Rhein-Erft-KreisViele Programmkinos bangen um ihre Existenz
Rhein-Erft-Kreis – Kein Bild, kein Ton, leere Zuschauersäle – und das seit Wochen. Für die meisten Betreiber unabhängiger Programmkinos ist das eine existenzbedrohende Situation.
„Das ist schon beängstigend“, sagt André Jansen, der in vierter Generation das Berli, das Berrenrather Lichtspieltheater, als Familienbetrieb führt. Viele Stammkunden hätten ihnen Mut gemacht durchzuhalten. „Ich saß im Büro und hatte Gänsehaut. Das hat uns motiviert, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und uns kleine Aktionen einfallen zu lassen.“
So hat André Jansen die hauseigene Streaming-Plattform „Berli-on-Demand“ ausgebaut – nun können Kino-Freunde auch Neuheiten, Klassiker und Geheimtipps im Kino in den eigenen vier Wänden sehen. „Unsere neueste Idee sind Geistervorstellungen.“ Dabei handelt es sich um Vorführungen, die nicht stattfinden. Aber mit dem Kauf dieser Berli-Geistertickets für jeweils 2,80 Euro über die Webseite des Kinos „hilft jeder, unser Team zu unterstützen und die laufenden Betriebskosten zu kompensieren. Denn unsere Mitarbeiter haben zum größten Teil als Minijobber keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld.“
Aktion „hilfdeinemkino.de“
Geister-Vorstellungen können auch auf der Webseite des Capitol-Theaters in Kerpen gebucht werden. „Das hilft uns und beschreibt ein wenig die Stimmung, denn es ist schon komisch ruhig geworden“, erzählt Kinobesitzer Bernd Schmitz. 1950 war in dem Familienbetrieb der erste Film zu sehen. „Um zu zeigen, dass wir immer noch da sind, ändern wir regelmäßig unseren Spruch auf der Anzeigetafel über dem Eingang.“ Vor einigen Tagen waren Dankesworte an alle Unterstützer und Solidaritätsbekundungen in mehreren Sprachen wie Italienisch, Spanisch und Französisch zu lesen. Jetzt lautet die Botschaft: „Bleibt gesund“.
Neben Gutscheinen setzen das Berli, das Capitol-Theater, das familiengeführte Union Service Kino in Elsdorf und das Linden-Theater in Frechen, das ein Verein betreibt, auf die Aktion „hilfdeinemkino.de“. Auf dieser Internetseite kann man sich das Kino aussuchen, das man unterstützen möchte, bekommt dann Werbespots zu sehen, die dort normalerweise vor dem Film gezeigt würden. Das Kino erhält den finanziellen Anteil, den es für die Spots vor Ort bekommen hätte.
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„Wir werden die Krise überstehen“ – mit diesen Worten macht Hans-Jörg Blondiau vom Brühler Zoom-Kino in einem Newsletter an die Vereinsmitglieder Mut. „Dazu nutzen wir spezielle Hilfsfonds und Unterstützungsangebote der Film- und Medienstiftung NRW und von der FFA (Filmförderanstalt), sodass wir unsere Vorführer weiter bezahlen können.“
Angesichts der verschobenen Filmstarts hoffen die Kinobetreiber darauf, dass die neuen Filme nicht alle zeitgleich anlaufen.