Mehrfach ist die Eröffnung der neuen Fußgängerunterführung verschoben worden. Bürgermeister Manzke mag keine Prognosen mehr abgeben.
Eröffnung ungewissWasser in neuen Fußgängertunnel in Wesseling eingedrungen
Lieber heute als Morgen würde Bürgermeister Ralph Manzke die Baustelle am Bahnhof abschließen und die Fußgängerunterführung einweihen. „Sie wird kürzer und heller sein als früher“, berichtet er. Und: „Endlich wird es dann eine Barrierefreiheit nach modernen Standards geben.“ Noch bedarf es allerdings ein bisschen Vorstellungskraft, um all die vielen Vorteile und Verschönerungen der neuen Tunnelanlage auf Anhieb zu sehen.
Immer noch stehen hohe Bauzäune um das Bauwerk und undurchsichtige Folien-Wände versperren den größten Teil des Tunneleingangs. Doch wer genau hinschaut, erkennt schon jetzt, dass das Bauwerk das innerstädtische Flair ordentlich aufwerten wird. Davon ist wohl auch die Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) überzeugt, die laut Manzke sogar entgegen ihrer ursprünglichen Planungen zurzeit überlegt, den Aufgang zum Bahnsteig neu zu gestalten.
Derweil erschüttert eine neue Hiobsbotschaft die Bauherren: Wasser ist in den Tunnel eingedrungen. Wieder mussten die Bodenaufbauarbeiten unterbrochen werden. Fachleute kamen zusammen. Jetzt steht der Grund für den Wassereinbruch fest. „Die Unterführung befindet sich in einer Grundwasser-Wechselzone“, erklärt die Sprecherin der Stadt, Andrea Kanonenberg.
Die starken Niederschläge im November, Dezember und Januar, das darauffolgende Hochwasser am Rhein und der dann einsetzende Anstieg des Grundwassers habe zu einem besonders hohen Grundwasserstand geführt. „Dieser lag etwa 1,1 bis 1,2 Meter über dem Niveau der Bodenplatte in der Fußgängerunterführung“, erklärt Kanonenberg.
Zuletzt habe es ein solch hohes Grundwasserniveau beim Starkregen 2021 gegeben. Damals habe man die Undichtigkeit der Fugen, die nun ausschlaggebend für die Verzögerung sei, aufgrund der heftigen Überschwemmung jedoch nicht feststellen können. Zwar handele es sich um eine nur sehr geringe Menge Wasser, doch die Menge sei nicht entscheidend. „Es ist einfach zu viel Wasser, als dass mit dem Bodenaufbau fortgefahren werden kann“, so Kanonenberg.
Aufgrund der Undichtigkeit der Fugen könne auch der Estrich jetzt nicht wie ursprünglich geplant gegossen werden. „Mit Hilfe eines Gutachters sind wir gerade dabei, für das Problem eine nachhaltige Lösung zu erarbeiten“, erklärt die Stadtsprecherin. Parallel dazu habe man bereits mit Unterstützung der HGK mit der Sanierung der Fugen innerhalb der Unterführung begonnen. Und auch an anderen Stellen stehen die Bauarbeiten nicht still. Gleichwohl fuchst Manzke diese völlige Abhängigkeit von Baufirmen, die seinen Erfahrungen zufolge allzu oft ihre Arbeiten einstellen oder verschieben.
Die Eingänge sind längst zugeschüttet, die Überbauten abmontiert
Und doch geht es auch voran: Die jungen Bäume entlang der Rampe und am breiten Boulevard an der L300 sind gepflanzt und die moderne Beleuchtung an der Mauer der Rampe wurde montiert. Auch die Geländer zur L300 stehen. Eine Baustelle ist zudem auf der Bahnhofstraße eingerichtet, wo es früher hinab in den Tunnel ging. Die Eingänge sind längst zugeschüttet, die Überbauten abmontiert.
Zurzeit wird die Fläche geebnet und dem Niveau der Bahnhofsstraße angepasst. Bürgermeister Manzke freut sich schon richtig auf den freien Blick von dort auf den Bahnhof. Er ist sich sicher, dass die Wesselinger Innenstadt mit dem großzügigen Eingang in die Unterführung und dem Platz vor dem Bahnhof ein völlig neues Eingangstor bekommen wird.
Und wenn dann auch noch die neugestalteten Bushaltestellen und die Mobilitätsstation mit Fahrradboxen stehen, dann hofft der Stadtchef, dass der Bahnhof Wesseling-Mitte zum Drehkreuz für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr wird. Ohne Baustelle ist schließlich auch der P&R Parkplatz an der L300 wieder frei. Das Fahrradvermietsystem mobic soll abschließend das Mobilitätsangebot in Wesseling komplettieren. Wann jedoch die Fertigstellung des Tunnels gefeiert werden kann, wagt auch Manzke angesichts der neuen Bauverzögerungen nicht zu prognostizieren.