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„Wir kotzen“Deshalb waren die Ärzte im Rhein-Erft-Kreis außer sich

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Auch Tanja Müller (r.) und Acelya Kamali müssen sich in der Gemeinschaftspraxis König 33 in Brühl täglich testen.

Rhein-Erft-Kreis – Die neue Coronaschutzverordnung sorgt für großen Unmut bei den niedergelassenen Ärzten.

Erst am Dienstag war sie veröffentlicht worden, am Mittwoch trat sie in Kraft – mit Folgen für die Ärzte, die von heute auf morgen gezwungen waren, ihr Praxispersonal täglich zu testen. Und das nahezu komplett auf eigene Kosten, denn nach Angaben des Hürther Hausarzts Dr. Matthias Schlochtermeier werden pro Monat nur zehn Tests bezahlt.Update (26. November): Die neue Testregelung für Arzt-Praxen ist seit Freitag, 26. November wieder gekippt. Das Praxispersonal muss nicht mehr täglich getestet werden.

Schlochtermeier wählt drastische Worte. „Wir kotzen“, sagt der Mediziner. Seit einem Jahr würden die niedergelassenen Ärzte „impfen, impfen, impfen“. Und nun würde die Politik wieder Kosten und Arbeit auf die Ärzte abwälzen, die unnötig seien. „Das Praxispersonal ist in der Regel schon dreimal geimpft“ – das Testen koste nur Zeit und Geld. „Das nimmt eine halbe Stunde wertvoller Praxiszeit in Anspruch – dabei arbeiten wir schon am Anschlag.“

Bedburg: Mehrere Praxen fast geschlossen

In Bedburg hat die Verordnung fast zur Schließung von mehreren Praxen geführt. „Mehrere Kollegen haben mir berichtet, dass sie so kurzfristig gar keine Tests besorgen könnten“, sagt Dr. Jens Wasserberg. Der Frust sei so groß gewesen, dass einige Ärzte angedroht hätten, ihre Praxis bis Weihnachten zu schließen. „Vor einigen Tagen wurden die erwarteten Biontechlieferungen reduziert, jetzt sollen die Praxen über Nacht ihre zumeist zwei- bis dreimal geimpften Mitarbeiter auf eigene Kosten täglich testen, während die Patienten weiter ungetestet in die Praxen strömen“, sagt Wasserberg. „Das ist inakzeptabel und schlicht in der Kürze der Zeit ohne jedweden Vorlauf nicht zu organisieren.“

Wasserberg wandte sich an Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach – der bestellte 5000 Schnelltests, um die Arbeit der Hausarztpraxen sicherzustellen. Pro Arzt wurden zunächst 50 Schnelltests für die ersten 48 Stunden ausgegeben. Die Verteilung übernahm die Feuerwehr. „Das soll auch ein Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Ärzte sein“, sagt Solbach, der die Schnelltests aus dem städtischen Corona-Fonds finanzierte. Ohne diese Tests hätten in Praxen nicht öffnen dürfen, betont Wasserberg. „Die Kollegen hätten sich strafbar gemacht.“

Angestellte in Erftstadt kommen 15 Minuten früher

„Diese Regelung dokumentiert, dass viele Politiker fern von jeder Realität sind.“ Dr. Heinz-Albert Brüne, Hausarzt in Lechenich, nimmt kein Blatt vor den Mund. Er und seine Angestellten kommen derzeit jeden Tag eine Viertelstunde früher als üblich zur Arbeit. Denn ansonsten geht die Zeit für die Tests von der Zeit für die Patienten ab. Irgendwie müsse das Team den Aufwand leisten, sagt Brüne: Ansonsten drohten eine saftige Geldstrafe oder sogar bis zu zwei Jahren Haft.

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Dr. Johannes Friedhoff, Hausarzt in der Bergheimer Fußgängerzone, benennt noch ein weiteres Problem. Die Hausärzte seien am Limit, was Impfanfragen angehe. Es gehe täglich eine Flut von E-Mails und Anrufen ein. „Wir haben inzwischen sieben Leitungen bei uns in der Praxis“, sagt er. Trotzdem sei der Andrang schlicht zu groß, um ihn zu bewältigen. „Das ist einfach von Kreis und den Kommunen schlecht organisiert.“ Er wolle das Pensum ja leisten, an zwei Tagen in der Woche werde in seiner Praxis nur geimpft. Aber die Behörden wälzten das Thema auf die Ärzte ab.