Tanja Schlote von „Bürger machen Landwirtschaft“ hofft, dass die Straße nicht gebaut wird, da ansonsten der Lkw-Verkehr noch weiter zunehme.
BauprojektGeplante L93n würde drei Hektar Ackerland der Pulheimer SoLaWi zerstören
Die SoLaWi „Bürger machen Landwirtschaft“ erfreut sich großer Beliebtheit. Im April startet die solidarische Landwirtschaft, die ihren Sitz auf dem Hellmese Hof an der Nettegasse 53 hat, in ihre fünfte Saison. Aktuell versorge sie Woche für Woche 170 Haushalte mit erntefrischem, nach Demeter-Richtlinien angebautem Gemüse von den Feldern des Hellmese Hofs, sagte Initiatorin Tanja Schlote.
„In der kommenden Saison ist geplant, Gemüse für 190 Haushalte auf den Ackerflächen in Stommeln anzubauen.“ Das Gärtnerteam werde mehr als 40 Sorten anbauen. Ausgegeben wird das geerntete Gemüse in sechs Depots. Sie befinden sich auf dem Hellmese Hof, in Pulheim, Esch, Fühlingen, Vogelsang und Frechen. Schlote: „Weitere Depots in Worringen, Longerich und Bedburg sind geplant.“
In den zurückliegenden Jahren hat Tanja Schlote festgestellt, dass die Menschen wieder mehr über die Landwirtschaft erfahren möchten. „Sie möchten wieder einen Bezug dazu bekommen und wissen, woher die Lebensmittel kommen.“ Das höre sie immer wieder, nicht nur von den Ernteteilerinnen und Ernteteilern, wie sie die Haushalte nennt, die die SoLaWi unterstützen.
„Viele sind bereit, den echten Preis für die Lebensmittel zu zahlen und somit auch Verantwortung zu übernehmen.“ Das sei insbesondere für die kleinbäuerliche Landwirtschaft wichtig, die mit günstigen Produkten aus dem In- und Ausland konkurrieren müsse und immer weiter zurückgedrängt werde.
Mitglieder der Pulheimer SoLaWi zahlen monatliche Beiträge
Die Mitglieder der SoLaWi zahlen individuelle monatliche Beiträge, angelehnt an den errechneten Richtwert – 78 Euro für den kleinen und 121 Euro für den großen Ernteanteil. Neben dem monatlichen Beitrag leisten sie eine Einmalzahlung in Höhe von 300 bis 400 Euro. Auch dies sieht Tanja Schlote, die mit Landwirt Lukas Hartenberg und Gärtnerin Nadine Klar ein Team bildet, positiv.
„Wir sind konstant gewachsen, was unsere Produkte betrifft.“ Neben Gemüse biete die SoLaWi Eier von einem befreundeten Demeter-Betrieb in Nörvenich und Hühnerpatenschaften an. „Auch die männlichen Küken werden dort nach dem Prinzip Bruderhahn aufgezogen.“ Brot liefere eine Biobäckerei aus Köln. Auch Rind und Lamm vom Hellmese Hof sind im Angebot.
Für den Bau der L93n müssten drei Hektar Lössboden weichen
Mit großer Sorge sieht die Pulheimerin das geplante Straßenbauprojekt. „Vom Bau der Landesstraße 93n wäre auch eine von uns gepachtete Fläche betroffen. Es sind drei Hektar, das ist schon einiges.“ Es sei ihr ein großes Anliegen, dass mehr über das geplante Projekt aufgeklärt werde. „Es ist eben keine Umgehungsstraße, um Büsdorf und Fliesteden vom Verkehr zu entlasten.“
Die L 93n sei eine Schneise zwischen den Autobahnen 57 und 61. Sie werde gebaut, um neue Gewerbegebiete versorgen zu können. „Das bedeutet, dass der Lkw-Verkehr noch zunehmen wird.“ Die Nachricht, dass die Straße nun doch gebaut werden solle, sei wie aus dem Nichts gekommen. Sie habe gedacht, dass die Pläne vom Tisch seien.
„Wird die Straße gebaut, dann sind die Böden für immer verloren, es sind sehr gute Lössboden.“ Auch die Unterstützer der SoLaWi seien besorgt. „Es kommen viele Rückfragen, auch bei den Informationsabenden.“ Viele der Mitglieder hätten sich der Petition der Bürgerinitiative „Stoppt L93n“, der auch Tanja Schlote angehört, angeschlossen. „Wir hoffen, dass wir den Bau noch stoppen können. Wenn wir nicht die Reißleine ziehen, ist es irgendwann zu spät“, befürchtet sie.
Am 20. März, jeweils 19 Uhr, stellen Tanja Schlote und Lukas Hartenberg das Konzept der SoLaWi in Frechen beziehungsweise Bedburg vor. Weitere Termine: 5. März - Vogelsang, 12. März - Braunsfeld, 18. März - Longerich. Der Veranstaltungsort wird bei der Anmeldung unter 0151/19435718 oder per E-Mail bekannt gegeben.