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Demos gegen RechtsruckBürger  gehen im Rhein-Erft-Kreis wieder auf die Straße

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Auf dem Marktplatz in Pulheim fand die erste Demonstration für Toleranz und Vielfalt statt.

Auf dem Marktplatz in Pulheim fand die erste Demonstration für Toleranz und Vielfalt statt.

Tausende zeigten 2024 Flagge gegen Rechtsruck. Vor der Bundestagswahl rufen Initiativen erneut dazu auf, wehrhaft zu sein.

Zehntausende waren es, die am vorigen Wochenende in Köln auf die Straße gegangen sind. Dort wie in vielen anderen Städten in Deutschland demonstrieren Menschen wieder gegen den Rechtsruck im Land, für Toleranz und eine vielfältige Gesellschaft.

Im Rhein-Erft-Kreis wurde gestern in Pulheim der Startschuss für etliche Veranstaltungen gegeben. Privatpersonen hatten zu einer Demonstration auf dem Marktplatz aufgerufen. Anlass für die kurzfristig angemeldete Demo war die Unterstützung von CDU, FDP und AfD   im Bundestag für eine schärfere Migrationspolitik. Grüne und SPD hatten im Vorhinein signalisiert, dass sie die Veranstaltung unterstützen. Die Polizei sprach von 90 Demonstranten. Sie skandierten immer wieder „So nicht, Herr Merz!“

Bedrohungen für die Demokratie nähmen laut der Demo-Veranstalter zu

Weiter geht es an diesem Samstag: Die Initiative „Omas gegen Rechts Brühl“ informiert von 9 bis 14 Uhr auf dem Steinweg vor dem Modehaus Sinn über ihre Arbeit. Zudem soll   um 11 Uhr eine Menschenkette gebildet werden, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen.

„Omas gegen Rechts“Erst kürzlich hat sich die Ortsgruppe „Omas gegen Rechts Hürth“ gegründet. Ihren ersten Stand stellen sie in Hürth am   bundesweiten Aktionstag der „Omas gegen Rechts“ an diesem Samstag von 12 bis 15 Uhr am Gertrudenhof auf. Auch künftig will die Gruppe an verschiedenen hoch frequentieren Plätzen in Hürth Stände aufstellen und weitere Omas aktivieren, demokratische Parteien zu wählen und die Hürther Gruppe zu stärken.

Unter dem Motto „Erftstadt für Demokratie“ findet am Sonntag, 16. Februar, um 14 Uhr eine überparteiliche Kundgebung auf dem Marktplatz in Lechenich statt. Organisatoren sind Thommy Mewes, Bürgermeisterkandidat der Grünen, Ida Görlitz, Vorsitzende der Jusos Erftstadt, und Andreas Zerres, stellvertretender Vorsitzender der CDU Erftstadt.

Die Bedrohungen für die Demokratie nähmen zu, wie die Organisatoren in einer Meldung mitteilen. „Wir können nicht länger darauf warten, dass andere handeln – es liegt an uns, für unsere Werte einzustehen“, so Mewes. Demokratie brauche Menschen, die sie verteidigen und aktiv gestalten.

Bereits vor etwa einem Jahr hatten sich Erftstädterinnen und Erftstädter auf dem Lechenicher Marktplatz versammelt. Damals seien es mehr als 1200 Menschen gewesen. „Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft sind mit Überzeugung da gewesen und haben gezeigt, was Demokratie bedeutet“, so Ida Görlitz. „Die Atmosphäre im letzten Jahr war unglaublich stark.“

Thommy Mewes gehört zu den Initiatoren der Demonstration in Erftstadt.

Thommy Mewes gehört zu den Initiatoren der Demonstration in Erftstadt.

„In einer Zeit, in der sich viele fragen, wie wir als Gesellschaft zusammenhalten können, möchten wir zeigen: Die Antwort liegt in Vielfalt, Respekt und Mitmenschlichkeit“, erläutert Andreas Zerres. Erftstadt sei ein Teil davon, und jeder einzelne Mensch könne einen wichtigen Beitrag leisten.

Einige Gäste werden erwartet: Stephan Brings, Bassist und Sänger der kölschen Rockband „Brings“, Tobias Baecker, bekannt als Rapper Ralle, die Sambagruppe Hot Stocks sowie Bree, Eva und Sudan, zwei Sängerinnen und ein Gitarrist.

Stephan Brings sorgte 2024 für Gänsehautgefühle, als er bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus mit Bedburger Kindern und Jugendlichen ein kölsches Halleluja anstimmte.

Stephan Brings sorgte 2024 für Gänsehautgefühle, als er bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus mit Bedburger Kindern und Jugendlichen ein kölsches Halleluja anstimmte.

Am selben Tag gehen Menschen in Frechen auf die Straße. Unter dem Motto „Gegen Rechts – Königsdorf ist bunt“ haben die Veranstalter von 10 bis 12 Uhr eine Demo angemeldet. Start- und Endpunkt ist der Marktplatz. Von dort geht es über die Aachener Straße bis zum Kreisverkehr am Aldi und auf der anderen Seite bis zu Friedrich-Ebert-Straße und zurück.

Unter dem Motto: „#niewiederistjetzt – keine Nazis in den Bundestag“ und „Jeder Jeck ist anders, Hauptsache laut, jeck und bunt!“ ruft das Kerpener Bündnis für Vielfalt, Menschlichkeit und wehrhafte Demokratie zu einer Demo auf und zieht am 15. Februar zur symbolischen Uhrzeit „5 vor 12“ von der Philipp-Schneider-Straße zum Stiftsplatz. Das Bündnis möchte eine Woche vor der Bundestagswahl Gesicht zeigen: „Wir lieben die bunte Vielfalt in unserer Stadt und in unserem Kreis und lassen sie uns nicht nehmen“, heißt es vonseiten der Veranstalter.

Das Kerpener Bündnis für Vielfalt, Menschlichkeit und eine wehrhafte Demokratie hat sich im Januar 2024 nach den Enthüllungen zu den Plänen der AfD, Menschen in großer Zahl zu „remigrieren“, mit dem Ziel gegründet, über Parteigrenzen hinweg, interkulturell und interreligiös für Toleranz, Zusammenhalt, Mitmenschlichkeit und eine wehrhafte Demokratie zu kämpfen.