Felix Görner hat Michael Schumachers Karriere begleitet, hat schon alle Bundesligastars interviewt. Nun steht er Pate bei der Wahl des Sportlers des Jahres.
Herz für AmateureRTL-Sportreporter Felix Görner ehrt Sportler des Jahres aus Rhein-Erft
Am Montag, 22. April, werden die Sportlerinnen und Sportler aus dem Rhein-Erft-Kreis für das Jahr 2023 ausgezeichnet. In den vergangenen Wochen hatten Leserinnen und Leser des Kölner Stadt-Anzeigers und der Kölnischen Rundschau die Möglichkeit, über die Sportlerinnen und Sportler sowie über die Mannschaft des Jahres abzustimmen. Die Wahl wird von KStA, KR, der Kreissparkasse Köln und dem Kreissportbund organisiert und veranstaltet. Schirmherr ist Landrat Frank Rock.
Einer der Paten, die an diesem Abend den Athleten gratulieren und ihnen ihren Preis übergeben werden, ist Felix Görner (57). Der RTL-Sportreporter lebt mit seiner Familie in Pulheim-Brauweiler, hat in der Formel 1 lange Michael Schumacher aus Kerpen begleitet und hat alle Stars aus der Fußball-Bundesliga schon vor seinem Mikrofon gehabt.
Im Interview spricht er über seine eigenen sportlichen Erfolge, den Wert des Amateursports und die Aussichten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft.
Was war Ihr größter Erfolg als Sportler?
Felix Görner: Den hatte ich als Marathonläufer. Ich habe relativ spät damit angefangen, anfangs bin ich dreimal in der Woche zwischen 10 und 14 Kilometer gelaufen und habe gemerkt, dass ich Talent habe: Recht schnell bin ich Marathons unter drei Stunden gelaufen. Meine Bestzeit steht bei 2:57,39 Stunden in Hamburg. Insgesamt habe ich an zehn Marathons teilgenommen. Wenn ich noch früher damit begonnen hätte, wäre ich vielleicht mit intensivem Training bei 2:30 oder 2:20 Stunden gelandet.
Was gibt Ihnen das Laufen?
Felix Görner: Ich habe beim Laufen viel über mich, übers Leben, über meinen Körper und meinen Geist erfahren. Vor allem, welche Kraft der Geist entwickeln kann, wenn der Körper eigentlich gar nicht mehr reagiert. Jetzt reicht es allerdings nur noch zu ein paar gelegentlichen Joggingläufen.
Warum ist es eine Karriere neben dem Fußballplatz geworden und nicht darauf?
Felix Görner: Daran hatten meine Eltern ihren Anteil. Sie hielten Fußball für eine komische Sportart mit dem falschen Umgang für mich. Ich musste dann aufs Schwimmen gehen, auf Tischtennis und Tennis. Im Nachhinein habe ich mich darüber geärgert. Auch wenn ich nicht der Schnellste war, wäre ich ein guter Rechtsaußen geworden, weil ich willensstark war und jedes Spiel gewinnen wollte. Daher war dann die samstägliche Radiokonferenz im WDR mit dafür verantwortlich, dass ich Reporter werden wollte. Ich bin mit Ernst Huberty, Heribert Faßbender und Dieter Kürten groß geworden – das waren meine Vorbilder, später kam noch Marcel Reif hinzu.
Gibt es eine Sportart, die Sie reizt?
Felix Görner: Es mag verrückt klingen, ist es aber gar nicht: Ich habe schon zwei Tandem-Fallschirmsprünge gemacht, das mir sehr viel Spaß gemacht, das ist ein faszinierender Sport. Wenn ich jetzt mehr Zeit hätte, würde ich auch gerne alleine springen. Windsurfen- oder Kitesurfen würde mich auch reizen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das in diesem Leben noch schaffe.
Wo sieht man Sie in Pulheim oder Umgebung bei Sportveranstaltungen?
Felix Görner: Ich schaue mir regelmäßig die Spiele von Grün-Weiß Brauweiler an. Da sehe ich häufiger den Vater von Florian Wirtz, den Hans Wirtz. Er war ja auch Präsident des Vereins, und dann reden wir natürlich gern über Fußball: über den kleinen und den großen. Mehr schaffe ich zeitlich leider nicht.
Wird der Amateursport hierzulande genügend gewürdigt?
Felix Görner: Der Amateursport ist wie der Sport generell der Kitt für Jung und Alt, zusammen mit der Bildung. Leider wird er politisch vernachlässigt und gesellschaftlich unterrepräsentiert behandelt. Das sieht man ja auch daran, dass Kinder immer dicker und unbeweglicher werden. Das ist ein katastrophales Signal der Gesellschaft Richtung Zukunft. Da müsste man die Politiker wachrütteln, damit sie andere Prioritäten setzen. Und man müsste die Eltern mehr in die Pflicht nehmen, mit ihren Kindern mehr Sport zu treiben beziehungsweise ihnen einen Sport zu ermöglichen.
Was empfehlen Sie allen, die für die Sportlerwahl nominiert worden sind?
Felix Görner: Sie sollen sich ihrer Leidenschaft hingeben, sollen jeden Tag Gas geben und das Miteinander genießen – vor allem, wenn es um Mannschaftssport geht. Man lernt sich zu integrieren, sich durchzusetzen, und den inneren Schweinehund zu überwinden: Bei schlechtem Wetter Sport zu treiben ist einfach großartig.
Und von Jan Ulrich kennt man ja noch die Aussage „Quäl dich, du Sau!“. Daher empfehle ich, die Sportschuhe dorthin zu stellen, wo man sie nicht übersehen kann. Nur so schafft man eine Resilienz im Körper und im Geist.
Was trauen Sie der Fußballnationalmannschaft bei der EM zu?
Felix Görner: Nach den beiden Siegen in den Testspielen gegen Frankreich und die Niederlande bin ich fest davon überzeugt, dass Deutschland Europameister wird. Julian Nagelsmann hat es geschafft, eine richtige Mischung zu finden. Der Radikalumbau innerhalb des Kaders greift. Spieler, die sich nicht integrieren wollen oder auf dem Egotrip sind, hat er aussortiert und er nimmt nur noch Leute mit, die sich voll mit dem Projekt identifizieren und sich in ihre Rolle fügen. Das macht er clever, und es ist wieder Zug drin in der Nationalmannschaft, der Funke springt wieder über. Deswegen glaube ich an eine großartige Europameisterschaft und daran, dass uns der liebe Gott wieder ein Sommermärchen schickt.