Die Betriebe bleiben zurückhaltender bei Neueinstellungen. Die Zahl der Beschäftigten ist aber weiter auf einem hohen Niveau.
Agentur für Arbeit zieht BilanzMehr Arbeitslose im Rhein-Erft-Kreis im vergangenen Jahr
„Wir stehen mit der Bundestagswahl vor großen Herausforderungen und weiteren Unsicherheiten“, brachte die Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit, Anja Daub, beim Jahresrückblick am Donnerstag ihre Einschätzungen zu den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt für das Jahr 2025 auf den Punkt. Aktuell seien die Unternehmen bereits das zweite Jahr in Folge deutlich zurückhaltender bei der Neueinstellung von Mitarbeitenden.
Schwer hätten es vor allen Dingen Arbeitssuchende ohne Ausbildung oder Qualifikation. „Mit höherem Qualifikationsniveau steigen die Chancen, gesucht werden Fachkräfte in allen Bereichen“, so Daub. Bei allen Unwägbarkeiten gelte es deswegen sogar mehr denn je, zukunftsorientiert durch Aus- und Weiterbildung in die Fachkräftesicherung zu investieren.
Die Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs, aber auch die Zuwanderung aus Kriegs- und Krisengebieten in den deutschen Arbeitsmarkt, die Energiekrise und Transformationsprozesse hatte die Agentur für Arbeit im Rhein-Erft-Kreis auch schon im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen gestellt.
Rhein-Erft: Im Jahresdurchschnitt 16.477 Menschen arbeitslos
Obwohl mehr Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nachgegangen seien, sei die Arbeitslosigkeit im Kreis um 2,7 Prozent angestiegen. Deutlich spürbar sei die abwartende Haltung der Arbeitgebenden in der Region bei Neueinstellungen. Im Jahresdurchschnitt waren im vergangenen Jahr im Rhein-Erft-Kreis insgesamt 16.477 Menschen arbeitslos. 16.040 waren es im Jahr 2023. „Die Zahl der Beschäftigten lag aber weiterhin auf einem hohen Niveau“, betonte Daub. So seien Ende März 2024 insgesamt 149.759 Menschen in Arbeit gewesen.
Besorgniserregend findet Daub den Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit um elf Prozent. Ursache dafür könnte das Ende der Migrationskurse vor der Berufsorientierung sein, auch Nachwirkungen der Corona-Pandemie seien möglich, etwa aufgrund ausgefallener Berufspraktika. „Die Jugendlichen sind unsere Fachkräfte von Morgen“, betonte Daub. Diese jungen Leute würden von der Agentur für Arbeit deswegen auch besonders betreut. Daub appellierte aber auch an die Arbeitgebenden, die dieses Potenzial für sich nutzen sollten. „Junge Leute im eigenen Betrieb auszubilden und anschließend stetig zu fördern, ist die beste Investition in die Zukunft.“
Zwar ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der arbeitslosen Menschen ausländischer Herkunft um 6,2 Prozent auf 1627 weiter gestiegen, allerdings ging auch die Integration geflüchteter Menschen gut voran. So seien im März 2024 insgesamt 3119 der Geflüchteten aus den acht stärksten Asylherkunftsländern einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen, 223 mehr als 2023.
Anders noch als in der Pandemie war Kurzarbeit im vergangenen Jahr kaum mehr ein Thema. Betroffen waren zwischen Januar und Juni 2024 rund 15 Betriebe aus dem Kreis mit insgesamt 290 Beschäftigten. Entgegen dem Landestrend ist im Rhein-Erft-Kreis auch die Zahl der langzeitarbeitslos gemeldeten Menschen um 304 auf 5940 gesunken.
Die schwache Konjunktur und Unsicherheit der weiteren Entwicklungen spiegelten sich kreisweit allerdings auch in den freien Arbeitsplätzen wider. Der Agentur für Arbeit Brühl und dem Jobcenter Rhein-Erft wurden im vergangenen Jahr insgesamt 6834 freie, davon 6722 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet. Das waren 778 Stellen weniger als im Jahr 2023. Gesucht wurden mit 2174 Stellenausschreibungen vor allen Dingen Fachkräfte. Dem gegenüber standen 4801 arbeitslose Menschen mit passender Fachkraft-Qualifikation. Doch oft sei es den Betrieben nicht möglich, geeignete Bewerber zu finden.
Die verschiedenen Möglichkeiten der Weiterbildung für Jugendliche und Erwachsene stehen am 9. April im Fokus, wenn die Agentur für Arbeit zusammen mit dem Jobcenter in der Jahnhalle in Kerpen zur inzwischen vierten Weiterbildungsmesse einlädt.