Seit dem Unfall fehlt von ihnen jedes Lebenszeichen. Der DNA-Abgleich steht derweil noch aus.
Spieler des 1. FC Köln beteiligtTodesopfer des A555-Unfalls waren wohl Mutter und Tochter
Fünf Tage nach dem Unfall mit zwei Toten auf der Autobahn 555 in der Höhe von Wesseling dauern die Nachforschungen durch Polizei und Justiz weiter an. Da die beiden Opfer in ihrem VW-Polo verbrannten, gestaltet sich die Identifizierung schwierig. Vermutlich, so war aus Ermittlerkreisen zu erfahren, handelt es sich um eine Frau und ihre Tochter aus Lüdenscheid. Zumindest deutet die Überprüfung der Halterschaft des Fahrzeuges darauf hin. Auch fehlt von beiden Personen seit dem Unfall jegliches Lebenszeichen.
Zeuge sah Autos mit hohem Tempo auf der A555
Letzte Gewissheit soll ein DNA-Abgleich mit den geborgenen Leichen bringen. „Wir haben zwar eine starke Vermutung, um wen es sich handeln könnte“, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. „Eine Auskunft hierzu kann aber erst erteilt werden, wenn eine hundertprozentige Sicherheit durch einen DNA-Abgleich besteht.“
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Teilnahme an einem verbotenen Autorennen. Auf dem Rückweg von der Regionalligapartie gegen Fortuna Köln sollen zwei 20-jährige Spieler der U21-Mannschaft des 1. FC Köln laut einem Zeugen mit hohem Tempo gefahren sein, so der aktuelle Stand der Ermittlungen. Nahe Wesseling tauchte demnach vor einem der Fahrzeuge plötzlich der langsam fahrende Polo auf. Bei einem Ausweichmanöver sollen sich die Autos mit den Kotflügeln touchiert haben, einer von ihnen rammte danach wohl den Polo von hinten. Der Wagen fing Feuer und brannte lichterloh. Für die beiden Insassen kam jede Hilfe zu spät.
Das zweite Auto fuhr demnach zunächst weiter, drehte dann jedoch und fuhr zum Tatort zurück. Auch die zwei Beifahrer sollen aus den Reihen des 1. FC Köln stammen, erfuhr der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Polizeikreisen, der Verein selbst dementiert. Oberstaatsanwalt Bremer sagt, die Vereinszugehörigkeit sei nicht aktenkundig. Selbst wenn dem so wäre, könne die Staatsanwaltschaft Köln dazu keine Angaben machen. „Sie sind Zeugen, keine Beschuldigten.“
Noch ist die Unfallstelle auf der A555 im Asphalt deutlich zu erkennen. Der Asphalt ist schwarz verfärbt, Ruß klebt an der Leitplanke. Auf dem Standstreifen haben Rettungskräfte signalrotes Material liegen gelassen. Der Verkehr rollt längst wieder, langsam sind die meisten Autos hier nicht unterwegs. Vielmehr ist es eine Stelle, an der einige Fahrerinnen und Fahrer voll aufdrehen, nachdem sie zwischen den Zubringern Godorf und Wesseling in Fahrtrichtung Bonn wegen einer Großbaustelle teils auf 60 Kilometer pro Stunde heruntergedrosselt wurden.
Noch vor der Abfahrt von der A555 in Wesseling endet jedoch die Baustelle und ein Verkehrsschild gibt eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h an. Hinter dem Wesselinger Zubringer wird das Tempolimit aufgehoben – wenige Meter hinter dem entsprechenden Schild brannte das Unfallauto aus.
Gutachter rekonstruiert Unfallhergang
Bei schweren Verkehrsunfällen, wenn Personen also schwer verletzt oder getötet wurden, kann die Polizei ein Unfallaufnahmeteam herausschicken. Dieses sichert die Spuren teils ganz klassisch mit Kamera und Zollstock, aber auch mithilfe von Laserscanner und Drohnen, durch die 3D-Vermessungen möglich sind. Diese Spuren werden später von einem Gutachter ausgewertet.
Wenn es erste Hinweise auf ein Autorennen gibt – beispielsweise durch Zeugen – stellt die Polizei in der Regel die Handys der Verdächtigen sicher. Das ist auch im Fall des Unfalls auf der A555 geschehen. In der Innenstadt können auch Videoüberwachungsaufnahmen helfen, den Verdacht eines Autorennens zu erhärten oder zu entkräften.
Auch im Fall des Zusammenpralls auf der A555 wird nun ein Sachverständiger den Unfallhergang rekonstruieren. Sein Gutachten soll Klarheit schaffen – auch zu der Frage, wieso das Auto der Unfallopfer Feuer fing. „Es liegt auf der Hand, dass ein solches Gutachten nicht auf Knopfdruck innerhalb von zwei Tagen vorliegen kann“, so Bremer. Vermutlich werde es Wochen, vielleicht auch Monate in Anspruch nehmen. „Hier geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“