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„Wirklich großartig“Kirchen in Rhein-Erft bieten ungewöhnliche Geschichten

Lesezeit 3 Minuten

Adolf Hitler ist auf diesem Detail eines Fensters der Abteikirche St. Nikolaus zu sehen, das Konrad Adenauer gestiftet hat.

Rhein-Erft-Kreis – „Köln ist ein wahres Kirchenparadies“, hat Monika Schmitz im Verlauf ihrer Recherchen zu dem Band „111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss“ festgestellt. Ganz korrekt ist der Titel des Buches, das im Emons-Verlag erschienen ist, allerdings nicht. Schmitz porträtiert nämlich nicht nur Sakralbauten ihrer Heimatstadt, sondern nimmt auch Kirchen im Umland in den Blick.

Mit der Abteikirche St. Nikolaus in Brauweiler, St. Stephan in Brühl, der Synagoge in Stommeln und der Kirche St. Ursula in Hürth-Kalscheuren, die seit ihrer Umnutzung zum Kunstort als Böhm-Chapel firmiert, fanden vier Gotteshäuser aus dem Rhein-Erft-Kreis Eingang in das Buch. „Auch die Kirchen repräsentieren beispielhaft das Leben in der Kulturmetropole Köln“, konstatiert Monika Schmitz, die bei den Vorbereitungen zu dem neuesten „111-Band“ selbst überrascht war von der „immensen Vielfalt“ an Glaubensorten der zahlreichen in der Domstadt ansässigen Religionsgemeinschaften .

Besondere Schätze

Für die Beschreibung stand der Autorin im Buch jeweils eine Seite zur Verfügung. „Schmerzlich“ sei diese Beschränkung gelegentlich gewesen, weil sie nur einen kleinen Teil aus der Fülle der Informationen vermitteln konnte, sagt sie. So konzentriert sie sich auf die Besonderheiten der jeweiligen Kirchen, skurrile Geschichten um die Historie, architektonische Auffälligkeiten, besondere Kirchenschätze oder „Unbekanntes im Bekannten“.

Die Kölner Autorin Monika Schmitz stellt Gotteshäuser in Köln und Umgebung vor.

Die Abteikirche St. Nikolaus war Monika Schmitz gut bekannt, weil sie dort in ihrer Jugend gelegentlich die Messe besucht hatte.

„Wirklich großartig“ findet sie die Kunst-Projekte, zu denen die Pulheimer Kulturabteilung international bekannte Künstler in die Synagoge Stommeln einlädt, die hier ortsbezogene Werke erschaffen. Auch die profanisierte Kirche St. Ursula dient seit einigen Jahren als Kunstort und genießt als Böhm-Chapel in Kunstkreisen große Beachtung. Monika Schmitz ist mit dem Rad aus Köln-Weiden nach Kalscheuren gefahren und war von dem Anblick, der sich ihr bei der Ankunft bot, völlig überrascht. „Das sieht ja aus, als sei ein Ufo in einer gesichtslosen Reihenhaussiedlung gelandet“, bemerkt sie schmunzelnd. Die Architektur des zeltartigen Baus, der Mitte der 50er-Jahre nach einem Entwurf von Gottfried Böhm entstanden ist, habe sie „sehr berührt“.

Auch die frühere Kirche St. Ursula in Kalscheuren, heute Böhm-Chapel genannt, erinnert die Autorin an ein Ufo.

Ebenfalls von Böhm stammt die Kirche St. Stephan, die ein markantes Beispiel für den Stil des Brutalismus ist. „Das Ensemble aus Glockenturm. Vorhalle und Kirchenraum wirkt rau und martialisch“, lautet der Eindruck der Autorin. Seit 2013 kann man hier außerdem ein begehbares Bodenlabyrinth bestaunen.

Hier rückt Schmitz die Deckengemälde der Abteikirche in den Blick.

Fünf Monate war Monika Schmitz mit der Arbeit an dem Buch beschäftigt, das vielfältige Anregungen zu Erkundungen liefert. Die Beschreibungen der Kirchen werden ergänzt durch Hinweise auf weitere Sehenswürdigkeiten in der nahen Umgebung. Die stimmungsvollen Fotos aus oft ungewöhnlicher Perspektive hat Britta Schmitz beigesteuert.

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Einheimische und Touristen können mit dem Buch jenseits des Doms, der romanischen Kirchen, der Synagoge und der Zentralmoschee überraschende Entdeckungen machen. „Unbedingt sehenswert“ und wirklich außergewöhnlich ist die „Sandkapelle“ in der Bachemer Straße 27. „Ein Ort, der sofort andächtig werden lässt“, wie Monika Schmitz sagt.

Monika Schmitz „111 Kölner Kirchen, die man gesehen haben muss“, Emons Verlag 2020, 240 Seiten, 16,95 Euro.