Der Ton wird immer rauerMitarbeitende der Stadtverwaltungen in Rhein-Erft attackiert
Rhein-Erft-Kreis – Die Entwicklung habe schon vor Corona diese Richtung genommen, berichten Wolfgang Beriere, Leiter des Amtes für Sicherheit und Ordnung der Stadt Kerpen, und Michael Esser, Gruppenleiter Außendienst. Schon bevor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes zu Buh-Männern wurden, weil sie Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung ahnden müssen, hätten verbale Gewalt und Drohungen ihnen gegenüber zugenommen. Das, was die Kerpener Stadtmitarbeiter berichten,, deckt sich mit den Aussagen aus den Rathäusern der anderen Kommunen.
Glücklicherweise, so die beiden, sähen sie keine Zunahme von körperlicher Gewalt. Das ist in Elsdorf anders. Robert Wassenberg, Stadtsprecher, berichtet von einem Fall „bei dem ein Außendienstmitarbeiter des Ordnungsamtes angegriffen, aber glücklicherweise nicht verletzt wurde“. Er habe dem Angreifer oder der Angreiferin ausweichen können, berichtete Wassenberg, ohne weiter ins Detail zu gehen. Mitarbeiter des Brühler Ordnungsamts seien im vergangenen Jahr mehrfach angegriffen, zwei sogar leicht verletzt worden, heißt es aus der Schlossstadt. Und „verbale Übergriffe und Beleidigungen gehören mittlerweile leider zur Tagesordnung“, berichtet Daniela Schmitz von der Pressestelle. Die Stimmung werde aggressiver und rücksichtloser.
Mitarbeitende immer zu zweit unterwegs
In Brühl – und in einigen anderen Städten auch – sind die Ordnungsamtsmitarbeiter deshalb immer zu zweit unterwegs. In Frechen sei das auch schon vor Corona so gewesen, sagt Stadtsprecher Thorsten Friedmann. „Aktuell spüren wir, dass es für uns an der Basis zunehmend schwieriger geworden ist, die Menschen beispielsweise für die mitunter sehr kurzfristigen Änderungen der Coronaverordnungen zu sensibilisieren“, führt er aus. Zu körperlichen Konflikten sei es aber noch nicht gekommen.
Doris Claßen, Leiterin Ordnung und Soziales bei der Stadtverwaltung Bedburg, berichtet, dass die Gewalt in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich zugenommen habe. Nicht nur im persönlichen Gespräch, sondern auch am Telefon sei der Ton schärfer geworden. Ganz besonders bekomme das der Außendienst ab. „Oft wird die Aggression zunächst an diesen Mitarbeitern ausgelassen und danach telefonisch am Innendienst.“ Auch wenn noch niemand körperlich zu Schaden gekommen sei, zermürbe das auf Dauer junge Kolleginnen und Kollegen – trotz spezieller Seminare.
Beratungen und Coachings für das Personal
Auf Wunsch bietet die Bedburger Stadtverwaltung Beratungen und Coachings an, außerdem plane man einen Impulsvortrag von einer Psychologin zum Thema „Umgang mit Aggressionen“. Willi Pütz, Stadtsprecher von Hürth, berichtet, es lasse sich feststellen, dass das Verständnis für die Corona-Maßnahmen bei den Bürgerinnen und Bürgern immer weiter abnimmt und dass dadurch bei den Kontrollen der Außendienstmitarbeiter auch oft eine aggressivere Grundstimmung herrscht, als dies normalerweise der Fall ist“. Gravierende Vorfälle habe es aber in Hürth noch keine gegeben.
Auch in Pulheim erlebten die Außendienstmitarbeiter des Ordnungsdienst, „dass ihnen durch Mimik, Gesten und unterschwellige verbale Äußerungen aggressiv gegenüber getreten wird“, so Stadtsprecherin Ruth Henn. Der Ton hat sich auch in Wesseling geändert. „Das Unverständnis für Corona-Regelungen des Bundes, des Landes und auch der Stadt staut sich an und trifft dann unsere Kolleginnen und Kollegen im Außendienst und auch am Telefon mit voller Wucht“, sagt Ordnungsdezernent Matthias Neeser. Man habe zwar Verständnis dafür, dass sich die Ausnahmelage in Frust und Müdigkeit äußere, aber dieser Umgang sei inakzeptabel.
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„Erst am Wochenende waren unsere Kollegen bei einer Ansprache massiven Drohungen und Beleidigungen ausgesetzt. Hier haben wir unmittelbar Anzeige gegen die Personen erstattet“, berichtet Neeser. Da zeige man null Toleranz.