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Mit Lupe und LampeWie die Gewölbemalerei im Kapitelsaal restauriert wird

Lesezeit 2 Minuten
Forschungsrestaurierung

So nahe kommt man den kostbaren alten Malereien sonst nicht: Im Kapitelsaal ist ein Gerüst aufgebaut, damit die Restauratorinnen die Bilder von Spinnweben befreien können.

  1. Die Gemälde an der Gewölbedecke des Kapitelsaals der Abtei Brauweiler haben ein Spinnenproblem. Denn die Netze der Tiere lösen Farbpartikel vom Untergrund.
  2. Restauratorinnen des Landschaftsverbands Rheinland arbeiten akribisch, um möglichst viele Farbschichten zu sichern.
  3. Was nötig ist, um die Gewölbemalerei zu retten.

Pulheim-Brauweiler – Die Märtyrer haben ein Spinnenproblem. Und nicht nur sie: Auch die Bilder von Heiligen und Propheten sind in Gefahr, weil die feinen Netze der Krabbeltiere winzige Farbpartikel vom Untergrund lösen. Äußerst behutsam rücken die Restauratorinnen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) den uralten Gemälden an der Gewölbedecke des Kapitelsaals der Abtei Brauweiler zu Leibe, untersuchen sie mit Lampen und Lupen, um dann zu entscheiden, wie die Farbschichten gesichert werden, wenn sie denn von den Spinnweben befreit sind.

Früher sei man deutlich „robuster“ zu Werke gegangen, berichten Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke und Dr. Ulrike Hecker, Abteilungsleiterin Restaurierung beim LVR. Die Bilder seien im 18. Jahrhundert weiß übertüncht, dann wieder freigelegt und mit kräftigen Farben übermalt worden.

Neben der neuen Technik ist auch altes Handwerk gefragt.

Heute ist der Weg ein anderer. Forschungsrestaurierung nennt man es: Die Malereien sollen in ihrer Substanz gesichert werden, sie werden gereinigt und dadurch höchstwahrscheinlich wieder etwas mehr Strahlkraft bekommen, neu ausgemalt werden sie nicht. Die Risse in Gewölbe werden mit Kalkmörtel verfüllt, auch, damit die Spinnen weniger Unterschlupf finden.

Es sind übrigens Zitterspinnen, eine Art, die dem Weberknecht ähnlich sieht. Ein lebendes Exemplar habe sie bei ihrer Arbeit auf dem Gerüst dicht unter der Decke noch nicht zu Gesicht bekommen, sagt Restauratorin Verena Wetter.

Am Laptop können die Fachleute dreidimensionale Darstellungen der Gewölbe erstellen und virtuell in jeden Winkel schauen.

Während einerseits ganz konventionelle Handarbeit gefragt ist im Kampf gegen Spinnweben und Verfall, kommt andererseits moderne Technik zum Einsatz. Der gesamte Raum ist abfotografiert worden, ein Softwareprogramm hat daraus ein dreidimensionales Bild gefertigt, das es ermöglicht, in jede Ecke zu schauen.

Tiefe Risse klaffen neben den Malereien, die Märtyrer, Heilige und Propheten zeigen.

Das ist auch schon Vorbereitung für die multimediale Präsentation, die es in einigen Jahren im Abteimuseum geben soll. Vor Ort anschauen kann man sich den Kapitelsaal dann nur noch bei Führungen.

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Ausstellungen wie einige Male bei den Kunsttagen Rhein-Erft soll es nicht mehr geben. Unklar ist auch noch, was mit dem Bild geschehen soll, das der Pulheimer Künstler Boris Lauffer eigens für den Raum gemalt hat. Im Jahr 2024 feiert die Abtei Brauweiler 1000-jähriges Bestehen. Bis dahin soll die Arbeit an den Deckengemälden abgeschlossen sein.