Sie kritisieren, dass die Verwaltung nicht offen mit dem Thema umgeht und ihre Sorgen auf die leichte Schulter nimmt.
Unterkunft für GeflüchtetePulheimer sind nach Schadstofffunden im Boden in großer Sorge
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Auf dem städtischen Grundstück Christophstraße/Ecke Hedwigstraße entsteht eine Unterkunft für Geflüchtete. In dem abgetragenen Oberboden wurde PCB festgestellt.
Copyright: Elke Petrasch-Brucher
In Sinnersdorf macht sich Unmut breit. Die Anwohnerinnen und Anwohner der Christoph- und der Hedwigstraße haben den Eindruck, dass die Stadt ihre Nöte und Sorgen nicht ernst nimmt. Sie befürchten, dass sich die Schadstoffe, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gefunden wurden, negativ auf ihre Gesundheit und die der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner auswirken könnten.
Pulheim: Höchstwerte überschritten
„PCB (Polychlorierte Biphenyle, auch Weichmacher genannt) gehört zum sogenannten dreckigen Dutzend von zwölf hochgiftigen Stoffen, deren Verwendung mit Recht durch das Stockholmer Übereinkommen seit 2001 weltweit verboten wurde“, sagt Anwohner Piet Schimana. In einem Beschlussvorschlag für den Ausschuss für Liegenschaften und Hochbau (LHA) am 13. Februar hatte die Verwaltung darüber informiert, dass bei Erdarbeiten auf dem Grundstück, auf dem aktuell eine Unterkunft für Geflüchtete gebaut wird, PCB festgestellt wurde.
Demnach enthielt der Erdaushub 0,21 Milligramm/Kilogramm Trockensubstanz PCB und 0,70 Milligramm/Kilogramm Trockensubstanz TOC (organischer Kohlenstoff). Da die von der Verwaltung benannten Höchstwerte für PCB 0,15 Milligramm/Kilogramm Trockensubstanz und 0,50 Milligramm/Kilogramm Trockensubstanz für TOC betragen, muss der Oberboden „speziell entsorgt werden“. Dies sei schon geschehen.
Pulheim: Spärliche Informationen
Im Beschlussvorschlag für den Stadtrat am 4. Februar waren diese Werte noch nicht aufgeführt. Es war lediglich von Stoffen die Rede, „die aus abfallrechtlicher Sicht relevant sind, das heißt, sie sind fachgerecht auf speziellen Deponien zu entsorgen“. Für diese recht spärlichen Informationen und die Tatsache, dass sie für die Mehrkosten außerplanmäßig 60.000 Euro bewilligen sollten (was sie auch taten, um die Bauarbeiten nicht zu verzögern) wurde die Verwaltung von einigen Stadtverordneten heftig kritisiert.
Auch Piet Schimana spart nicht mit Kritik. Denn offenbar weiß die Verwaltung schon seit Mai 2024, dass bei Bodenproben Stoffe festgestellt wurden, die fachgerecht zu entsorgen sind. Das hat der Familienvater allerdings erst auf seine soundsovielte Mail am 28. Januar aus dem Immobilienmanagement erfahren. „Als die Bagger schon über das Grundstück rollten“.
Das kann man doch erst sagen, wenn überall Proben genommen wurden.
Demnach haben sich durch die zwei in der Mail (sie liegt der Redaktion vor) erwähnten Rammkernsondierungen „keine Hinweise auf signifikante Bodenverunreinigungen“ ergeben. Von den bei zusätzlichen Bodenproben festgestellten Stoffen gehe keine Gefahr für Schutzgüter aus, sie seien auf lokalen Eintrag zurückzuführen und nicht flächendeckend vorhanden, müssten aber fachgerecht entsorgt werden.
„Ich kann die Argumentation der Verwaltung, dass der lokale Eintrag nur einen kleinen Teil des Grundstücks betrifft, nicht nachvollziehen. Das kann man doch erst sagen, wenn überall Proben genommen wurden. Das scheint aber nicht passiert zu sein.“ Das gehe seiner Ansicht nach aus einer Äußerung von Jens Batist im LHA hervor.
Der Erste Beigeordnete sagte in der Sitzung, dass es aus Gründen des Gesundheitsschutzes wohl nicht erforderlich sei, dass der Boden komplett aufgenommen wird. Aber wenn man bedenke, dass jemand den Garten nutzen und gegebenenfalls etwas anpflanzen wolle, neige er dazu, den restlichen Boden lieber abtragen zu lassen (wir berichteten). Dazu Piet Schimana: „Ich schlussfolgere daraus, dass die Verwaltung immer noch nicht weiß, ob das, was noch an Boden vorhanden ist, einwandfrei oder belastet ist.“
Mit Blick auf den „ernüchternden“ Schriftverkehr mit der Verwaltung, der Anfang November 2024 begonnen hat, und ihrem „haarsträubenden Umgang“ mit den Sorgen der Bürger, sagt Piet Schimana. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt auf uns zukommt. Doch statt uns mitzunehmen, wird versucht, das Thema kleinzuhalten. Wir haben den Eindruck, dass die Stadt so schnell wie möglich vollendete Tatsachen schaffen möchte.“
Keine Gefahr
Die Bauarbeiten auf dem städtischen Grundstück an der Bernhardstraße/Ecke Laurentiusstraße in Brauweiler, wo derzeit ebenfalls Unterkünfte für Geflüchtete gebaut werden, stellen aus Sicht der Stadtverwaltung „für die Hochwasserlage kein Problem dar. Es besteht kein Anlass für einen Baustopp“, teilt Stadtsprecherin Ruth Henn auf Nachfrage mit.
Wie berichtet, hatte der Bachverband Bürgermeister Frank Keppeler empfohlen, die Baustelle „anzuhalten“, ein genehmigtes Entwässerungskonzept vorzulegen und anschließend ein Rückhalte- oder Versickerungsbauwerk zu errichten, um das zusätzliche Hochwasserrisiko zu vermeiden. Der Bachverband sieht eine Gefahr für den Hochwasserschutz für die Anlieger der Straße „An der Ronne“ und „Tomburgstraße“.
Die Stadtsprecherin verweist darauf, dass die versiegelten Flächen nur einen Teil des Grundstücks bedeckten. Der Niederschlag laufe derzeit einfach über den Rand der versiegelten Flächen und versickere dann. „Dadurch könnte im äußersten Fall das Baufeld sehr nass und die Arbeiten behindert werden. Die Verwaltung sieht jedoch weder eine Erhöhung der Gefahr von Hochwasser noch Auswirkungen auf andere Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.“ (mma)