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Rhein-ErftEltern und Lehrer in Sorge – Städte durften Schulen nicht früher schließen

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In Wesseling muss das Lehrpersonal die empfindliche Lösung für Schnelltests aufwendig vorbereiten.

Rhein-Erft-Kreis – Die bundesweite Notbremse ist auf dem Weg. Nach den neuen Vorschriften müssten Schulen eines Landkreises dann ab einem Inzidenzwert von 165 schließen. Das Gesetz wird voraussichtlich ab dem Wochenende oder kommender Woche wirksam.

Vor allem Kommunen mit hohen Inzidenzen, dürfte der herabgesetzte Wert für Schulschließungen beruhigen. Dennoch kritisieren die Kommunen die Abhängigkeit vom Inzidenzwert des Landkreises, denn einige von ihnen sind bereits mit Anträgen für selbstständige Schulschließungen gescheitert.

Hürther Bürgermeister versteht Sorgen der Eltern

Im Rhein-Erft-Kreis mit Abstand am höchsten ist die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen in Hürth mit 282 (Stand 21. April). Bürgermeister Dirk Breuer betont, er verstehe die Sorgen vieler Eltern und Lehrkräfte. „Wichtig ist, dass man das Infektionsgeschehen im Auge behält. Es gibt ja schon heute die Möglichkeit, bei Clusterausbrüchen die Schließung von Schulen zu beantragen.“ Er frage sich, warum nicht schon jetzt täglich in den Schulen getestet werde, sagt Breuer. Er rechne damit, dass in der kommenden Woche auch in Hürth auf Distanzunterricht umgestellt werden müsse.

Auch in Bergheim (Inzidenz 225, Stand 21. April) ist Bürgermeister Volker Mießeler dafür, die Schulen schnellstmöglich zu schließen und zum Distanzunterricht überzugehen. Er habe sich bereits in den vergangenen Tagen dafür eingesetzt, eine Beantragung zur Schulschließung herbeizuführen, teilt die Verwaltung mit. Mießeler geht davon aus, dass ab nächster Woche mit der bundesweiten Notbremse die Schulen ohnehin von Gesetzes wegen schließen werden und zeigt sich darüber erleichtert.

Land erteilt Schulschließungen in Wesseling eine Absage

In Wesseling lag die Infektionsrate zuletzt bei einem Wert von 242 (Stand 21. April). Bürgermeister Erwin Esser hatte bereits vergangene Woche die Schulpolitik des Landes angesichts der hohen Inzidenzen in einzelnen kreisangehörigen Kommunen kritisiert und gefordert, eigenständig Schulen schließen zu dürfen. Sein Antrag sei abgelehnt worden, da Schulen nur schließen dürften, wenn man sie als Infektionshotspot identifiziere. Dies sei in Wesseling nicht der Fall. „Um den Inzidenzwert zu senken, müssen die Kontakte weiter eingeschränkt werden. Überall. Wesseling ist dazu bereit und wird von Düsseldorf ausgebremst.“

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Die Schnelltest-Kits haben in Wesseling große Diskussionen ausgelöst.

Angesichts des bisher stattfindenden Präsenzunterrichts erweist sich nun auch noch die Testsituation an Schulen als offenbar teilweise schwierig. Trotz vorhandener Testmöglichkeiten heiße das nicht, dass es keine Problem gebe, betont Kirsten Biere, Schulleiterin der Albert-Einstein-Realschule in Wesseling.

Ärger um Schnelltests an Wesselinger Schulen

Vor allem die zurzeit landesweit ausgelieferten Tests seien im Vergleich zu vorherigen Testkits nicht gut für den Einsatz in Schulen geeignet, sagt Biere. Das Problem: Das Lehrpersonal muss die empfindliche Lösung, die nicht verunreinigen darf, selbst auf die Teströhrchen für alle Schüler verteilen. Zudem müssten die Schüler nach Eintunken des Wattestäbchens die Röhrchen eigenhändig mit einem Tropfaufsatz versehen. Mehrere Schüler hätten dabei bereits versehentlich die Lösung verschüttet. „Und wir wissen nicht, wie gefährlich oder sogar giftig die Flüssigkeit ist. Das besorgt uns schon sehr.“ Der logistische Mehraufwand sei überaus belastend und koste in der ohnehin schwierigen Lage wertvolle Unterrichtszeit.

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Zurück zum Distanzunterricht will sie, wie wohl einige Kolleginnen und Kollegen auch, trotz allem nicht. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt sie. Die Schüler bräuchten den Präsenzunterricht und auch sie freue sich, Schüler und Kollegen sehen zu können. „Aber so wie es jetzt ist, fühlen wir uns hier alle nicht sicher.“