AboAbonnieren

Marodes WahrzeichenSo wird die Brauweiler Mühle in Pulheim restauriert

Lesezeit 3 Minuten
Ein Arbeiter kniet auf dem Boden, er schneidet ein Fußbodenbrett zurecht. An den Wänden lehnen unterschiedlich große Bretter.

Die Fußbodenbretter in der Brauweiler Mühle werden gegen solche aus Fichtenholz ausgetauscht.

Um sich auf den maroden und wurmstichigen Fußböden überhaupt bewegen zu können, mussten die Fachleute sie erst einmal sichern.

Darauf hat der Mühlenverein Brauweiler über Jahre hingearbeitet. Die Mühle, eines der Wahrzeichen des Abteiortes, wird restauriert. „Wir freuen uns, dass die Arbeiten im Gange sind und die Mühle wieder für die Öffentlichkeit geöffnet wird“, sagt Vereinsvorsitzender Hermann Schmitz.

Drei Kernaufgaben sind in der Mühle, die 1810 aus dem Abbruchmaterial der Laurentiuskapelle errichtet wurde, zu erledigen, erläutert Ingenieur Friedrich Rohlfing. Er ist auf Mühlen spezialisiert, leitet im Kreis Minden-Lübbecke den Mühlenbauhof, führt Restaurierungen aus und erstellt Gutachten.

Alle gravierenden Fehlstellen werden wieder aufgemauert
Friedrich Rohlfing, Ingenieur und Fachmann für Mühlen

„Die Fußböden und Balkenlagen müssen restauriert werden.“ Um sich auf den an vielen Stellen maroden und wurmstichigen Fußböden überhaupt bewegen zu können, mussten Friedrich Rohlfing und sein Team sie bei ihrem ersten Einsatz vor einigen Wochen zunächst einmal sichern. Am Stück können Rohlfing und seine Mitarbeiter wegen anderer Einsätze nicht in der Mühle arbeiten. Punktuell sind sie vier bis fünf Tage vor Ort.

Brauweiler Mühle in Pulheim: Mauerwerk muss „gut atmen“ können

In einem weiteren Schritt wird das Innenmauerwerk saniert. „Alle gravierenden Fehlstellen werden wieder aufgemauert, sie sind bis zu 50 mal 50 Zentimeter groß. Zum Glück hat man mit wenig Zement gearbeitet. Das hat den Vorteil, dass das Mauerwerk gut atmen kann. Nachteil ist, fällt etwas raus, fallen andere Teile hinterher.“ Auch die Maschinentechnik will das Team wiederherstellen.

Die Brauweiler Mühle versteckt sich hinter Bäumen.

Die Mühle ist ein Wahrzeichen des Mühlenortes.

Zuletzt war Friedrich Rohlfing mit zwei Mitarbeitern in der Mühle, um auf der ersten Ebene den neuen Fußbodenbelag aufzubringen. Die zweieinhalb Zentimeter dicken Fußbodenbretter wurden gegen solche aus Fichtenholz ausgetauscht. Um eine bessere Stabilität zu erreichen, hat das Team außerdem die Lagerbalken neu ausgeglichen.

„Einige Balken hingen regelrecht durch, das Holz ist rund 200 Jahre alt, man hat damals das verbaut, was gerade zur Hand war, man hatte wenig Auswahl und vielleicht auch wenig Geld, daher ist die Substanz recht durchwachsen.“ Um die historischen Balken erhalten zu können, musste das Team die Balkenenden „anschuhen“.

Auch der Mühlenverein Brauweiler beteiligt sich an den Arbeiten

Rohlfing: „Unter dem Balken wird eine Metallplatte ins Mauerwerk geführt, sie trägt die Last des Balkens. Dafür öffne ich zuvor das Mauerwerk rund um den Balkenkopf, schneide den maroden und verfaulten Teil ab und führe die Metallplatte ein.“ Der Balken und die Metallplatte würden verbunden und das Loch im Mauerwerk mit Backsteinen geschlossen. „Allerdings bleibt zwischen dem Mauerwerk und dem Balkenkopf ein Spalt, um Luft zu haben.“

An den Arbeiten, die rechtzeitig vor dem Mühlentag am 29. September beendet sein sollen, beteiligt sich auch der Mühlenverein. 15 000 Euro bringt er in Eigenleistung auf. „Mehrere aus dem Verein sind mal zwei, mal drei Stunden vor Ort, um aufzuräumen und Schmutz zu entfernen. In den Jahrzehnten hat sich einiges angesammelt.“

Das sei zeitaufwendig, in der Zeit könne sich das Profi-Team um andere Dinge kümmern. Wer den Verein unterstützen möchte, sollte sich unter 02234/83230 oder per E-Mail melden. Von den Gesamtkosten in Höhe von 265 000 Euro übernehmen die NRW-Stiftung 100 000 Euro und die Bezirksregierung 150 000 Euro.