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Retter in der NachtSo soll der Tier-Notdienst in Rhein-Erft wieder ausgebaut werden

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Derzeit gibt es im Kreis keinen nächtlichen Notdienst für Tiere. Das soll sich wieder ändern.

Rhein-Erft-Kreis – Die Tierärzte im Kreis wollen rasch einen Notdienst auf die Beine stellen. Wie das aussehen könnte und ob auch ein Rund-um-die-Uhr-Notdienst angeboten werden kann, steht noch nicht fest. „Aber es gibt eine sehr große Bereitschaft unter den Tierärzten, ein solches Angebot zu schaffen“, sagt Birgit Roos-von Danwitz, Leiterin der Kreisstelle Rhein-Erft der Tierärztekammer Nordrhein.

Tierhalter müssen unter Umständen bis nach Köln oder Aachen fahren

Die Notwendigkeit, den Notdienst auf neue Beine zu stellen, sähen die Tierärzte schon länger, sagt Roos-von Danwitz. Bisher sei der Kreis in Sachen Notdienst unter den Praxen in zwei Teile aufgeteilt gewesen, „einmal nördlich und einmal südlich der Autobahn 4“. Der Notdienst gelte dabei an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 20 Uhr, für die Nachtzeit seien bislang Tierkliniken zuständig gewesen. Doch zuletzt habe es für den Nordkreis nur noch sieben teilnehmende Praxen im Notdienst gegeben, für den Südkreis 17. „Das hat nicht mehr funktioniert.“

So erkennen Sie einen Notfall

Die Tierärztekammer appelliert an Tierhalter, den Notdienst tatsächlich nur im Notfall zu nutzen. „Natürlich ist es immer eine emotionale Ausnahmesituation, wenn das Haustier erkrankt“, sagt Birgit Roos-von Danwitz, Leiterin der Kreisstelle Rhein-Erft der Tierärztekammer Nordrhein. Man müsse aber prüfen, ob es sich wirklich um eine Ausnahmesituation handele, in der „ohne sofortige Hilfeleistung erhebliche gesundheitliche Schäden oder der Tod eines Patienten zu befürchten“ seien.

Anzeichen eines Notfalls seien etwa Krampfanfälle, stärkere Blutungen, Atemnot, Bewusstseinsverlust oder blutiges Erbrechen. Auch seien plötzliche Lähmungen von Gliedmaßen, Augenverletzungen, das Verschlucken von Fremdkörpern oder ein Verkehrsunfall Gründe, sofort den Notdienst aufzusuchen. (dv)

Noch beschleunigt worden sei die Debatte um den Notdienst von der Ankündigung der Tierklinik Stommeln, ab Mitte Mai wegen Personalmangels nachts keine Notfälle mehr anzunehmen. Seitdem gibt es im Kreis keinen 24-Stunden-Notdienst mehr, Tierhalter müssen im Notfall auf Kliniken in Aachen, Mönchengladbach oder Köln ausweichen.

Große Einsatzbereitschaft bei Tierärzten in Rhein-Erft

Und: „Ab Herbst 2023 sollen Tierärzte zu Notdiensten verpflichtet sein“, sagt Roos-von Danwitz über eine bevorstehende Gesetzesänderung auf Landesebene. Derzeit gibt es bei den Tierärzten, im Gegensatz zur Humanmedizin, keine Regelungen für den Notdienst. Eine neue Struktur für den Kreis würde zugleich auch schon die gesetzliche Vorgabe vorwegnehmen.

Bei einem Treffen in der vorigen Woche in Kerpen seien 50 Tierärzte aus den 47 Praxen im Kreis zusammengekommen, berichtet Roos-von Danwitz. „Die Einsatzbereitschaft ist sehr groß.“ Es sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die einen Notdienst für den Kreis regeln wolle, „der auf vielen Schultern verteilt ist“.

Möglich Eröffnung einer Notdienstpraxis

Diskussionsgrundlage in der Arbeitsgruppe ist zunächst eine Regelung, die einen Dienst von 8 bis 24 Uhr vorsieht. Damit könnte die Tierklinik in Stommeln, die laut Roos-von Danwitz baldmöglichst wieder in den 24-Stunden-Notdienst einsteigen will, deutlich entlastet werden. „Aber es gibt derzeit viele Ideen“, sagt die Kreisstellenleiterin. So sei eine Überlegung, eine reine Notdienstpraxis zu eröffnen, die ausschließlich dann geöffnet sei, wenn alle anderen Tierarztpraxen geschlossen hätten.

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Das Engagement in der Tierärzteschaft sei hoch, sagt Birgit Roos-von Danwitz. Aber es gebe auch viel Frust. „Es ist sehr schwer, zusätzliches Personal zu finden, das für Notdienste erforderlich ist, zudem kostet das Geld.“ Und es gebe natürlich auch Verärgerung über Kollegen, die sich an einem Notdienst nicht beteiligen wollten. Ebenso komme es immer wieder vor, dass Tierhalter den Notdienst nutzten, obwohl es sich bei der Erkrankung ihres Tieres gar nicht um einen Notfall handele. „Das belastet den Notdienst unnötig.“