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Existenzgründerpreis Rhein-ErftSo innovativ arbeiten die Sieger aus Wesseling an Fassaden

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild sind zwei junge Männer zu sehen, die den Existenzgründerpreis gewonnen haben.

Den ersten Platz erreichten die Geschäftsführer Felix Possel (l.) und Georg Willig im Existenzgründerpreis des Rhein-Erft-Kreises mit ihrer Firma „Schreinerwehr“. Sie hat sich auf Fassadendämmung mit ökologischen Materialien spezialisiert.

Die Firmeninhaber Felix Possel und Georg Willig bieten mit „Schreinerwehr“ einen ganzheitlichen Ansatz für eine energetische Außenwandsanierung.

Das Wesselinger Unternehmen „Schreinerwehr“ ist Gewinner des diesjährigen Existenzgründerpreises des Rhein-Erft-Kreises. Eine Fachjury und auch die Besucher des Finales im November im Bergheimer Medio, die per Smartphone ebenfalls für ihren jeweiligen Favoriten abstimmen konnten, hatten die Firmeninhaber Felix Possel und Georg Willig als Sieger gekürt. Organisatoren des mit 3000 Euro für den Gewinner dotierten Existenzgründerwettbewerbs sind ST@RT Hürth (Zentrum für Technologie und Existenzgründung) und die Wirtschaftsförderung Rhein-Erft.

So arbeiten die Gewinner des Existenzgründerpreises

An der zweigeschossigen Doppelhaushälfte aus den 1960er Jahren in einer ruhigen Wohnstraße in Köln-Ehrenfeld zeigt Schreinermeister Georg Willig anschaulich, wie eine moderne Außenwandsanierung mit ökologischen Baustoffen aussehen kann. Vor Beginn des Sommers hatten die Schreiner der Wesselinger „Schreinerwehr“ auf der Baustelle des kernsanierten Hauses zunächst mit dem Einbau neuer Fenster begonnen.

Auf das Mauerwerk des Hauses haben sie rundum etwa 20 Zentimeter tiefe Gefache montiert, Bauteile, die sie in der Wesselinger Werkstatt vorfertigten. Mittels eines 3-D Laserscans hatten sie dafür die Maße des Hauses als Grundlage ihrer Fachplanung ermittelt. Mit einem Gebläse haben sie Holzfaserdämmung eingebracht, gefertigt aus Abfallprodukten der Holzindustrie und Altholz.

Auf dem Bild ist ein eingerüstetes Haus mit Handwerkern zu sehen.

Im Giebel des Hauses ist noch das schwarze Regenschutzgewebe zu sehen, die Unterbahn für die Bambusfassade.

Die Montage vertikal verlaufender Bambusplanken als Lückenschalung waren der letzte Schritt zur Fertigstellung bis Ende November. Die dunkelbraune Farbe erhielten die Bretter durch ein thermisches Verfahren in einer Fabrik im Schwarzwald, in dem die Zellstruktur an der Oberfläche zusätzlich versiegelt werde, erläutert Georg Willig. Dadurch sei die unbehandelte Bambusoberfläche dadurch noch widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse: „Das hält ewig.“

Auch Einfamilienhäuser können von dem Bausystem profitieren

Bambus sei ein ideales Material für die Fassade, pflegeleicht, robust und ein nachhaltig nachwachsender Rohstoff. Andere Hölzer verarbeite die Schreinerwehr auf Kundenwunsch auch. Als Alternative würden sie ihren Kunden noch so genannte HPL-Platten für die Fassade anbieten, es seien Platten aus Papierlagen, die in Phenolharz getränkt seien und in den RAL-Farben erhältlich seien.

Auf jeder Baustelle arbeite die Schreinerwehr nach standardisierten Verfahren und möglichst mit seriell hergestellten Bauteilen. Das ermögliche eine schnelle Bauzeit, nicht nur bei großen Flächen wie den rund 1000 Quadratmetern eines mehrgeschossigen Verwaltungsgebäudes einer Versicherungsgesellschaft in Bonn, dessen Fotos Willig auf seinem Handy zeigt. „Das ist neu in der Branche“, sagt Georg Willig. Auch Einfamilienhäuser profitierten vom Bausystem, wo jedes Haus anders sei.

Auf dem Bild ist ein Handwerker auf einem Gerüst zu sehen.

Florian Ploenes, Auszubildender im dritten Lehrjahr, verschraubt ein Bambuspanel auf der unterliegenden Holzlattung.

Drei Jahre lang sei er nach der Gesellenprüfung zusammen mit Felix Possel durch die Welt gereist, Australien, Nepal, Japan und Zentralasien. Dort hätten sie viele unterschiedliche Arbeitsweisen an Baustellen kennengelernt. 2020 hätten sie ihre Meisterprüfungen absolviert und anschließend ihre GbR gegründet. „Jeder hat 2000 Euro auf den Tisch gelegt und dann ging es los mit der Schreinerwehr“, erzählt Willig.

Wesseling: Firmeninhaber sind auf der Suche nach einer Fläche für die Erweiterung des Betriebes

Zunächst habe man noch „alles“ gemacht, Türen, Möbel, Böden, anfänglich in der Kellerwerkstatt, dann in einer Garage. Nach dem Entschluss, sich auf die energetische Sanierung mit Holzfassaden zu spezialisieren, fertigten sie heute Bauteile in der Werkstatt in Wesseling und seien auf der Suche nach einer Fläche für die Erweiterung des Betriebes.

Zehn Angestellte habe die Schreinerwehr mittlerweile, ein Schreiner mit Elektrikerausbildung sei auch dabei, wenn es um die Montage von Solarpanelen gehe. Das Auftragsbuch sei voll, bis März 2025 seien sie ausgebucht, sagt Georg Willig.

Die 3000 Euro Preisgeld wurden in gute Regenjacken für die Mitarbeiter investiert

Die 3000 Euro Preisgeld für den ersten Platz des Existenzgründungspreis der Wirtschaftsförderung hätten sie in gute Regenjacken für ihre Mitarbeiter am Bau investiert, natürlich versehen mit Logo und Branding der Schreinerwehr, wie es auch auf den feuerroten Firmenbussen zu finden ist. Da wirbt die Schreinerweg-GbR vielversprechend mit dem Spruch „Hier endet der Holzweg“.


Den zweiten Platz des Wettbewerbs für innovative und nachhaltige Geschäftsideen, der bereits zum siebten Mal stattfand, sicherten sich Tim Paulke und Fabian Mierbach (NUNOS) für ihre Idee zur biologischen Aufbereitung von Gülle und Gärresten zu einem hochwertigen Düngemittel in einem eigens dafür entwickelten Bioreaktor. Das drittplatzierte Geschäftsmodell unter der Marke „nanuq“ von Marvin Müller-Bader und Fabrice Kathmann aus Bergheim zielt darauf ab, die Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr voranzutreiben. Ihre Gründungsgeschichten und Geschäftsideen werden in dieser Zeitung in loser Folge auch noch vorgestellt.