Pulheim-Stommelerbusch – Die verheerenden Bilder der Flutkatastrophe im Ahrtal haben sich Markus Wipperfürth eingeprägt. Offenbar stärker, als er es für möglich gehalten hat. Verarbeitet sind die Eindrücke aus dem vorigen Jahr längst noch nicht.
Das hat der Landwirt, der mit seiner Familie in Pulheim-Stommelerbusch lebt, bei seinem jüngsten Projekt gemerkt. In Zusammenarbeit mit der Journalistin Sandra Fischer ist ein multimediales Tagebuch mit dem Titel „Wegen dir bin ich hier“ entstanden. Darin schildert Wipperfürth, was er in den ersten fünf Tagen im Ahrtal erlebt hat.
Der 49-Jährige war einer der ersten, die sich am 15. Juli, wenige Stunden nach der Flutkatastrophe, mit seinem Traktor und einem Hakenliftcontainer auf den Weg nach Walporzheim gemacht hatte.
Markus Wipperfürth hat mehr als 180 Videos gemacht
In den Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, den die Wassermassen zu großen Teilen verwüstet hatten. Um zu helfen, mit anzupacken, aufzuräumen, das über Wochen. In Videos hat er „das Unfassbare“ festgehalten. Über 180 QR-Codes in dem Buch führen die Leser zu den Filmen.
„Ich dachte, ich hätte alles im Griff. Doch als ich das erste Video gesehen habe, habe ich gemerkt, dass ich es nicht mehr ertragen kann. Ich musste abbrechen, weil alles wieder hochgekommen ist“, schildert Markus Wipperfürth in einem Telefonat.
Mit einem Mal waren sie wieder da, die Bilder der Verwüstung, der verzweifelten Menschen, die Schilderungen der Helfer, die Leichen oder Leichenteile geborgen hatten, und „dieser Geruch“, ein Gemisch aus Öl, Gas, Alkohol, Fäkalien, Verrottung. „Ein Gestank, der sich in jeder Pore festzusetzen scheint, durch jede Faser dringt“, schildert er in dem Buch.
„Wegen dir bin ich hier“: Buch von Markus Wipperfürth erscheint Ende Oktober
Das digitale Tagebuch „Wegen dir bin ich hier“ zur Flutkatastrophe im Ahrtal erscheint Ende Oktober im Selbstverlag. Jedem Buch liegt ein Lesezeichen bei – ein Stück aus dem Reifen des Traktors, mit dem der Familienvater ins Ahrtal gefahren ist. Das Buch kostet 34,95 Euro. Es ist im Internet, aber auch im Buchhandel erhältlich.
„Ich wollte das erzählen, wollte denen, die an den ersten Tage da waren, die geräumt haben, eine Stimme geben.“ Neben den schrecklichen Eindrücken wolle er auch das schildern, was nicht funktioniert habe.
„Am Anfang waren wir alleine, Seelsorger gab es nicht. Wir mussten das Erlebte alleine verkraften.“ Das Buch stehe aber auch für die unglaubliche Solidarität. „Das war einzigartig.“ All dies dürfe nicht in Vergessenheit geraten.
Obwohl das Buch erst Ende Oktober erscheint, seien schon 4500 Exemplare verkauft worden, schildert Markus Wipperfürth. Gedruckt wurde es im Ahrtal. „Schon vor dem Druck der ersten Auflage haben wir die zweite bestellt.“
Da der Vorverkauf so gut laufe, werde ein fünfstelliger Betrag an Flutopfer gespendet, damit sie Heizmaterial kaufen können „und gut durch den Winter kommen“.