Bestellungen aus dem gesamten RheinlandWesselinger Apotheker setzen auf Roboter
Wesseling – „Knapp-Store“ heißt der Roboter, der im Versorgungszentrum von Dr. Klaus Ruberg und seinem Kollegen Michael Marxen emsig arbeitet. Gemeinsam leiten die Apotheker die Kronen-Apotheke Marxen OHG, und zusammen haben sie auch ihr Versorgungszentrum konzipiert und gebaut.
„Von hier aus werden mehr als 20 Krankenhäuser im Köln-Bonner Raum mit Medikamenten versorgt“, berichtet Marxen. Für Patienten in Seniorenheimen werden zudem die Medikamente in Tageseinheiten portioniert. „Das erleichtert dem Pflegepersonal die Arbeiten enorm“, sagt Marxen. Zurzeit liefen zudem Versuche, diesen Service auch Patienten anzubieten, die zu Hause gepflegt würden.
Kronen-Apotheke Marxen: Roboter holt Medikamente aus den Regalen
Automatisch gingen die Medikamentenbestellungen der Krankenhäuser und Seniorenheimen bei ihnen im Versorgungszentrum ein. Bevor jedoch der Roboter die Listen selbstständig abarbeitet, kontrollieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Bestellungen und geben sie anschließend frei. Den Rest macht „Knapp-Store“. Wie ein Akrobat turnt er in seiner geschlossenen Behausung. Schnell und sicher greift er sich die jeweiligen Medikamente auch aus den allerhöchsten Regalen.
Über Förderbänder werden die fertig gepackten Pakete dann zum Warenausgang transportiert, dort verschlossen und direkt ausgeliefert.
„Ich könnte ihm stundenlang zusehen“, sagt der 73 Jahre alte Klaus Grimm schwärmerisch. Öfter schaut der ehemalige Mitarbeiter auch im Ruhestand noch im Versorgungszentrum vorbei. „Klaus Grimm ist ja der eigentliche Vater dieser automatisierten Anlage“, erläutert Marxen. Er habe auch mitgeholfen, die Anlage zu konzipieren. „Die Anregung dazu hatte er schon vor über 20 Jahren gegeben, als noch mein Vater die Kronen-Apotheke leitete“, berichtet Marxen. „Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, ergänzt Grimm.
„Knapp-Store“: Zehn Mitarbeiter befüllen die Regale
Allerdings braucht auch „Knapp-Store“ noch helfende Hände. Damit der Medikamentenvorrat in der automatisierten Anlage nicht ausgeht, hält er täglich rund zehn Mitarbeiter auf Trab. Das neue Versorgungszentrum am Kronenweg ist rund 1600 Quadratmeter groß. „Wir haben es Ende des vergangenen Jahres in Betrieb genommen“, berichtet Klaus Ruberg. Wegen der Corona-Pandemie hätten sie jedoch auf eine Einweihungsfeier verzichten müssen.
Mehr als 2000 verschiedene Medikamente in mehr als 200.000 Packungen sind dort in den Regalen vorrätig, darunter auch Arzneien, die für die Behandlung der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen gebraucht werden. „Und wir haben hier sogar die Infrastruktur, um Corona-Impfstoffe zwischenzulagern“, ergänzt Marxen und deutet auf das im Versorgungszentrum eingebaute Kühlhaus, in dem Arzneien auf bis zu minus 25 Grad gekühlt werden können. Bei diesen Temperaturen sei es möglich, kurzfristig den Impfstoff von Biontech und für längere Zeit auch den von Astrazeneca zu lagern. Über die Berufsverbände habe es diesbezüglich auch schon Anfragen gegeben. „Das Landesgesundheitsministerium ist aktuell mit den Apothekenverbänden im Gespräch“, berichtet Michael Marxen.
Wesseling: Im Steril-Labor werden Krebstherapien zusammengestellt
Erfahrungen mit den Impfstoffen haben die Apotheker bereits reichlich gemacht. Beide haben bei den Impfaktionen in den Altenheimen geholfen, zurzeit arbeiten sie als pharmazeutische Leiter auch im Impfzentrum in Hürth, wo sie unter anderem den Biontech-Impfstoff aus den Ampullen auf die Spritze ziehen. Darüber hinaus haben sie mit ihrer leitenden Mitarbeiterin Monika Hampel bereits kurz vor Weihnachten damit begonnen, mehr als 8000 Pharmazeuten online für die Apothekerkammern für die Tätigkeit in den Impfzentren in Nordrhein-Westfalen zu schulen.
Außer der automatisierten Krankenhausversorgung ist im Versorgungszentrum auch ein nagelneues Steril-Labor entstanden. Automatisiert ist dort allerdings gar nichts. Im Wechsel arbeiten dort etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerstrengste Sicherheitsvorschriften, die auch kontrolliert werden, gelten für den Zutritt in diesen Arbeitsbereich. So sei es nur möglich, über eine Schleuse und in Schutzkleidung ins Steril-Labor zu gelangen. Generell werden dort Schutzbrille, Handschuhe und Mundschutz getragen.
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Individuell, nach dem jeweiligen Krankenbild der Patienten, werden zum Beispiel Krebstherapien und Antikörpertherapien zusammengestellt. „Die Medikamente dafür beziehe wir ausschließlich direkt von Herstellern aus Deutschland“, betont Marxen. Je seltener die Krankheit sei, desto teurer könne eine solche Therapie sein. „Krebstherapien können auch schon mal viele Tausend Euro kosten“, erläutert der Apotheker. Ziel sei zum Beispiel, schwerkranke Krebspatienten kurzfristig und schnell zu behandeln. „Das Geld bekommen wir aber nicht“, stellt Marxen klar. Die Apothekerleistungen würden über eine Herstellungspauschale mit den Krankenkassen abgerechnet.