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KrankenhausplanKliniken an Rhein und Erft fürchten lebensgefährliche Lücken

Lesezeit 3 Minuten
Das Krankenhaus in Bedburg.

Das Krankenhaus in Bedburg soll nach den Plänen des Gesundheitsministeriums seine Endoprothetik verlieren. Das wäre ein Schlag für den Standort.

Nach dem Willen des NRW-Gesundheitsministeriums würde es orthopädische Eingriffe nur noch in Frechen geben.

Die Krankenhausplanung des NRW-Gesundheitsministeriums versetzt die Kliniken im Rhein-Erft-Kreis in Unruhe. Das Ministerium hat Briefe an sämtliche Krankenhäuser im Land verschickt und damit die zweite Stufe der Krankenhausreform eingeläutet. Nach derzeitigem Stand wird es viele Verlierer und wenig Gewinner geben. Die wohl drastischste geplante Maßnahme: Orthopädische Leistungen sollen nach dem Willen des Ministeriums nur noch im Katharinenhospital in Frechen angeboten werden. Sämtliche anderen Häuser müssten ihre Abteilungen schließen.

Besonders hart träfe es nach Informationen dieser Zeitung das Sana-Krankenhaus in Hürth, das auch seine Kardiologie schließen müsste. Nicht nur das Hürther Krankenhaus wäre in seiner Existenz bedroht, auch das kleine Bedburger Krankenhaus würde hart getroffen. Dort hat man sich auf die Endoprothetik spezialisiert und setzt etwa künstliche Hüften und Knie ein – Eingriffe, die nach den NRW-Plänen künftig allein in Frechen vorgenommen werden sollen.

Sana-Krankenhaus in Hürth will seine Kardiologie schützen

Jakob Schall, Geschäftsführer der Krankenhäuser in Frechen und Bedburg, sieht die Pläne kritisch. „Der Rhein-Erft-Kreis würde wieder arg gebeutelt“, sagt Schall. Für ihn ist Köln „überversorgt“, das Umland komme zu kurz im Verteilungsplan. „Die Allgemeinleistungen sind da, aber es ist fraglich, ob das reicht.“ Für das Bedburger Krankenhaus könne er sich gerade in der Orthopädie eine engere Zusammenarbeit mit Frechen vorstellen.

Auf scharfe Kritik stoßen die Reformpläne auch am Sana-Krankenhaus in Hürth. „Die Kardiologie am Standort ist das Flaggschiff der Herzmedizin im gesamten Kreisgebiet“, betont der Ärztliche Direktor Dr. Torsten Schwalm. Am Sana-Krankenhaus seien 2023 fast 2000 Patienten kardiologisch versorgt worden.

Geschäftsführer Michael Weckmann warnt: „Wir sind ein Notfallkrankenhaus und stellen seit Jahren die Notfallversorgung für Hürth und den Rhein-Erft-Kreis mit unseren Ärzten – vor allem aus der Kardiologie – sicher. Hier ist die Versorgungssicherheit in Gefahr, wenn wir unsere kardiologische Expertise verlieren.“ Auch bei der Versorgung von Patienten mit Herzschrittmachern drohe im Kreis eine potenziell lebensgefährliche Versorgungslücke.

Zu den Gewinnern dürfte das Marienhospital in Brühl gehören, das nicht nur die gewünschte Kinder- und Jugendabteilung erhalten soll, sondern auch noch mehr Fallzahlen für sein Herzkatheterzentrum. Eine konkrete Stellungnahme zu seinem Brühler Standort gab der Verbund der GFO-Kliniken jedoch nicht ab. Auch zum Bergheimer Maria-Hilf-Krankenhaus, das von der Stiftung der Cellitinnen getragen wird und damit ebenfalls zu einem Verbund gehört, gab es keine konkrete Aussage.

Marien-Hospital in Erftstadt fühlt sich benachteiligt

Die zusätzlichen Fälle in Brühl entfallen dafür im Marien-Hospital in Erftstadt. „Die Planungsvorschläge des Landes berücksichtigen nicht den Umstand, dass unser Krankenhaus nach der Überflutung im Juli 2021 bis zum 2. November 2023 nicht in Betrieb war“, sagt der kommissarische Verwaltungsdirektor Franz-Georg Rips. „Wir müssen deshalb unserer Meinung nach gemessen werden an den Leistungen, die wir bis zum Sommer 2021 unstreitig erbracht haben. So ist und bleibt Erftstadt ein kardiologisches Zentrum.“ Auch im Bereich der Chirurgie und Intensivmedizin habe man gegenüber dem Planungsvorschlag Änderungswünsche.

„Es ist erst mal nur ein Entwurf, die Krankenhäuser sind zur Stellungnahme aufgefordert“, sagt der Bedburger CDU-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Georg Kippels. „Das kann nicht das letzte Wort sein, es bedarf der fachlichen Analyse.“

Es sei allen, von der Politik bis zur Krankenhausgesellschaft, sehr wohl klar, dass es Änderungen geben müsse. „Aber viele Querwirkungen sind nicht bedacht. In diesen Vorschlägen gibt es viele Unstimmigkeiten.“ So müsse geprüft werden, ob das Krankenhaus in Frechen überhaupt in der Lage sei, die orthopädischen Leistungen aller Häuser aus dem Umkreis zu übernehmen. „Konzentration kann nicht das alleinige Merkmal sein.“