Die menschliche Stimme spielt in dem von einem Zitat aus dem Talmud inspirierten Gesangsstück des Künstlers eine zentrale Rolle.
Kunstaktion in PulheimOlaf Nicolai konzipiert Performance für die Synagoge Stommeln

Eine Szene, die 2011 während der von Olaf Nicolai konzipierten Performance „Escalier du chant“ auf der großen Treppe der Pinakothek der Moderne in München entstanden ist.
Copyright: Haydar Koyupinar, VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Schon länger ist bekannt, dass der deutsche Bildhauer Olaf Nicolai das Synagogenprojekt fortsetzt. Nun stehen die Termine fest: Am Donnerstag, 22. Mai, um 18 Uhr, findet im Martinushaus, Venloer Straße 546, die Eröffnung statt. Dafür ist eine Anmeldung per E-Mail oder unter 02238/808116 erforderlich.
Nach dem Auftakt machen sich die Gäste auf den Weg in die an der Hauptstraße gelegene Synagoge, wo der Countertenor Daniel Gloger und der Bassbariton Pascal Zurek ein eigens für das Projekt konzipiertes Gesangsstück aufführen. Es ist von einem Zitat aus dem Talmud „Ein ungedeuteter Traum ist wie ein ungelesener Brief“ inspiriert.
Pulheim: Vom Talmud inspiriert
Ausgehend von der Synagoge als sozialer Architektur und Ort der Zusammenkunft, reflektiere Nicolai die Bedeutung der Kommunikation – des Sprechens mit- und zueinander, des Lesens und der Diskussion von Texten und der Deutung von Sprache, die an diesem Ort zentral sind, ist einer Mitteilung zu entnehmen.
Das titelgebende Zitat verweise auf diese Aktivität: das Lesen, die Übersetzung und Übertragung. Was bedeutet es, einen Brief zu lesen? Diese Frage führe die Performance auf poetische Weise vor. Die menschliche Stimme spielte auch in anderen Performances des 1962 in Halle/Saale geborenen Olaf Nicolai eine zentrale Rolle.
2011 lud er für „Escalier du chant“ elf Komponisten ein, darunter den Deutschen Enno Poppe, kurze A-cappella-Gesangsstücke zu einem für sie bedeutsamen politischen Ereignis zu komponieren. Der zwölfteilige Liederzyklus wurde an zwölf Sonntagen jeweils unangekündigt auf der großen Treppe der Pinakothek der Moderne in München uraufgeführt.
Olaf Nicolai, einer der bekanntesten Künstler seiner Generation, arbeitet mit unterschiedlichsten Medien und Materialien und thematisiert in Installationen, Videos und Performances das Verhältnis zwischen Kunst und Natur, Körper, Zeit und Raum. Seit den frühen 90er-Jahren werden Olaf Nicolais Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Er wurde 1997 zur Documenta X in Kassel und 2001, 2005 und 2015 zur Biennale von Venedig eingeladen. Olaf Nicolai wurde mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet.
Weitere Performances
Bis September sind neun weitere Performances in der Synagoge, Hauptstraße 85a, geplant mit der Mezzosopranistin Truike van der Poel (Sonntag, 25. Mai, und 31. August, jeweils 15 Uhr), dem Tenor Andreas Fischer (Samstag, 28. Juni, 17 Uhr, und Sonntag, 13. Juli, 15 Uhr), Daniel Gloger (Samstag, 28. Juni, und Sonntag, 29. Juni, jeweils 17 Uhr) und Pascal Zurek (Sonntag, 20. Juli, 15 Uhr). Die Altistin Noa Frenkel singt am Sonntag, 7. September, 15 Uhr, und gemeinsam mit Pascal Zurek am Sonntag, 21. September, jeweils 15 Uhr.