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Gewalt gegen Frauen in Rhein-ErftFrauenhaus sucht dringend Wohnungen für Betroffene

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In Fällen von häuslicher Gewalt sind in der Regel Frauen und Kinder die Leidtragenden. Die Pandemie stellt Frauenhäuser vor besondere Herausforderungen.

Rhein-Erft-Kreis – Bereits vor 20 Jahren haben die Vereinten Nationen (UN) nach eigenen Angaben zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen aufgerufen, der jährlich am 25. November stattfindet. Die Kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes zeigt, dass 2019 in Deutschland in 81 Prozent der Fälle Frauen Opfer von Gewalt eines Partners oder Ex-Partners waren.

Registriert wurden rund 142.000 Fälle. Das sind 0,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Etwas mehr als die Hälfte der Frauen lebte mit dem Täter zusammen. Die Delikte reichten von sexueller Nötigung und Freiheitsberaubung über Körperverletzung bis hin zu Mord.

Diese Auswertungen kennt Heike Vüllers, die sich seit zehn Jahren im Frauenhaus Rhein-Erft-Kreis engagiert, nur zu gut. Für das Team von Sozialarbeiterinnen und Pädagogen ist es am wichtigsten, dass die Betroffenen Schutz und Sicherheit, Hilfe und Beratung erfahren.

Frauenhaus Rhein-Erft benötigt mehr Plätze

In der autonomen Einrichtung des Kreises, die seit 30 Jahren besteht, haben sich in der Vergangenheit die Mitarbeiterinnen seitdem um mehr als 4000 Frauen und Kinder aus allen Gesellschaftsschichten gekümmert. An dem Standort, der aus Schutzgründen geheim ist, gibt es acht bis neun Plätze für Erwachsene, wenn Kinder hinzukommen sind es 24. „Aber gebraucht würden mehr Plätze in Schutzeinrichtungen für Frauen. Doch eigentlich sollte sich dieser gesellschaftliche Zustand ändern“, sagt Vüllers.

Heike Vüllers

Sie will sich nicht nur weiter dafür einsetzen, Frauen Schutz zu bieten, sondern auch dafür, dass sie nicht länger Opfer werden. Die Verweildauer im Frauenhaus liege bei zwei Wochen bis zu mehreren Monaten, berichtet sie. Ein immer größeres Problem sei es aufgrund der schwierigen Situation auf dem Wohnungsmarkt, eine neue Bleibe für die Frauen zu finden. Hier brauche es mehr Unterstützung aus der Politik.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit des Frauenhauses

Die Pandemie stellt die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses vor besondere Herausforderungen. Im ersten Lockdown sei es anfangs merkwürdig ruhig gewesen. „Aber nach den ersten Lockerungen stand das Telefon nicht mehr still und wir hatten deutlich mehr Frauennotrufe“, sagt Vüllers. Die Verzögerung erklärt sie sich dadurch, dass die Frauen erstmal die Chance haben mussten, allein zu sein. Zu Hause machten sich die Folgen von Homeoffice, Kurzarbeit, Jobverlust, geschlossenen Kindergärten und Schulen bemerkbar. Konflikte seien schneller eskaliert. Aufgrund dieser Situation kümmerte sich der Frauenhaus-Verein, in dessen Trägerschaft sich die Einrichtung befindet, um drei zusätzliche Wohneinheiten, eine davon stellte die katholische Kirche.

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Ob die Zahl der Frauennotrufe in der aktuellen „zweiten Welle“ der Pandemie steigen werde, bleibe noch abzuwarten. Aber es sei davon auszugehen. „Im Unterschied zum Frühjahr sind wir besser vorbereitet, haben Quarantäne-Zimmer etabliert, Hygienekonzepte erstellt. Wir arbeiten hier sehr gut mit dem Gesundheitsamt zusammen“, sagt Vüllers. „Aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit zum ersten Lockdown hoffen wir, dass sich viele Frauen über Hilfsangebote informiert fühlen.“ Die Nummer des Frauenhauses Rhein-Erft-Kreis lautet: 02237/7689. Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist unter 08000/116 016 jederzeit in Deutsch und 17 Fremdsprachen erreichbar.