Olympiasiegerinnen in Hochsprung Heike Meier-Henkel aus Pulheim und Ulrike Nasse-Meyfahrt zu der Leistung von Christina Honsen, die in Paris mit 1,95 Meter eine Bestleistung abgab.
Olympia ParisDas sagen Heike Henkel und Ulrike Nasse-Meyfarth zu den Spielen
Halbzeit in Paris. Die olympischen Spiele in Frankreich, die am Freitag der vergangenen Woche eröffnet wurden, haben bereits in ihrer ersten Woche gezeigt, welche Faszination von ihnen ausgeht. Für viele Sportdisziplinen gibt es kein wichtigeres Turnier. Matthias Breuer hat mit zwei Sportlerinnen gesprochen, die gleich mehrfach an Olympia teilgenommen haben, mit den Hochspringerinnen Heike Henkel und Ulrike Nasse-Meyfarth.
Heike Henkel hat die Qualifikation im Hochsprung der Olympischen Spiele aufmerksam verfolgt. Die in Pulheim lebende gebürtige Kielerin war von der deutschen Starterin Christina Honsel in ihrer Lieblingsdisziplin höchst angetan. Als Goldmedaillengewinnerin bescheinigte Heike Henkel der Athletin vom TV Wattenscheid eine starke Vorstellung: „Sie wirkte sehr gut eingestellt und hat mit 1,95 Meter ihre Bestleistung abgeliefert.“ Im Finale ihrer Paradedisziplin habe die Hochspringerin aus Dorsten viel Potenzial. Heike Henkel: „Ihre Vorstellung sah gut aus und sie ist bereit für das Finale. 1,97 Meter könnte sie auf jeden Fall springen. Sie wird am Sonntag voll motiviert sein, aber es ist schwer zu sagen, wozu es am Ende reicht.“
Das Ausscheiden der zweiten deutschen Hochspringerin, Imke Onnen von Hannover 96, bedauert Heike Henkel hingegen sehr: „Sie wirkte wackelig, und es fehlte ihr die Konstanz, schade.“ Drei Teilnahmen stehen in der Vita der Wahl-Pulheimerin. Bei den Spielen 1992 in Barcelona trat Meier-Henkel nicht nur zum dritten Mal bei Olympia an, ehe sie erstmals eine olympische Medaille in Empfang nehmen durfte. Ihre sportliche Geschichte wäre womöglich auch nie mit einer Medaille vergoldet worden, wenn die Kielerin mit Gardemaß von 1,82 Meter im dritten Versuch nicht die Höhe von 1,97 Meter im Olympiastadion von Barcelona überwunden und ihre Chance auf Gold damit am Leben gehalten hätte.
Erstmals bei den Spielen aktiv war Meier-Henkel in Los Angeles 1984, als die damalige Wesselingerin Ulrike Nasse-Meyfarth im Hochsprung ihre zweite Goldmedaille gewann. „Bei meinen ersten zwei Spielen stand wirklich das Dabeisein im Vordergrund. Nach meinen Wettkämpfen fand ich damals vor allem die gemeinsamen Abende mit Sportlern aus anderen Disziplinen im Olympischen Dorf ganz toll. Die Mannschaften haben meistens für die Getränke gesorgt, und irgendwer hat dann immer noch weitere Gäste aus anderen Nationen mitgebracht“, sagt sie.
Die Spiele in Los Angeles hat sie auf Platz elf beendet. „Für mich war einfach alles sehr neu, und die meisten Sportler waren mir vorher einfach nur aus dem Fernseher bekannt.“ Nach ihrem verfrühten Ausscheiden in der Qualifikation für das Finale bei den Spielen von Seoul 1988 wollte sie es allerdings nochmals wissen. „Als meine Leistungen in Richtung der Medaillenränge gingen, war für mich nicht mehr das Erlebnis, sondern in erste Linie meine Leistung vor Ort wichtig. In Barcelona war ich sehr auf mich fokussiert, weshalb ich wenig von den Spielen gesehen habe.“ Bei den Spielen in Paris verpasst Meier-Henkel als Zuschauerin jedenfalls keinen Moment. „Ich freue mich jeden Tag auf die Spiele, weil ich weiß, dass Deutschland wieder viele gute Leichtathleten hat. Unser Fernseher läuft den ganzen Tag.“
Neben einigen Leichtathleten des TSV Bayer 04 Leverkusen wird sie vor allem dem Ruderer Oliver Zeidler im Einer fest die Daumen drücken. „Von ihm und seiner Geschichte bin ich einfach ein Fan. Wie er als ehemaliger Schwimmer quasi als Quereinsteiger beim Rudern erfolgreich dabei ist, gefällt mir sehr.“
Ulrike Nasse-Meyfarth hat mit ihrem Sieg bei den Olympischen Spielen 1972 im eigenen Land als bis heute jüngste Olympiasiegerin in einem Leichtathletik-Einzelwettkampf ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Als eine der wenigen Profis sprang die damals 16-jährige Hochspringerin im Münchener Olympiastadion bereits mit dem heute üblichen Fosbury-Flop, welchen sie beim TuS Wesseling erlernte, nicht nur zu Gold, sondern stellte mit 1,92 m gleich noch einen neuen Weltrekord auf.
Zwölf Jahre später wiederholte Nasse-Meyfarth ihren Erfolg bei den Spielen in Los Angeles mit einer olympischen Rekord-Höhe von 2,02 m. „Der zweite Titel war sicherlich eine Genugtuung und sportlich wertvoller für mich, weil ich als gereifte Athletin hart dafür gearbeitet habe“, ordnet die 68-Jährige ihre Erfolgsbilanz bei den Spielen heute ein und erklärt weiter: „Der erste Sieg in München hingegen war mir sozusagen in den Schoß gefallen.“ Zwischen den beiden siegreichen Medaillenkämpfen verpasste Nasse-Meyfarth 1976 in Montreal aufgrund eines dritten Fehlversuches in der Qualifikation den finalen Wettkampf und die Chance auf eine weitere Medaille.
Die Spiele in Moskau 1980 wurden von den westlichen Ländern boykottiert. Die Ostblockstaaten-Teams blieben unter sich. „Für mich persönlich war der Boykott der Spiele in Moskau nicht so tragisch. Ich hatte ja bereits einen Olympia-Sieg und war noch jung genug, um mich auf die nächsten vorzubereiten. Für andere Sportler, die nur in Moskau dabei gewesen wären, war es natürlich tragisch und schlimm, als sie nach ihren Vorbereitungen Opfer des Boykotts geworden sind.“
Für die heutige Schülerleichtathletik-Trainerin beim Leichlinger TV seien die Olympischen Spiele stets interessante Erlebnisse gewesen. „Aber das Besondere an Olympia ist ja auch, dass man als Sportler mit einer Zielsetzung antritt, die auf den Punkt gebracht werden muss. Das ist eine große Kunst im Sport, die sich auch auf viele andere Sachen im Leben übertragenen lässt. Und es macht Spaß, das hinzukriegen.“