die 46-jährige Pulheimerin. Wie berichtet, lässt die Stadt den Kanal an der Escher Straße zwischen der Jägerstraße und der Magdeburger Straße, am Nordring im Abschnitt Friedrich-Miethe-Weg und Escher Straße sowie an der Friedrich-Ebert-Straße sanieren.
Auch die Fahrbahn und der Gehweg der Escher Straße wird erneuert. Schon vor Beginn der Arbeiten, im Herbst, lässt der Energieversorger Rhein-Energie neue Wasserleitungen verlegen. Es sei richtig und wichtig, dass die Stadt dies mache. „Für uns ist der Zeitpunkt mehr als ungünstig. Wir haben gerade umgebaut, im Januar war der Laden für einen Monat geschlossen.“
Bei einem Informationsabend, zu dem die Stadt für Mitte Mai eingeladen hatte, haben Beatrice Englaender und Julia Ellmann erfahren, dass die Arbeiten mehr als drei Jahren dauern und sie mit beiden Standorten betroffen sein werden. „Der Abend war für uns hart, sehr emotional, wir hätten nicht gedacht, dass es so schlimm wird, es sind Tränen geflossen“, erinnert sich Beatrice Englaender.
Kaum eine Kundin geht zu Fuß ins Geschäft in Pulheim
Wegen der Vollsperrungen seien die Häuser nur zu Fuß erreichbar, das Gebiet müsse großräumig umfahren werden. „Das ist für uns existenzbedrohend.“ Kaum eine Kundin - das Gros sind nun mal Frauen - komme zu Fuß, viele nähmen lange Strecken in Kauf, bis zu 100 Kilometer, um sich in der „Tüte Buntes“ mit neuen Stoffen einzudecken. „Eine Kundin kommt zweimal im Jahr aus Norwegen mit einem leeren Koffer zu uns und fährt mit einem vollen zurück.“
Nun suchen die Unternehmerinnen nach einer neuen Bleibe für den Stoffladen und die Nähschule. 100 bis 120 Quadratmeter mit zwei Eingängen „wären toll, dann wären Laden und Schule zusammen“. Ansonsten bräuchten sie für den Laden 40 und für die Nähschule 50 bis 60 Quadratmeter, erläutert Beatrice Englaender.
„In unserem Podcast haben wir gesagt, dass wir ein neues Ladenlokal suchen. Wir haben daraufhin Angebote aus ganz Deutschland bekommen. Aber wir sind ein Stoffladen in Pulheim.“ Dort möchten die beiden Frauen auch bleiben, wobei das Ladenlokal nicht zwingend in der Innenstadt liegen müsse. Allerdings seien die Angebote, die sie bislang für Pulheimer Immobilien bekommen hätten, leider zu teuer.
„Es muss eine faire Miete sein, zwischen 10 und 12 Euro, wir müssen handlungsfähig bleiben und nicht für den Vermieter arbeiten.“ Die Zeit drängt. „Wir sind Optimistinnen, wir stecken die Köpfe nicht in den Sand. Wir werden einen Standort finden und daraus wieder einen bunten, kreativen Ort für Nähbegeisterte machen und die, die es werden möchten.“