„12 Uhr mittags" im NordparkEs zirpt, summt und brummt in Pulheims grüner Oase
- In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
- Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.
Pulheim – Erstaunlich, sogar um 12 Uhr mittags ist der Nordpark richtig gut besucht. Allerdings muss man schon zweimal hinschauen. Die Besucher sind hier keine Touristen, sondern Schmetterlinge, Marienkäfer, Hummeln und Bienen. Es zwitschert, zirpt, summt und brummt überall.
Zu anderen Zeiten prägt eher das freudige Bellen der Vierbeiner auf der Hundewiese die Geräuschkulisse. Heute schlendert nur ein einsamer Dackel mit Herrchen unter den Apfelbäumen herum. „Komm Nemo, wir gehen nach Hause“, sagt das Herrchen. Und Nemo ist einverstanden.
In das Summen der Bienen, die ihr Mittagessen aus den Korn- und Glockenblumen, Margeriten, wilden Nelken und Windröschen saugen, mischt sich plötzlich lautes Lachen. Auf zwei Designer-Beton-Holz-Bänken sitzen zwei gut gelaunte ältere Frauen.
Bänke im Pulheimer Nordpark: Bequemer als gedacht
„Ob Sie es glauben oder nicht“, sagen sie. „Wir sitzen hier zum ersten Mal. Sonst gehen wir immer auf den Parkfriedhof gegenüber.“ Die Designer-Bänke sehen übrigens wesentlich bequemer aus, als sie sind.
Der Nordpark scheint eine heitere Leichtigkeit in den Menschen hervorzulocken. Alle, die vorbeigehen oder mit dem Fahrrad vorbeifahren, lächeln und grüßen. Viele sind es nicht. In der Ferne hält sich ein Paar bei den Händen und betrachtet das Blütenmeer. Kaum jemand hier ist allein unterwegs.
Diese grüne Oase gibt es sei zehn Jahren. Im Juni 2012 wurde der Nordpark feierlich eröffnet, als Naherholungsgebiet für alle Pulheimer. Er ist ein Park mit vielen Gesichtern geworden.
Der Pulheimer Künstler Holger Hagedorn hat hier mit Schülerinnen und Schülern Kunstwerke aus Holz gestaltet, zum Anschauen, Anfassen und Sitzen. Dahinter stehen Haselnussbüsche, auf einer Streuobstwiese leuchten rotbackige Äpfel.
Und es gibt einen Mobilitätsparcours mit Gleichgewichtsspielen für Kinder und Senioren, einen Boule-Platz und ein „Bootcamp“, wie eine junge Joggerin im Vorbeilaufen berichtet. Sportbegeisterte können hier regelmäßig unter Anleitung gemeinsam trainieren.
Die Idylle überwiegt
Auf den Holzliegen springt jemand auf und ab, ein kleiner Junge ruft: „Wow, ein Zitronenfalter“. Er heiße Toni, wie er freudestrahlend erzählt. Er ist sechs Jahre alt und begeisterter Forscher. Mit dem Kescher versucht er, Schmetterlinge und Marienkäfer zu fangen, um sie zu erforschen.
„Zum Glück wohnen wir um die Ecke“, sagt sein Vater Christian Schwenk. „Wir kommen öfter mit dem Fahrrad, ich mache Übungen auf der Holzliege und Toni forscht. Schön, dass die Wiesen nicht gemäht werden. Hier gibt es so viel zu entdecken.“ Leider entdecke er mitunter auch zerbrochene Flaschen und Zigarettenkippen.
Beim Weitergehen finden sich einige Nussschalen auf dem Boden und auf dem Mülleimer liegt ein lädierter Kölner Dom aus Beton. Doch die Idylle dieses Ortes überwiegt.
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Toni und sein Vater lassen die erforschten Insekten frei, winken fröhlich und radeln nach Hause. Zurück bleibt das Zwitschern, Zirpen, Summen und Brummen der Insekten.