Jovita Majewski thematisiert Bedrohungen, die immer stärker spürbar werden. Arthur Kunz spielt mit Information und Desinformation.
KlimakriseKünstlerin verweist bei Ausstellung in Wesseling auf den drohenden Verlust der Natur
In sanften Blautönen schimmern die Gemälde von Jovita Majewski, die der Wesselinger Kunstverein zusammen mit Werken des Konzeptkünstlers Arthur Kunz in seiner aktuellen Ausstellung zeigt. Feine Strukturen sind dargestellt, die der Natur entlehnt sind und an Sandverwehungen, Holzmaserungen, Wasserspritzer und Felsformationen denken lassen. Perfekt gemalt sind diese ästhetischen Detailaufnahmen, die Anlass zu vielerlei Assoziationen bieten.
Der Schein aber trügt: in Jovita Majewskis auf den ersten Blick so verführerischen Bilder spiegelt sich ihre Auseinandersetzung mit der Klimakrise. Die Absolventin der Kunstakademie in Düsseldorf verweist mit ihren Werken auf den drohenden Verlust der Natur und die Begrenzung der Ressourcen, die noch immer weitgehend hemmungslos ausgebeutet werden.
Künstlerin erinnert in Wesseling an Waldbrände und das Baumsterben
So lassen sich ihre Bilder als stiller, aber eindringlicher Kommentar zu Waldbränden, Erdbeben, Überschwemmungen, Orkanen, Dürren und Eisschmelze lesen, die sich gerade in jüngster Zeit häufen. Die Vielfalt der Musterungen und Maserungen in kühlem Blau, der Farbe des Wassers, das Ursprung allen Lebens ist, ist als Appell zum bewussten, verantwortungsvollen Umgang mit begrenzten Reserven zu verstehen.
An Waldbrände und Baumsterben erinnert in Wesseling ein Objekt, für das die Künstlerin Asche in Behälter aus Acrylglas gefüllt hat, die sie zu einer Art Mauer aufgetürmt hat. Die Skulptur „Der unendliche Ast“, die sie aus knorrigen abgeflämmten Efeuranken zusammengefügt hat, ist ein Hinweis auf die Gefahren, die das Abbrennen des Regenwaldes in sich birgt.
Leise und unaufdringlich, aber umso nachhaltiger konfrontiert Jovita Majewski in ihren Werken Betrachter mit Bedrohungen, die nicht mehr zu übersehen sind und immer stärker spürbar werden. Arthur Kunz ist ein Kind des digitalen Zeitalters. Er zeigt Ausschnitte aus einem monumentalen, vielteiligen Landschaftsbild mit dem Titel „Monitor“, das er in achtmonatiger konzentrierter Arbeit in kleinste Pixel übertragen hat.
„Der Betrachter zoomt ins Bild“ stellte die Museumspädagogin Irina Wistoff in ihrer Einführung treffend fest. Enorme Geduld und Präzision hat ihm dieses vielschichtige Werk abverlangt, das während eines Residenz-Stipendiums entstanden ist. Dabei spielt der aus Kasachstan stammende Künstler mit Figuration und Abstraktion, Information und Desinformation.
„Eine Welt wird in eine andere Welt übersetzt“, sagte die Laudatorin. Den Ausgleich zur strengen Systematik von „Monitor“ fand Arthur Kunz in der Serie „Postmonitor“. Hier gab er sich der freien, intuitiven Malerei hin, die durch ausgewogene Kompositionen und sicher gesetzte Farbkontraste überzeugt.
Die Ausstellung im Kulturzentrum Schwingelerhof, Schwingeler Weg 44, läuft bis zum 22. Oktober. Geöffnet ist sie samstags und sonntags, 15 bis 18 Uhr.