Sieben Leute stehen hinter „Hydrofarms“. Mit ihrer Art, Pflanzen zu züchten, sparen sie bis zu 90 Prozent Wasser.
Minze, Kresse und Salat Start-up pflanzt in Wesseling Kräuter in Regalen und bekommt Preise dafür
Mit ihrem Start-up wollen sieben enthusiastische junge Leute Großes schaffen. Seit August sitzen sie nach ihrem Umzug von Köln nach Wesseling in einer Industriehalle im Gewerbepark Berzdorf, seit wenigen Tagen hängt auch ihr Firmenschild „Hydrofarms“ an der Tür. Dahinter steckt die Idee, Kräuter und Gemüse auf kleinstem Raum in Regalen anzupflanzen.
„Wir brauchen 200 Quadratmeter Platz, um beispielsweise bis zu acht Tonnen Minze im Monat zu produzieren, sparen extrem viel Wasser, vermeiden lange Transporte und können das ganze Jahr über gleichbleibende Qualität regional garantieren“, sagt Timon Scholz, einer der führenden Köpfe. „Das ist natürlich kein Ergebnis von heute auf morgen“, ergänzt der 27-Jährige, der sich in seinem Studium eigentlich mit Transportlogistik auseinandergesetzt hat.
Unabhängig vom Wetter Kräuter und Salate auf engem Raum produzieren
In die Pflanzenwelt vertiefte er sich zusammen mit seinem Bruder Lukas, der ebenfalls zum Team gehört, während der Pandemie. Die beiden experimentierten zunächst mit Microgreens, das heißt, sie züchteten Kresse, Brokkoli- und Senfsprossen oder Salate in Schalen.
Ihnen gefiel die Idee, ganzjährig und unabhängig vom Wetter Kräuter und Salate in effizientester Weise produzieren zu können und dabei bis zu 90 Prozent Wasser im Vergleich zum konventionellen Anbau einzusparen. Und zwar mittels Indoor-Hydroponik-Regalen, in denen Pflanzen mit Wasser, Nährstoffen sowie Licht versorgt werden und übereinander statt großflächig auf dem Boden wachsen.
Gemeinsam mit weiteren Mitstreitern entwickelten sie Hydroponik-Prototypen und züchteten Gemüse, bis sie nun den Schritt wagten, ein Start-up zu gründen und dafür eine Halle in Berzdorf fanden, um sich hier anzusiedeln. In zwei Regalen sind bereits 7000 Stecklinge auf drei Etagen zu sehen. Sie stehen jeweils in kleinen Netztöpfen, fein säuberlich nebeneinander geordnet in einem Flächen-Kreislaufsystem. Auf jeder Ebene eines Regals können so bis zu 1000 Pflanzen in der Nährstofflösung wachsen.
„Das ist Minze“, erklärt Scholz. „Die Pflanzen wurzeln in Perlit, einem weißen vulkanischen Gestein. Und die Blätter bestrahlen wir mit einem bestimmten Lichtspektrum derzeit zehn Stunden lang. Damit sind sie perfekt versorgt“, führt er aus. „Angezüchtet wurden sie aus vier Minze-Mutterpflanzen. In rund 25 Tagen entsteht eine fertige Pflanze“, erläutert er weiter.
„Unser großes Ziel ist es nun, hier acht Tonnen Minze im Monat zu produzieren. Dazu sollen die Regale zeitversetzt bepflanzt werden, „so können wir 24 Mal im Jahr ernten. Auf dem Feld würde man nicht nur wahnsinnig mehr Wasser, sondern auch Pestizide brauchen und könnte nur zwei Mal im Jahr ernten“, betont er.
„Verhandlungen mit einem festen Abnehmer laufen noch, das sieht aber ganz gut“, ergänzt Yannick Hoyer, der den Marketingbereich verantwortet. „Um auf allen sieben Ebenen der Regale arbeiten zu können, kommt in Kürze auch ein Hubwagen“, freut sich der 28-Jährige. „Im Moment konzentrieren wir uns noch auf Minze, Dill ist aber auch schon vorhanden und künftig möchten wir auch weiteres Blattgemüse anbieten.“
Mit ihrem Geschäftsmodell punkteten die Mitarbeiter bereits. So gewannen sie vor kurzem auf der der futuRE Lounge der Rhein-Erft-Wirtschaftsförderung (WFG) im Bergheimer Medio den mit 3000 Euro dotierten Existenzgründerpreises der WFG.