Die Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen ist im Rhein-ERft-Kreis gesunken.
ElektrofahrzeugeKurze Wege zur nächsten Ladesäule im Rhein-Erft-Kreis
Elektrofahrzeuge sind keine Exoten mehr – auch wenn die Zulassungszahlen nach dem Wegfall der Förderprämie gesunken sind. Laut Kreisverwaltung wurden im ersten Halbjahr 2024 gut 5600 Autos im Rhein-Erft-Kreis neu zugelassen, die elektrischen Strom teilweise oder komplett als Antrieb nutzen. 1308 davon fahren ausschließlich elektrisch, die anderen sind Plug-in- oder Vollhybride. 2023 lag die Zahl der Neuzulassungen bei reinen E-Autos noch bei 3431.
Der Anteil von Hybrid- und reinen E-Autos unter den zugelassenen Pkw im Rhein-Erft-Kreis betrug zum Jahreswechsel etwa neun Prozent. Das geht aus Zahlen des Kraftfahrtbundesamts hervor. Danach waren am Stichtag 1. Januar 290 833 Pkw im Kreis zugelassen, darunter 18 492 Hybrid- und 7549 reine E-Autos.
Die Zunahme an E-Autos ist das eine, die Versorgung mit E-Tankstellen das andere. Während sich das Tankstellennetz für fossile Brennstoffe rund 100 Jahre lang bis zu der heutigen Abdeckung entwickeln konnte, hat der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur erst in den letzten Jahren Fahrt aufgenommen. Laut Internetseite der Bundesnetzagentur stehen in Nordrhein-Westfalen derzeit gut 11 000 Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, was auch für das Kölner Umland ein ausreichendes Angebot vermuten lässt.
„Mit der Ladesäulenabdeckung gibt es hier in der Region gar keine Probleme mehr“, bestätigt ADAC-Mobilitätsexperte Roman Suthold, der im Rhein-Erft-Kreis lebt und seit kurzem ein reines Elektrofahrzeug fährt. Dank eines Förderprogramms des Bundes für den Ausbau der Ladeinfrastruktur seien gerade in letzter Zeit zahlreiche frei zugängliche Ladeparks entstanden. Hinzu kämen die Angebote auf Geschäfts- oder Restaurantparkplätzen. Zudem dauere ein Ladevorgang an modernen „High Power Chargern“ (HPC) mit 150 oder 300 Kilowatt (kW) Leistung nur noch 20 bis 30 Minuten.
„Das Förderprogramm orientiert sich an der Bevölkerungszahl, wodurch NRW besonders profitiert“, weiß Suthold. Andere Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein seien da im Nachteil. Und wie kundenfreundlich sind die Stromtankstellen? Bis vor ein paar Jahren nutzten Anbieter vor allem geschlossene Bezahlsysteme. Wer nicht die passende Kundenkarte hatte, blieb stromlos. „Die meisten Unternehmen wie Aral, EnBW, Tesla oder EWE haben immer noch Bezahlkarten, sind aber inzwischen offene Systeme und für alle zugänglich“, sagt Suthold. Per QR-Code an der Säule und Mobiltelefon könne man sich schnell registrieren und direkt sein Fahrzeug laden.
Neben den großen Energiekonzernen steigen zudem auch immer mehr Stadtwerke und regionale Verkehrsbetriebe in das Ladesäulengeschäft ein. Dabei habe sich die Suche nach der nächsten Ladesäule über das Internet zumindest bei neueren E-Autos „in Wohlgefallen aufgelöst“, erklärt der Experte. „Das läuft heute alles entweder über das Navigationsgerät des Autos oder Apps auf dem Telefon, die entsprechend der berechneten Reichweite direkt die Lademöglichkeiten in der Umgebung anzeigen.“ Einige Geräte berücksichtigten sogar das persönliche Fahrverhalten für die Entfernung bis zum nächsten Ladestopp.
Während die Infrastruktur also inzwischen gut ausgebaut ist, kritisiert Roman Suthold die unzureichende Kostentransparenz der Anbieter. „Weder an den meisten Ladesäulen noch bei der Registrierung über das Handy wird der Preis pro kW angezeigt, zu dem ich lade.“ Die Anbieter müssten „noch viel transparenter werden“. Auch der Anschaffungspreis eines E-Autos ist nach Meinung des Fachmanns nach wie vor sehr hoch. „Dafür spart man bei den Betriebskosten auf jeden Fall.“ Bei 15 bis 20 kW auf 100 Kilometer und etwa 400 Kilometer Reichweite schlage die „Füllung“ mit maximal 25 Euro zu Buche, rechnet Suthold vor. Dabei erfolgten durchschnittlich 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsplatz, wo der Strom deutlich billiger sei, nur 20 Prozent an den teuren öffentlichen Säulen.
Richtig günstig und nachhaltig würden Elektrofahrzeuge aber erst mit dem weiteren Ausbau dezentraler und regenerativer Energieversorgung. „Mit Solaranlagen auf der eigenen Garage oder dem Hausdach das Auto laden und es zugleich als Stromspeicher nutzen, das ist hoffentlich die Zukunft“, sagt Suthold.
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