Katharina Dorweiler geht zum Spieletreff der Awo, spaziert durch Stommeln und freut sich auch mit 100 Jahren auf das, was noch kommt.
„Wenn nötig, war ich auch brav“100-Jährige aus Pulheim ist immer noch neugierig auf das Leben
100 Jahre, das ist schon ein stolzes Alter. Wie hat Katharina Dorweiler das bloß geschafft? „Also, das ist wirklich eine dumme Frage“, antwortet sie und lacht. „Ich habe den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und einen Tag an den anderen gereiht.“ So einfach geht das? „Naja, ich bin eben ein positiver Mensch“, verrät sie schmunzelnd.
„Und auch mein Humor hat mir geholfen. Schönheitscreme brauchte ich noch nie.“ Katharina Dorweiler, von vielen „Käthe“ genannt, sagt, was sie denkt. Und sie erzählt gerne. Am liebsten von ihrem geliebten Heimatort Stommeln, in dem sie am 6. März 1924 geboren wurde und in dem sie auch heute noch lebt.
„Wir haben früher direkt unterhalb der Mühle gewohnt, das war schön“, erinnert sie sich. Gemeinsam mit zwei Schwestern und einem Bruder verbrachte sie eine glückliche Kindheit. Die Zeiten waren zwar hart, aber die Familie besaß einige Morgen Land mit großem Obstgarten, Getreide- und Gemüsefeldern. „Wir hatten immer genug zu essen. Nur bei der Feldarbeit helfen machte mir keinen Spaß. Da bin ich manchmal entwischt.“
Sie erzählt vom Bach am Dorfanger, an dem sie oft zusammen spielten und von der Mühle und ihrer magischen Anziehungskraft auf die Kinder. „Wenn unsere Mutter nicht da war, sind wir manchmal heimlich auf die Mühle hochgestiegen“, verrät sie. „Das war ganz schön leichtsinnig, da oben gab es kein Geländer.“ Widerworte habe sie als Kind gern gegeben. „Aber wenn nötig, war ich auch brav“, erzählt sie.
Später tanzte die fröhliche junge Frau in einer Folklore-Tanzgruppe und spielte Theater in Stommeln. Auf dem Weg zur Arbeit nach Köln in eine Näherei traf sie einen jungen Mann, der ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Dem jungen Mann, der Werner Dorweiler hieß, ging es ebenso. Eines Tages fragte er sie, ob sie mit ihm ins Kino gehe.
„Wir waren in der Feuerzangenbowle“, erinnert sich die Jubilarin. „Und wir waren glücklich. Nach dem Film hat er gesagt: Du wirst mal meine Frau.“ Doch zunächst wurde Werner Dorweiler Soldat. Als er 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, heirateten die beiden drei Monate später. Ihr Mann war ein Glückspilz, gewann beim Preisausschreiben etliche Reisen und das Paar besuchte Griechenland, Istanbul und Italien.
Pulheimerin ist immer noch gerne unterwegs - mit dem Rollator
„Das sind Erinnerungen, die bleiben für immer“, schwärmt die Jubilarin. Die beiden bauten ein eigenes Haus in Stommeln, in das sie 1959 einzogen. Und sie bekam drei Kinder, Matthias, Margret und Marie-Theresia, „Resi“ genannt, acht Enkel und zehn Urenkel, die sie regelmäßig besuchen.
Werner Dorweiler verstarb vor 18 Jahren, seitdem kümmern sich die befreundeten Nachbarn um die Jubilarin. Katharina Dorweiler ist, mit Rollator, noch immer gerne unterwegs. „Meine Tochter Resi habe ich zu ihrem 70. Geburtstag besucht und meine Enkelin Annette in Kaiserslautern, als sie Karnevalsprinzessin wurde“, erzählt sie.
Sie geht gerne zum Spieletreff in die AWO und spaziert durch Stommeln. „Ich bin immer noch neugierig auf das Leben“, sagt Katharina Dorweiler und ihre Augen leuchten. „Und ich freue mich auch mit 100 Jahren auf das, was noch kommt.“