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Ausfahrt über IndustriebahnstreckenSo war der „Tag der Schiene“ in Wesseling und Hürth

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht in der Originaluniform eines DB-Prüfers aus den 1960er Jahren vor einem Zug.

Die Originaluniform des DB-Prüfers aus den 1960er Jahren.

Zum „Tag der Schiene“ luden das Rheinische Industriebahnmuseum und die Eisenbahnfreunde zu seltenen Touren von Wesseling nach Hürth.

Ein Fotoapparat oder wenigstens das Mobiltelefon zur Aufzeichnung seltener Eindrücke gehörten bei den Passagieren der Donnerbüchse und des Silberlings zur Ausrüstung einfach dazu. Sollte die Fahrt doch auf Schienen führen, die für den Personenverkehr eigentlich nicht zugänglich sind, wussten die Zusteiger am Wesselinger Bahnhof Hans-Günther von Deel, Rainer Klink und seine Frau Kathrin von der Modelleisenbahngemeinschaft Kerpen-Düren. Einen Blick auf das wahre Geschehen wollten sich die Modellbauer nicht entgehen lassen.

Auf der offenen Bühne der Donnerbüchse aus dem Jahr 1928 konnten sich die Reisenden im Stehen den Fahrtwind durch die Haare blasen lassen. Der Silberling, so genannt wegen der silbernen Außenhaut, hingegen atmete den Charme der 1960er Jahre mit seinen Sitzen aus rotem Kunstleder. Gleich zwei Loks trieben den Sonderzug mit dem Gespann der historischen Waggons mit Ziel Industriegebiet Knapsack an.

Ein Mann steht in einem Zug.

Organisator Jörg Seidel vom Rheinischen Industriebahnmuseum.

Rund 100 Gäste begrüßte Jörg Seidel vom Rheinischen Industriebahnmuseum Köln (RIM) am Sonntagnachmittag in den Waggons. Anlässlich des bundesweiten „Tages der Schiene“ hatte der Verein zusammen mit den Köln-Bonner Eisenbahnfreunden wieder zur Ausfahrt über Industriebahnstrecken eingeladen. Bis zum sogenannten Brühler Bahnsteig am Wesselinger Bahnhof hatten die Gäste ab Bahnhof Köln über die Linie 18 schon einen guten Blick auf die Kölner Güterbahnhöfe nehmen können. Von Wesseling stiegen noch Leute zu, die sich auf die rund zweistündige Fahrt in die Hürther Industrie freuten. Einmal über die sogenannte Querbahn Richtung Brühl gab es für die Eisenbahnfans schon lohnenswerte Fotomotive.

Von Wesseling zum Chemiepark Knapsack

Da ging es in langsamer Fahrt unter Leitung des Lotsen des Hafen- und Güterverkehrs Köln, Sebastian Schubert, am Rhein-Cargo Lokschuppen mit hochmodernen Loks und am Rangierbahnhof Kendenich vorbei, bevor es auf die Gleise der Schwarzen Bahn in Richtung der Industrieanlagen des Chemieparks Knapsack ging.

Von 1918 bis 1968 waren über die Schienen der Schwarzen Bahn Kohlen, aber auch Arbeiter zu den Schloten des damaligen Goldenbergwerks und den Knapsackfabriken gefahren worden, erzählte Jörg Seidel den Fahrgästen. Mutmaßlich rühre der Name der Strecke von den schwarzen Wolken her, die die Werke in damaliger Zeit noch ausstießen.

Diesmal war den Planern der Tour ein besonderer Leckerbissen gelungen, sie durften nach Abstimmung mit den Firmen durch den heutigen Chemiepark fahren, das bei striktem Fotografierverbot.

Der Eisenbahnbetriebsleiter des Chemieparks, Marcel Schäfer, berichtete über den ungebrochenen Wert des 20 Kilometer langen Schienennetzes, denn viele chemische Güter dürften nicht über die Straße transportiert werden. Fünf Dieselloks, hauptsächlich vom Typ D 60 C seien in Betrieb, echte Arbeitspferde mit bewährter Technik, die täglich zu „hundert Prozent“ liefern.

Versöhnlich stimmte die Insassen, die aufs Fotografieren im Werk verzichten mussten, eine Werkslokparade, die vom Chemiepark Knapsack eigens zum Tag der Schiene organisiert worden war. Ohne Anlagendetails aufnehmen zu müssen, durften die Loktouristen am Werkszaun die begehrten Aufnahmen machen.